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Schauspieler Achim Wolff im PNN-Interview: „Ich mag agile, physisch fordernde Rollen“

Achim Wolff spielt bei den Beelitzer Festspielen in der Komödie „Pension Schöller“ den genarrten Gutsbesitzer Philipp Klapproth.

Herr Wolff, vor zwei Wochen standen Sie zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder mit der „Pension Schöller“ in Berlin auf der Bühne. Was war das für ein Gefühl?

Ein etwas wehmütiges Gefühl. Der Umgang der Berliner Politik mit den Theatern am Kurfürstendamm in den vergangenen Jahren und dass es dort bald nur noch eine Bühne im Keller geben wird, hat bei uns Darstellern viel Trauer ausgelöst. Dazu kam, dass viele ehemalige „Schöller“-Darsteller – Friedrich Schoenfelder, Edith Hancke oder Elisabeth Wiedemann etwa – heute nicht mehr unter uns sind. Aber bei aller Wehmut war es fantastisch, zu sehen, welch wahnsinnige Resonanz wir immer noch auf die elf Vorstellungen bekamen.

Hatten Sie Ihren Text noch im Kopf?

Das meiste war tatsächlich schnell wieder abrufbar. Es ist schon verblüffend, was die menschliche Festplatte auch im Alter von 78 Jahren noch so leisten kann.

Sie spielen im Stück die Rolle des Philipp Klapproth, der von allen anderen auftretenden Personen an der Nase herumgeführt wird. Wie würden Sie Ihre Figur beschreiben?

Philipp Klapproth ist im Grunde bloß ein neugieriger, reicher alter Mann, der beim nächsten Stammtisch gerne eine gute Geschichte von seinem Berlin-Aufenthalt erzählen möchte, um auch mal die Lacher auf seiner Seite haben. Dafür soll ihm sein Neffe Alfred helfen, eine Irrenanstalt von innen zu besichtigen. Doch es kommt natürlich alles anders und am Ende wird der arme Klapproth beinahe selbst verrückt.

Was gefällt Ihnen an der Rolle besonders?

Es ist im Gegensatz zu meiner letzten Rolle, dem Großvater im Stück „Honig im Kopf“, eine unglaublich agile, physisch fordernde Rolle. Mir machen solche körperlich aktiven Rollen immer viel Spaß. Was mir außerdem gut gefällt: In diesem Stück muss ich mich sprachlich nicht verbiegen, sondern kann als Berliner hemmungslos berlinern.

Wird es bei der Aufführung in Beelitz Unterschiede zu den Berliner Aufführungen geben?

Im Originalstück ist Klapproth Besitzer eines Gutshofs in Kyritz – das haben wir in Berlin auch so gespielt. Wenn wir bei den Beelitzer Festspielen auftreten, nennen wir es stattdessen das Gut Beelitz. Außerdem wird es sicherlich auch das ein oder andere Mal um lokale Eigenheiten gehen. Wie das Thema Spargel, das in den Dialogen mehr als einmal auftauchen wird. Der Hauptunterschied zu den Aufführungen am Kudamm-Theater ist aber, dass wir erstmals im Freien spielen.

Was bedeutet das für Sie als Schauspieler?

Wir haben in Berlin immer auf einer Drehbühne gespielt, wegen zwei verschiedener Dekorationen. Die kann es beim Freilufttheater nicht geben. Wie das in Beelitz gelöst wird, weiß ich bisher auch noch nicht und bin gespannt. Wegen der anderen Akustik, wir werden mit Mikroports spielen, ist es bei Freilufttheater besonders wichtig, nicht zu schnell zu sprechen. Und nicht zuletzt hängt natürlich viel vom lieben Petrus ab. In den vergangenen zwei Wochen, als wir das Stück am Theater am Kurfürstendamm gespielt haben, herrschte draußen eine brüllende Hitze – ich habe selten so viele Hemden durchgeschwitzt. Hoffen wir mal, dass die Sonne noch bis zum letzten Tag der Festspiele, dem 20. August, durchhält.

Sie wohnen mit Ihrer Frau, der Schauspielerin Rita Feldmeier, seit 35 Jahren in der Gemeinde Stahnsdorf. Was hat Sie dorthin gezogen?

Wir wollten einen Kontrast zum hektischen Berlin. So gern ich die Stadt mag, in der ich geboren und aufgewachsen bin, manchmal ist sie mir einfach zu schnell. Unsere beiden Kinder sind in Stahnsdorf geboren und wir finden es schön, von der Großstadt ins Grüne zurückkehren zu können.

Was verbindet Sie mit Beelitz?

Ich muss gestehen: Bisher nicht so viel. Wir sind nur mal durchgefahren und kennen natürlich den leckeren Spargel. Aber die Festspiele habe ich in den vergangenen vier Jahren nicht geschafft zu besuchen, auch wenn dort in den Stücken „Im weißen Rössl“ und „Frau Luna“ hoch geschätzte Kollegen aufgetreten sind. Ich freue mich also darauf, die Stadt bei den diesjährigen Festspielen endlich mal richtig kennenzulernen.

Das Gespräch führte Julia Frese

Zur Person:

Achim Wolff, 78, hat an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg studiert. Der gebürtige Berliner ist aus zahlreichen Theater- und Fernsehrollen bekannt.

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