zum Hauptinhalt
Kulturpalast "Scala" in der Eisenbahnstraße in Werder.

© Andreas Klaer

Rettung für Kino in Werder (Havel): Scala wird doch nicht versteigert

Eine Stiftung aus Nordrhein-Westfalen verhandelt derzeit mit der Eigentümer-Betriebsgesellschaft über den Kauf. Wie viel das marode Haus kostet und was der Betreiber mit dem Kino jetzt vorhat.  

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Das Werderaner Scala Kino kommt am morgigen Freitag überraschenderweise doch nicht unter den Hammer. In letzter Minute konnte das einzige Filmtheater der Stadt noch gerettet werden. Die Stiftung Trias mit Sitz im nordrhein-westfälischen Hattingen an der Ruhr will das denkmalgeschützte Lichtspielhaus in der Eisenbahnstraße kaufen. Am Donnerstag wurde dazu verhandelt. Zuerst hatte die Märkische Allgemeine Zeitung darüber berichtet. 

Normalerweise fördert Stiftung deutlich kleinere Projekte

Die gemeinnützige Stiftung für Boden, Ökologie und Wohnen fördert unter anderem soziale Wohnprojekte, kauft Boden, um ihn vor Spekulation zu schützen und investiert in die Denkmalpflege. Eigentlich werden von der Stiftung in Einzelfällen Projekte mit einer Höhe von bis zu 5000 Euro gefördert. Der Kaufpreis für das Kino liegt mit 340 000 Euro deutlich über den bisherigen Fördersummen. Warum sich die Trias ausgerechnet in Werder so sehr engagiert, blieb am Donnerstag offen. Die Stiftung reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Jedoch wird Trias – so wurde im Vorfeld zwischen dem Kinoförderverein, dem derzeitigen Betreiber Gösta Oelstrom und der Stadt vereinbart – nur die Hälfte der Summe tatsächlich bezahlen. Rund 150 000 Euro will die Stadt Werder dazugeben, und zwar an den Förderverein, der als neuer Eigentümer das Geld an die Stiftung weitergibt.

Ein Antrag der Stadtverwaltung zu dem Investitionszuschuss ist am Mittwoch auf der Webseite der Stadt veröffentlicht worden. Darin schreibt die Verwaltung, „dass der Erhalt des Scala als Kultur- und Veranstaltungsort für die Stadt Werder von erheblichem Interesse ist“. Den städtischen Zuschuss zu dem Kaufpreis hat die Verwaltung aber an mehrere Bedingungen geknüpft: So soll das Scala-Kino für 30 Jahre erhalten bleiben, die Stadt möchte im Förderverein zukünftig mitsprechen und beansprucht einen Sitz im Entscheidungsgremium. Zudem soll auch im Grundbuch eingetragen werden, dass die Stadt den Kauf unterstützt hat und in den kommenden fünf Jahren wird das Scala keine weiteren Gelder aus dem Stadtsäckel erhalten. 

Stadt will 150.000 Euro zum Kauf dazugeben 

Sofort wird das Geld nicht fließen: Die 150 000 Euro an Zuschuss sollen nach den aktuellen Plänen der Stadtverwaltung im Doppelhaushalt 2020/2021 eingestellt werden. Ausgezahlt werden kann das Geld erst, wenn der Haushalt beschlossen ist und ihn die Kommunalaufsicht und Veröffentlichung im Amtsblatt möglich. In der Stadtverordnetensitzung am 19. März wird über den Antrag abgestimmt. Eine deutliche Mehrheit ist wahrscheinlich, das hat eine Umfrage der PNN unter den Fraktionen am Donnerstag ergeben. Und selbst wenn sich die Stadtverordneten überraschenderweise doch noch querstellen sollten, will Betreiber Oelstrom „notfalls“ die Summe mithilfe des Fördervereins stemmen. 


Die Sicherung des Kinos mit Hilfe der Stadt war in der Stadtpolitik schon öfter Thema. Problematisch war aus Sicht von Linke-Fraktionschef Peter Hinze bisher jedoch, dass die Besitzergesellschaft, vertreten durch den ehemaligen Betreiber Knuth Steenwerth, der Stadt immer eine recht hohe Summe für das marode Haus abverlangte. Zuletzt verlangte er 360 000 Euro, in die Summe sollen dem Vernehmen nach auch angebliche Mietschulden sowie eine Abstandszahlung mit hinein gerechnet worden sein. Sowohl die Fraktion der Freien Bürger als auch die Stadtmitgestalter haben zuletzt darauf gedrängt, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, um das Kino doch noch zu sichern. Mitte Februar lehnte der Vize-Fraktionschef der Werderaner CDU, Peter Kreilinger, einen Kauf ab – die Kaufsumme nannte er überteuert. 

Das denkmalgeschützte Kino muss dringend saniert werden.
Das denkmalgeschützte Kino muss dringend saniert werden.

© Andreas Klaer

Betreiber Oelstrom: "Ich bin erleichtert"

Dass auf den letzten Metern nun doch noch eine Lösung für das Kino gefunden wurde, „ist für mich eine große Erleichterung“, so der derzeitige Betreiber. Oelstrom betreibt das Kino seit rund viereinhalb Jahren. Wenn das Haus nun bald dem Förderverein gehören wird, dann könne endlich die dringend anstehende Sanierung beginnen. „Dann können wir hier mehr machen, als nur die notdürftigen Reparaturen.“ 

Oelstrom will noch in diesem Monat verschiedene Fördergelder beantragen, denn er plant Großes: Das Foyer soll neugestaltet werden, die obere Bühne soll wieder in ihren ursprünglichen, historischen Zustand versetzt werden. „Die Bühne wurde 1940 auch so gebaut, dass sie auch für Variétevorstellung genutzt werden konnte.“ Oelstrom will die Bühne weiter in den Saal hinein ragen lassen. Zudem sollen die alten Glühbirnen durch Led-Leuchten ersetzt werden, die Raumverkleidung im Kinosaal soll neu gemacht werden, geplant sind auch neue Kinosessel. Investieren will Oelstrom auch in moderne Veranstaltungstechnik, die Elektrik soll komplett erneuert, das Dach saniert, die Notausgänge erneuert, der Eingangsbereich vor dem Haus aufgehübscht werden. Allein die Sanierung am Gebäude würden rund 500 000 Euro kosten. Mit den Umbauarbeiten soll in einer mehrwöchigen Schließzeit bereits in diesem Sommer begonnen werden, so Oelstrom. „Der Charme des Alten macht das Erlebnis in diesem Kino aus, auch wenn wir umfassend umbauen, soll er erhalten bleiben.“ 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false