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Schmuck. Das Resort Schwielosee hat eine bewegte Vergangenheit.

© dpa/Patrick Pleul

Resort Schwielowsee hat neuen Besitzer: Ruhigeres Fahrwasser

Lange hat es gedauert. Nach zweieinhalb Jahren Insolvenz scheint die Zukunft des Resorts Schwielowsee sicher. Der Wechsel zu israelischen Investoren ist nun vollzogen.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Das Resort Schwielowsee hat offiziell seinen Besitzer gewechselt. Wie Ralf Beke-Bramkamp, Sprecher des Insolvenzverwalters Christian Graf Brockdorff, den PNN am Freitag mitteilte, wurden in dieser Woche die letzten Formalitäten für den Übergang des Resorts an die Hotel-Investorengruppe aus der börsennotierten Primecity Investment Plc. und der Precise Hotel Collection erfüllt. Damit sei die Übergabe erfolgreich abgeschlossen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Investmentgruppe war aus einem Bieterverfahren um das Resort wie berichtet bereits im Sommer 2017 als Gewinner hervorgegangen. Der Gläubigerausschuss, in dem auch die Stadt Werder (Havel) vertreten war, hatte dem Kaufvertrag zugestimmt. Aus Rücksicht auf die Geschäfte der laufenden Saison sei die eigentliche Übernahme aber auf Anfang dieses Jahres verschoben worden. „Mit der neuen Eigentümerseite haben wir einen strategischen Investor gefunden, der über langjährige Erfahrungen mit dem Erwerb von Hotels und Resorts verfügt“, so Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff.

International tätiger Investor

Die Precise Holding mit Sitz in Berlin ist bereits im Hotelmanagement tätig. Der aus Israel stammende Gründer und Firmenchef Ron Ben Haim hatte schon Führungspositionen internationaler Hotelgruppen wie Hyatt und Sheraton inne. Sein 2005 gegründetes Unternehmen, das nach eigenen Angaben „erschwinglichen Luxus“ bieten will, besitzt neben mehreren Hotels in Deutschland auch ein Golfresort im Süden Spaniens. Die Gruppe soll das Resort Schwielowsee führen. Dem zweiten Partner, der Primecity Investment mit Sitz im zyprischen Larnaka, gehören in Deutschland bereits 54 Hotels, die Ende 2016 mit 959 Millionen Euro in den Büchern standen. Hauptaktionär ist der israelische Geschäftsmann Yakir Gabay.

Die Mitarbeiter des Resorts im Werderaner Ortsteil Petzow sind Graf Brockdorff zufolge bereits auf einer Betriebsversammlung über die Übernahme informiert worden. „Mit der Übernahme konnte eine wichtige Vorgabe des Bieterverfahrens, nämlich die Fortführung des Resorts Schwielowsee als Beherbergungsbetrieb, erfüllt werden“, so Graf Brockdorff. Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) zeigte sich gegenüber den PNN erleichtert: „Es freut mich außerordentlich, dass das Resort jetzt wieder in ruhigem Fahrwasser ist und Sicherheit für die etwa hundert Mitarbeiter besteht.“ Unter anderem die Stadt Werder hat darauf bestanden, dass in der größten Hotelanlage der Stadt weiterhin Touristen übernachten können. Ein Bieter hatte zwischenzeitlich wie berichtet überlegt, das Resort in eine gehobene Wohnanlage zu verwandeln.

Betrugsprozess gegen Resort-Gründer Axel Hilpert

Das Haus mit 122 Doppelzimmern, fünf Suiten, zehn Ferienhäusern sowie Tagungsräumen, Restaurants und 55 Bootsliegeplätzen hatte im Juli 2015 Insolvenz anmelden müssen. Durch Altschulden, die sich allein bei der Deutschen Kreditbank (DKB) im Jahr 2014 auf 30 Millionen Euro belaufen haben, schrieb das von Axel Hilpert errichtete Resort rote Zahlen. Ende 2015 übernahm die neu gegründete Resort Schwielowsee Betriebsgesellschaft die Geschäfte, an der Hilpert nicht beteiligt war. Der Hotelier wurde in diesem Zusammenhang zuletzt vom Landgericht Frankfurt (Oder) wegen Betrugs zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Er habe die Landesinvestitionsbank ILB beim Bau des Luxus-Resorts um 2,6 Millionen Euro Fördergeld betrogen. Hilpert legte Revision gegen das Urteil ein. Wann der Bundesgerichtshof über den Fall entscheidet, ist derzeit unklar.

Die Resort Schwielowsee Betriebsgesellschaft führt das Haus derzeit laut dem Sprecher des Insolvenzverwalters weiter. Ob sie auch künftig bestehen bleibt oder die Precise Holding den Betrieb komplett von ihr übernimmt, war am gestrigen Freitag allerdings noch unklar. Der Betrieb unter der derzeitigen Gesellschaft sei in den vergangenen Monaten aber erfolgreich verlaufen. Auch Instandhaltungsmaßnahmen seien regulär durchgeführt worden.

Offen blieb vorerst, ob der neue Besitzer die im amerikanischen Stil gebaute Anlage wie bisher beibehalten oder langfristig umgestalten möchte. Die zuständigen Mitarbeiter waren gestern nicht zu erreichen.

Internationale Bekanntheit erlangte das 2005 eröffnete Resort, das etwa 40 Millionen Euro gekostet hat, im Jahr 2007. Damals haben sich die Finanzminister der G8-Staaten am Schwielowsee getroffen. Ein Jahr später trat der damalige SPD-Parteichef Kurt Beck vor der Resort-Kulisse von seinem Amt zurück.

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