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Zukunftsvorstellung. Auf dem Schulcampus in Caputh könnten einige Veränderungen anstehen. Nach den Vorstellungen der Planer könnte beispielsweise das Haus III (links) aufgestockt werden, um zusätzlichen Platz für mehr Schüler zu schaffen. Fotos: Martin Müller

© Martin Müller

Platzprobleme an der Grundschule: Capuths Campus soll wachsen

Gruppenarbeit auf den Fluren und Anmstehen fürs Mittagessen: Capuths Schulcampus ist zu klein für die fast 400 Schüler. Ein Neubau könnte helfen, würde aber Millionen kosten.

Von Enrico Bellin

Caputh/Ferch - Schüler, die auf dem Flur Gruppenarbeit machen müssen und ein Schulkonzept, das nicht mehr aufgeht: Die Caputher Grundschule platzt aus allen Nähten. Statt geplanter zwei Klassen pro Jahrgang sind vier Jahrgänge dreizügig. Ab September sollen zudem noch Kita-Kinder in den Schulräumen untergebracht werden. Einer am Dienstagabend im Infrastrukturausschuss von Schwielowsee präsentierten Studie der Berliner Planungsgesellschaft Sander Hofrichter zufolge benötigt die Schule mindestens 830 zusätzliche Quadratmeter, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Die Gemeinde würde das Millionen kosten.

Es fehlt an Gruppenräumen

Die Ganztagsschule wird derzeit von 379 Kindern besucht, hauptsächlich aus Caputh und Ferch. Im Planungskonzept wird mit einer künftigen Maximalgröße von 450 Kindern gerechnet. Schule, Mensa und Nachmittagsbetreuung sind in fünf Häusern auf dem Campus zwischen der Friedrich-Ebert-Straße und der Straße der Einheit verteilt. „Momentan haben alle Klassen einen Klassenraum. Aber für offene Unterrichtsformen oder Förderlernen für einzelne Kinder müssen wir die Flure mitnutzen“, schildert Rektorin Cathrin Rudzinski den PNN. Mittags gibt es drei gestaffelte Essenszeiten für die Klassen, damit die Schüler in der Mensa ohne längeres Anstehen versorgt werden können. Und das der Einführung der Ganztagsschule im Jahr 2005 zu Grunde liegende Konzept könne seit Jahren nicht mehr vollständig umgesetzt werden. „Wir haben damals jeder Klasse einen Klassen- und einen Gruppenraum zugeteilt, das klappt nicht mehr in allen Jahrgängen“, so Rudzinski. Im Gruppenraum soll vor allem die Nachmittagsbetreuung stattfinden. Dazu kommen auch externe Anbieter, die Kurse für die Schüler machen. Die Schule war lange Zeit Konsultationsstandort für den Ganztagsbereich, noch immer kämen Vertreter von Schulen des Landkreises, um sich von den Caputhern beraten zu lassen.

Damit die ihr Konzept auch mit wachsenden Schülerzahlen in Zukunft wieder umsetzen können, haben die Planer von Sander Hofrichter vier Varianten entwickelt, wie auf dem bestehenden Areal durch Neubauten oder Aufstockungen mehr Platz geschaffen werden kann und die teils historischen Häuser barrierefrei zugänglich werden könnten.

Foto: Enrico Bellin
Foto: Enrico Bellin

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Ein Neubau würde vier Millionen Euro kosten

Die laut Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) bisher favorisierte Variante besteht darin, das alte Schulhaus an der Straße der Einheit abzureißen und dort einen dreigeschossigen Neubau zu errichten. Darin könnte neben neuen Klassenräumen auch eine größere Mensa untergebracht werden. Die alte Mensa könnte anschließend abgerissen werden, wodurch die Kinder mehr Platz auf dem Schulhof hätten. „Allein durch den Neubau hätten wir den zusätzlichen Platzbedarf gedeckt“, so Planerin Dominica Sander. Die reine Bauzeit für das Haus würde bei eineinhalb Jahren liegen. Falls später noch mehr Platz benötigt würde, gäbe es immer noch die Möglichkeit, eines der Schulhäuser und einen Verbindungsbau aufzustocken. Grobe Kostenschätzungen liegen für diese Variante bei vier Millionen Euro.

„In dem Neubau könnte dann auch ein offenes Foyer für die Arbeit von Arbeitsgruppen entstehen“, ergänzte Kerstin Hoppe gegenüber den PNN. Sie sei froh, dass die Planungsvarianten zeigen, dass eine Erweiterung der Schule am Standort in Caputh möglich ist. „Der Neubau ist die beste Variante, um gemeinsames Lernen aller Kinder und Barrierefreiheit vor Ort umzusetzen“, so Hoppe.

Gemeindevertreter wollen weitere Schulen

Das sehen jedoch nicht alle Gemeindevertreter so. „Wir müssen darüber nachdenken, in Ferch eine Filialschule zu errichten, um Eltern und Kindern die Fahrerei zu ersparen“, sagte etwa Daniel Buscke (Linke). Zwischen Ferch und Caputh liegen etwa fünf Kilometer, eine Schule in Ferch gibt es nicht. Laut Verwaltung wurden in diesem Jahr jedoch nur 16 Kinder aus Ferch eingeschult. Im Schnitt seien zwischen 15 und 19 Kinder aus Ferch in den Jahrgängen.

Capuths Ortsvorsteher Carsten Grunow (CDU/FDP/UBS) warb hingegen für eine Schulteilung in Caputh. „Vorschulkinder sowie Schüler der ersten und zweiten Klasse könnten womöglich an einem anderen Standort unterrichtet werden“, so Grunow. Sein Fraktionskollege Daniel Schiffmann warb gleich für einen komplett neuen Schulcampus: „An der Michendorfer Chaussee verfügt die Gemeinde noch über größere eigene Flächen. Wenn man großräumiger über neue Schullösungen nachdenkt, könnte dort ein ganzer Campus entstehen.“

Doch es gibt auch Skeptiker: Thomas Dallorso (Bürgerbündnis Schwielowsee) will die historisch gewachsenen Schulgebäude beibehalten. Schließlich würden die Schülerzahlen nach Prognose der Gemeinde auch wieder sinken, Schwielowsee müsste für den Bau wohl aber neue Kredite aufnehmen. Auch würde ein dreigeschossiger Neubau städtebaulich nicht in die Straße der Einheit passen. Tatsächlich geht die Gemeinde davon aus, dass die Schülerzahlen in Caputh mit 415 im Jahr 2020 ihren Höchststand erreichen und dann wieder sinken werden. Durch die Planung auf 450 Schüler gäbe es noch eine Reserve von etwa acht Prozent.

Rektorin Cathrin Rudzinski wollte sich zur favorisierten Ausbauvariante gestern noch nicht äußern. Vorstellungen einer Teilung der Schule erteilte sie aber eine klare Absage: „Wer das fordert, hat das Konzept unserer Schule nicht verstanden.“ Jahrgangsübergreifende Projekte oder Arbeitsgruppen seien so nicht mehr möglich.

Die Ausbauvarianten für die Schule sollen nun in den weiteren Ausschüssen diskutiert werden.

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