zum Hauptinhalt

Pläne für Fläche Am Rehgraben: Weiter Streit um Bebauung in Bergholz-Rehbrücke

Um die Bebauung Am Rehgraben in Bergholz-Rehbrücke wird weiter gestritten. Die Gegner wollen weitere Zugeständnisse erreichen.

Bergholz-Rehbrücke - Das Tauziehen um die Bebauung der Fläche Am Rehgraben geht weiter: Bei der Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses will eine im August 2018 von Anwohnern gegründete Bürgerinitiative am heutigen Donnerstagabend weitere Änderungen am Bebauungsplanentwurf durchsetzen. „Wir werden den Plan in dieser Form auf keinen Fall akzeptieren“, sagt Birgit Leunert von der Bürgerinitiative. 

Konkret geht es den Mitgliedern der Initiative um die Höhe der geplanten Gebäude. „Mit 9,40 Metern würden sie die umliegenden Häuser überragen“, so Leunert. „Diejenigen, die am Bergblick wohnen, sehen dann gar keine Sonne mehr.“ 

Die Bürgerinitiative konnte die Bebauung bereits reduzieren

Die Bürgerinitiative hatte sich im August 2018 mit dem Ziel gegründet, eine möglichst große öffentliche Grünfläche auf dem Areal zu erhalten, das zu 55 Prozent Gemeindeeigentum ist und zu 45 Prozent dem Wilhelmshorster Bauunternehmer Philipp Krentz gehört. Das Anfangskonzept der Gemeinde Nuthetal hatte den Bau von 150 Wohneinheiten auf der Fläche vorgesehen. 

Nach mehreren Gesprächen mit der Gemeinde hatten sich beide Seiten angenähert. Auf den Protest der Bürgerinitiative hin war die Zahl der Wohnungen auf 100 reduziert und in einem städtebaulichen Konzept festgeschrieben worden. Diesem zufolge sollen Am Rehgraben nun sieben Einfamilienhäuser sowie sieben Doppelhaushälften entstehen. Auch ist der Bau von fünf Mehrfamilienhäusern mit rund 80 Mieteinheiten geplant. Nördlich der Mehrfamilienhäuser soll auf dem 2,2 Hektar großen Areal eine Kita für 80 bis 100 Kinder entstehen, deren Träger die Arbeiterwohlfahrt (Awo) sein wird. 

Auch die Zufahrtswege sorgten für Diskussionen

Der Vorsitzende des Ortsentwicklungsausschusses Wilfried Jahnke (Bürger für Nuthetal) ist der Ansicht, dass die Gemeinde den Anwohnern bereits deutlich entgegengekommen sei: „Es ist eigentlich unüblich, die Anzahl der Wohnungen vorab in einem städtebaulichen Konzept festzulegen.“ Die Kritik der Bürgerinitiative betraf neben der Bebauungsdichte allerdings auch die Zufahrtwege zu dem geplanten Wohngebiet. So forderten die Anwohner, dass die Erschließung über den Rehgraben erfolgen solle, damit die Straßen Milanring und Bergblick nicht durch zusätzlichen Verkehr belastet würden. 

Die Verbindung zwischen Milanring und Bergblick solle hingegen mit technischen Hilfsmitteln wie etwa versenkbaren Pollern gesperrt werden, sodass sie nur von Rettungs- und Versorgungsfahrzeugen genutzt werden könne. Darüber hinaus ist die Breite eines Grünstreifens am Bussardsteig Gegenstand der Diskussionen zwischen Bürgerinitiative und Gemeinde. „Das sind aber Dinge, die sich in einem städtebaulichen Konzept nicht festlegen lassen“, so Jahnke. Die Gemeinde überlege zwar tatsächlich, den Verkehr auf dem Milanring mithilfe von Pollern zu beruhigen, könne aber keine feste Zusage an die Bürgerinitiative machen.

Initiative warf der Gemeinde mangelnde Bürgerbeteiligung vor

Der Bebauungsplanentwurf hatte bereits bei der letzten Sitzung des Ortsentwicklungsausschusses am 29. August auf der Tagesordnung gestanden. Kurzfristig war der Punkt aber wieder gestrichen worden. Wilfried Jahnke begründet dies damit, dass zwar der zeichnerische Teil des Entwurfs fertiggeworden sei, das Architektenbüro aber zeitlich nicht in der Lage gewesen sei, einen schriftlichen Teil zu liefern. „Ohne diesen Teil wäre aber eine Diskussion unsinnig gewesen.“ Vertreter der Bürgerinitiative verfassten nach dem geplatzten Termin einen Offenen Brief an die Gemeinde, in dem sie sich erneut über mangelnde Bürgerbeteiligung und das Nichteinhalten von Zusagen seitens der Gemeinde beklagten. Unter anderem hieß es, es sei „eine Farce, eine Beschlussfassung anzusetzen und zwei Tage vor dem entscheidenden Termin festzustellen, dass die Grundlagen für eben diese Beschlussfassung unvollständig sind“.

Wilfried Jahnke sagt, er habe den Brief nicht nachvollziehen können. Es hätten mehrere Gespräche stattgefunden, um die Anwohner über ein übliches Maß hinaus an den Planungen zu beteiligen. Zudem sei das Bauprojekt ein überaus bürgerfreundliches: 80 Prozent der Wohnungen, die für das Gebiet Am Rehgraben geplant sind, sollen von einer Genossenschaft errichtet werden und dementsprechend zu sozial verträglichen Preisen vermietet werden, so der Vorsitzende des Ortsentwicklungsausschusses. Da es sich bei dem Areal um das letzte Stück Land handele, das zumindest zum Teil noch der Gemeinde gehöre, sei dort auch die letzte Chance für ein solches Wohngebiet. 

Rathausspitze hofft auf Baubeginn Anfang 2021

Laut Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) sind die Wohnungen dringend notwendig für die Gemeinde. Auch auf die geplante Kita könne die Gemeinde nicht verzichten, da sie bereits in die Bedarfsplanung des Landkreises aufgenommen worden sei. Die Bürgermeisterin hofft auf einen Baubeginn für Wohnungen und Kita Anfang 2021. „Es ist zurzeit so, dass wir keine einzige leere Wohnung mehr in der Gemeinde haben“, sagt Hustig. Ein Zuzug nach Nuthetal sei etwa für Familien aktuell kaum möglich, da es schon für die jetzigen Einwohner nur gerade eben genug Wohnraum gebe. Ältere Einwohner hätten häufig den Wunsch, in der Gemeinde wohnen zu bleiben, allerdings bräuchten sie dafür langfristig eine barrierefreie Wohnung. „Die würden gern ihre Einfamilienhäuser gegen eine Wohnung mit Fahrstuhl tauschen, wodurch wiederum die Häuser für junge Familien frei würden“, so Hustig. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false