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„Wer schneicht denn da?“ Winfried Glatzeder (M., mit langem Haar) mimt einen Jungschauspieler mit Sprachfehler. 

© Andreas Klaer

Pension Schöller: Die „Irren“ kehren zurück nach Beelitz

Die Komödie „Pension Schöller“ kehrt nach Beelitz ins Deutsche Haus zurück. Die erste Aufführung ist am zweiten Weihnachtstag, neun weitere folgen.

Beelitz - Gutsbesitzer Philipp Klapproth möchte unbedingt mal eine Irrenanstalt von innen erleben. Stattdessen landet er, ohne es zu merken, in der Pension Schöller, einer Unterkunft mit geistig zwar normalen, aber ziemlich exzentrischen Gästen. Den Komödienstoff aus dem Jahr 1890 haben Herbert Köfer, Achim Wolff und Winfried Glatzeder schon mehr als 1000 Mal gemeinsam auf die Bühne gebracht – zuletzt bei den Beelitzer Festspielen vor zwei Jahren. Nun gibt es eine weitere Wiederbelebung des Traditionsstücks. Für insgesamt zehn Aufführungen steht „Pension Schöller“ vom 26. Dezember bis 5. Januar im Deutschen Haus auf dem Programm.

Herbert Köfer (M.) spielt den Wirt der „Pension Schöller“.
Herbert Köfer (M.) spielt den Wirt der „Pension Schöller“.

© Andreas Klaer

Derzeit laufen dort die Proben auf Hochtouren. „Wer schneicht denn hinter mir?“, ruft Winfried Glatzeder über die Bühne, der im Stück einen Jungschauspieler mit einem ungewöhnlichen Sprachfehler mimt: Das „l“ wird bei ihm ausnahmslos zu einem „n“. So auch, als er kurz darauf aus Shakespeares „Hamlet“, pardon: „Hamnet“, zitiert: „Geh’ in ein Knoster, Ophenia!“ Glatzeder und Achim Wolff, der den getäuschten Gutsbesitzer darstellt, sind ein eingespieltes Team, das ist deutlich zu merken. 20 Jahre lang lief das Stück an der Berliner Komödie am Kurfürstendamm, ging mit dem Ensemble auch auf Tournee. Rund 1400 Mal standen die Schauspieler vor größtenteils ausverkauftem Haus auf der Bühne. Der einzige, der in jeder Aufführung dabei war, ist allerdings Achim Wolff. „Alle anderen Darsteller hatten mindestens einmal eine Vertretung“, sagt der 81-Jährige. Auch wenn er das Stück zwei Jahre lang nicht gespielt habe, könne man ihn mitten in der Nacht wecken und er könnte sofort sämtliche Szenen auswendig spielen, erzählt Wolff. „Da bin ich doch immer wieder überrascht, wie gut dieser Computer im Kopf noch funktioniert.“

Auch der Bürgermeister taucht im Stück auf

Den Pensionswirt Schöller spielt der 98-jährige Herbert Köfer, der seit den 50er-Jahren in zahlreichen Film- und Theaterrollen zu sehen ist. Als er Anfang des Jahres im wiedereröffneten Haus in dem Stück „Ein gesegnetes Alter“ auftrat, sei die Idee entstanden, die „Pension Schöller“ ebenfalls erneut nach Beelitz zu holen, wie Bürgermeister Bernhard Knuth (SPD) erklärt. „Die Freilichtaufführung bei den Beelitzer Festspielen vor zwei Jahren war ein Riesenerfolg.“ Wie schon bei den Festspielen hat Regisseur Jürgen Wölffer die Vorlage leicht modifiziert. Kommt der Gutsbesitzer Klapproth im Original aus dem Brandenburger Städtchen Kyritz, wurde seine Herkunft bei der Version, die im Deutschen Haus zu sehen sein wird, selbstverständlich nach Beelitz verlegt. Und sogar Bürgermeister Knuth taucht im Stücktext auf.

Im Unterschied zur damaligen Aufführung bietet die Bühne im Deutschen Haus deutlich weniger Platz. Auch wenn viele der Schauspieler ihre Texte noch von früher beherrschen, sind die Proben in den nächsten Tagen also wichtig für das Gelingen der Aufführung. Da geht der eine Schauspieler durch die falsche Tür von der Bühne, ein anderer stellt fest, dass er an dieser oder jener Stelle zu wenig Platz für ausholende Armgesten hat. „Darauf müssen wir Rücksicht nehmen und unsere Spielweise anpassen“, sagt Achim Wolff.

Mit 98 Jahren noch auf der Bühne

Dass eine Spielreihe kurz nach den Feiertagen auch ihre Nachteile hat, habe er zunächst nicht bedacht gehabt, sagt Wolff: „Meine Partnerin hat erstmal gesagt, das versaut uns doch das Weihnachtsfest“, erzählt der 81-Jährige, der seit 1985 mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in Stahnsdorf lebt. „Aber das schöne Ambiente des Saals hat sie dann überzeugt, dass wir das machen müssen.“ An Heiligabend und am ersten Weihnachtstag will er allerdings keinen Gedanken an die bevorstehenden Auftritte verschwenden, so Wolff. „Weihnachten ist für mich die schönste und kitschigste Zeit im Jahr“, sagt der Schauspieler. Schließlich spielte er vor einigen Jahren in der Kinderfilmreihe „Beutolomäus“ selbst den Weihnachtsmann.

Auch Herbert Köfer will an den Feiertagen nichts vom Proben wissen: „Da sitze ich mit der Familie gemütlich unterm Baum.“ Der 98-Jährige freut sich, dass er seine legendäre Rolle trotz seines hohen Alters noch auf die Bühne bringen kann. „Ich glaube allerdings, das wird jetzt wirklich das letzte Mal für die ,Pension Schöller’ sein.“

Tickets sind noch zu haben

Die Vorstellungen seien bisher etwa zu zwei Dritteln ausverkauft, sagt Stadtsprecher Thomas Lähns. Für den Termin am 29. Dezember gebe es keine Tickets mehr und für Silvester nur noch wenige Restkarten. Am Sonntag, dem 29. Dezember, und Sonntag, dem 5. Januar, beginnen die Vorstellungen jeweils um 16 Uhr, am 31. Dezember um 19 Uhr. An allen anderen Tagen ist um 19.30 Uhr Vorstellungsbeginn. Die Tickets kosten 29 Euro, an Silvester 45 Euro.

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