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Die Amtsinhaberin. Seit 2010 ist Ute Hustig Bürgermeisterin von Nuthetal. 1993 ist sie nach Saarmund gezogen und seither im Ort und der Gemeinde politisch aktiv, vorher war sie Stadtverordnete in Potsdam. Ihr größter Erfolg ist es, den Kassenkredit der Gemeinde von einer Million Euro abgebaut zu haben.

© Andreas Klaer

Nuthetal: Mit links konsolidiert

Ute Hustig hat Nuthetal wieder ins Plus gebracht. Dass sie früher vom Sozialismus überzeugt war, dazu steht die Bürgermeisterin.

Von Enrico Bellin

Am 6. Mai wählen die Bürger in Nuthetal ihre Bürgermeisterin. Zwei Kandidatinnen stehen zur Wahl, die PNN stellen sie vor. Heute: Amtsinhaberin Ute Hustig (Linke).

Sie ist Fachwirtin für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, hat einen Master in Wirtschaftspsychologie und arbeitete am Aufbau der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) mit: Wer die Vita von Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig liest, würde wohl nicht darauf kommen, dass sie die einzige Bürgermeisterin der Region mit einem Linke-Parteibuch ist. Seit 2010 leitet die 54-Jährige die Gemeinde, die damals kurz vor dem finanziellen Kollaps stand. Obwohl Nuthetal mit rund 10 000 Einwohnern eher überschaubar ist, war die Gemeinde mit einem Kassenkredit von rund einer Million Euro belastet. Hustig, die zuletzt Referatsleiterin für Kreditmanagement bei der ILB war, musste kämpfen, um überhaupt die Gehälter ihrer Mitarbeiter weiter zahlen zu können. In den vergangenen acht Jahren hat sie den Haushalt konsolidiert, was sie auch als ihren größten Erfolg ansieht. Die Gemeinde kann wieder investieren.

„Bei der Investition ins Radwegenetz haben wir etwa bei Null angefangen“, sagt Hustig. Der erste Erfolg war das kurze Stück zwischen dem Saarmunder Ortsausgang und dem Bahnhof. In diesem Jahr sollen wie berichtet die Wege nach Langerwisch und Philippsthal folgen. „Mein Ziel für die nächste Amtszeit ist es, auch Nudow, Fahlhorst und Tremsdorf anzubinden, damit jeder in der Gemeinde gut mit dem Rad vorankommt.“

Hustig selbst gehört zu den Menschen, die nicht gern still sitzen. Im Urlaub sei stets Wandern angesagt, ihre Stammlaufstrecke ist der Saarmunder Rennsteig – eine 4,3 Kilometer lange Route in den Hügeln am Flughafen, die sie meist zweimal pro Woche in einer halben Stunde absolviere, so Hustig.

Schon immer links gewesen

1993 zog die gebürtige Berlinerin, die zwei inzwischen erwachsene Töchter hat, mit Mann und Kindern von Drewitz nach Saarmund in ihr Eigenheim in die Bergstraße. „Die Wohnung in Potsdam war zu klein. Hier gab es schon damals eine Grundschule und eine gute Busanbindung, und trotzdem ist man im Grünen.“ Dass sie die Region kaum verlassen hat – studiert hat sie in Beeskow (Oder-Spree), anschließend lebte sie in Potsdam – sieht sie als Vorteil im Amt und im Wahlkampf, den sie ohne große Wahlveranstaltungen gern auf Sportplätzen oder bei Grillfesten bestreitet.

Politisch engagiert ist Ute Hustig schon seit 1990, zunächst saß sie in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. Mit dem Umzug wurde sie für die Linken als Gemeindevertreterin in Saarmund gewählt, nach der Gründung der Gemeinde Nuthetal 2003 zog sie auch dort ins Parlament ein. Sie sei schon immer links gewesen, sagt sie. In der DDR ist sie in die SED eingetreten und ist den Weg der Partei über die PDS zur heutigen Linkspartei mitgegangen. Noch als Potsdamer Stadtverordnete sei sie auf eine Stasi-Vergangenheit hin untersucht worden, ohne Auffälligkeiten. „Ich habe für keinen Geheimdienst dieser Welt gearbeitet und würde das auch nie tun“, sagt Hustig.

Vom Sozialismus sei sie allerdings überzeugt gewesen. „Soziale Gerechtigkeit ist das Wichtigste überhaupt.“ Ob sie den Sozialismus noch immer für die bessere Gesellschaftsform hält? „Man kann nichts gegen die Menschen machen, um Veränderungen herbeizuführen“, lautet ihre diplomatische Antwort.

In ihrer Gemeinde wird Hustig über Parteigrenzen hinweg geschätzt. Auch die Grünen sowie die Bündnisse Bürger für Nuthetal (BfN), Bürger der Ortsteile Nuthetals (BON) und die für die Feuerwehr gewählten Gemeindevertreter unterstützen ihre Kandidatur. Selbst ihre parteilose Gegenkandidatin Katrin Krumrey äußert kaum Kritik an Hustig selbst, sieht jedoch Handlungsbedarf etwa bei der Versorgung mit Kitaplätzen.

Ein Job für die Kreditmanagerin

Den sieht inzwischen auch Hustig. So will sie in der nächsten Amtszeit im Gebiet um den Rehgraben im größten Ortsteil Bergholz-Rehbrücke eine neue Tagesstätte errichten lassen, noch bevor dort neue barrierefreie Wohnungen gebaut werden sollen. Auch ein Hort soll entstehen sowie neue Kunstrasenplätze. Wie ihre Konkurrentin Krumrey unterstützt Hustig die Bürgerinitiative Depo-Nie, die sich vor allem in Saarmund gegen die geplante Bauschuttdeponie der Firma BZR in der Fresdorfer Heide engagiert.

In ihrer zweiten Amtszeit, die laut Hustig auch ihre letzte sein würde, will die Bürgermeisterin auch die nach ihrer Ansicht größten Misserfolge der vergangenen acht Jahre anpacken. So lief die Entwicklung des sogenannten Spezialbaugeländes am Bahnhof Rehbrücke nicht wie geplant: Die Landesplanung hat die Pläne für einen großen Baumarkt auf dem Gelände nahe der Potsdamer Stadtgrenze untersagt. „Auch verstehen sich die Eigentümer der Flächen dort nicht so gut, als das man bisher ein Gesamtkonzept für das Areal auflegen konnte“, so Hustig. Dort müsse weiter vermittelt werden.

Auch die Pläne für die Lärmschutzwand entlang der A10 bei Fahlhorst müssten neuen Schub erhalten. Der Ort mit etwa 170 Einwohnern liegt nur 400 Meter von der Autobahn entfernt. Wie berichtet wollte ein Investor dort seit 2013 eine Lärmschutzwand mit Solarzellen bestücken. Der Landesbetrieb Straßenwesen besteht jedoch darauf, dass mit den Arbeiten erst begonnen wird, wenn ein Fernmeldekabel entlang der Fahrbahn verlegt ist.

Das Kabel soll in diesem Jahr fertig werden. „Zum Jahresende werde ich Gespräche mit dem Investor aufnehmen, um zu klären, ob er überhaupt noch Interesse am Bau hat“, so Hustig. Auch die Finanzierungsmöglichkeiten müssten neu ausgeleuchtet werden, da die Solarförderung inzwischen geändert wurde. Ein Job für die Kreditmanagerin.

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