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Im Gespräch. Tilo Jung mit einer Werderaner Schülerin.

© E. Schmid

„Nervt eure Eltern, wählen zu gehen“: YouTuber Tilo Jung am Werderaner Gymnasium

Wie politisch ist die Jugend? Über diese Frage debattierten am Werderaner Haeckel-Gymnasium der YouTuber Tilo Jung, Bundestagsabgeordnete Manja Schüle und Politikwissenschaftler Markus Gloe.

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Es begann leise und endete laut: Der Ausstieg aus der Kohle und der Kampf um den Klimaschutz waren am Donnerstagabend im Werderaner Ernst-von-Haeckel-Gymnasium die Themen, die heiß diskutiert wurden. Auf dem Podium saßen der YouTuber Tilo Jung, der ARD-Journalist Hans Jessen aus dem Hauptstadtstudio, die Bundestagsabgeordnete Manja Schüle (SPD) und der Politikwissenschaftler Markus Gloe von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Eingeladen hatte sie Pierre Kabisch, Lehrer für Politische Bildung am Haeckel-Gymnasium. Seit vergangenem Jahr lädt er prominente Persönlichkeiten zur Talkrunde „Werderaner Gespräche“ in das Foyer der Schule.

Tilo Jung stellt einfache, vielleicht auch naive Fragen

Dieses Mal ging es um das Politikinteresse von Jugendlichen. Rund 50 Gäste waren gekommen, der Großteil davon Schüler des Gymnasiums. Was anfangs harmlos begann mit der Diskussion um das Herabsenken des Wahlalters, endete in einem hitzigen Schlagabtausch zwischen Manja Schüle und Tilo Jung, der auf YouTube Jugendlichen mit seinem Format „Jung & Naiv“ Politik näherbringen will. Jung, der auf Twitter über 64 000 Follower hat und dessen Videos auf YouTube teilweise mehrere Hunderttausend Mal aufgerufen werden, ist in den sozialen Medien aktiv und stellt Politikern einfache, zum Teil naive Fragen. Sein Ziel: Sie sollen so antworten, dass jeder sie versteht. Jung hakt nach, duzt die Politiker und überträgt regelmäßig die Bundespressekonferenz als einstündiges Video auf seinen Kanälen.

Jung zu Schülern: „Ihr seid ziemlich uninteressant für die Politik“

In Werder war seine Botschaft ernüchternd: „Ihr seid ziemlich uninteressant für die Politik“, sagte er den Schülern. SPD und CDU würden sich für die über 50-Jährigen interessieren, die größte Wählergruppe in Deutschland. Wie im Netz bezog er auch in Werder klare Position gegen konservative Politik. CDU und AfD sind seine großen Feindbilder.

Er appellierte an die Schüler bei der Demonstration „Fridays For Future“ mitzumachen. Weltweit gehen freitagnachmittags Schüler auf die Straße, um für einen besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Ein 13-Jähriger unter den Gästen wollte wissen, warum er die Regeln brechen muss, um sich politisch zu engagieren. Jung erklärte, dass nur durch Regelbruch sich „eure Eltern fragen, was sich ändern muss“. 

Und: Nur die Eltern könnten durch ihr Kreuzchen bei den Wahlen etwas bewirken. „Also nervt sie, zur Wahl zu gehen.“ SPD-Politikerin Schüle konterte, dass sie nicht die Eltern brauchen, damit sich etwas ändere. „Es ist euer legitimes Interesse für eure Zukunft zu demonstrieren.“ 

Die nächsten „Werderaner Gespräche“ zur Europawahl finden am 20. und 21. März, jeweils um 18 Uhr in der Kesselgrundstraße 62-68 statt.

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