zum Hauptinhalt
Das Stahnsdorfer Übergangswohnheim in der Ruhlsdorfer Straße.

© Ottmar Winter

Nach Corona-Infektion von Familie: Linke fordert dezentrale Unterbringung für Geflüchtete

Nachdem in einem Übergangsheim eine Familie positiv auf das Coronavirus infiziert wurde, werden Forderungen nach einer besseren Unterbringung für Geflüchtete laut. Doch das ist nicht so einfach.

Von Sarah Stoffers

Stahnsdorf - Im Zusammenhang mit den aktuellen Infektionen in dem Übergangswohnheim in Stahnsdorf hat die Landtagsabgeordnete der brandenburgischen Linksfraktion, Marlen Block, eine dezentrale Unterbringung für Geflüchtete gefordert. Die Unterbringung auf engstem Raum mit hunderten anderen Menschen könne zu einer massiven psychosozialen Belastung führen und wie in diesem Fall auch zu Gesundheitsrisiken. Block fordert eine „massive Ausweitung des öffentlichen Wohnungsbaus.“

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Wie berichtet war in dem Stahnsdorfer Wohnheimkomplex am Wochenende eine Familie positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Gesundheitsamt hatte Quarantäne angeordnet. Thomas Kaminsky, Leiter der Flüchtlingsarbeit für die Region Brandenburg Nordwest beim Internationalen Bund (IB) – der soziale Träger der Einrichtung – kann die Kritik an der Wohnsituation nachvollziehen. Er verweist aber auf die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt in der Region. Solche Kritik, die immer wieder laut werde, sei daher „gut gebrüllt“. Doch müsse man bei den Forderungen eben auch gezielt den Wohnungsmarkt in den Blick nehmen.

Marlen Block
Marlen Block

© Manfred Thomas

Wie Kaminsky erklärte, ist die Mutter der betroffenen Familie mit ihren fünf Kindern am Mittwoch in das Männerwohnheim in der Potsdamer Straße in Teltow gezogen. Die Einrichtung verfügt über separate Wohnungen mit eigenen sanitären Anlagen und wurde vom Landkreis bereits in der Vergangenheit als Quarantänestation genutzt. Der Vater der Familie befinde sich wegen seiner Symptome noch im Krankenhaus, teilte Kaminsky mit. Der Familie gehe es den Umständen entsprechend gut.

Ohne Maske gibt es Ärger

Um weitere Ansteckungen in dem Heim in Stahnsdorf zu verhindern, achten Mitarbeiter und Wachschutz wie berichtet nun verstärkt auf die Einhaltung der Regeln. Die beiden Häuser verfügen auf ihren jeweils vier Etagen über Gemeinschaftsduschen mit separaten Duschkabinen und Gemeinschaftsküchen. Wer ohne Maske in den gemeinschaftlich genutzten Bereichen unterwegs ist, bekomme Ärger, so Kaminsky. Es werde versucht Ansammlungen zu verhindern. „Aber wenn die Leute nicht mitmachen, kann man nur bedingt etwas unternehmen. Wir können die Menschen nicht zwingen“, so Kaminsky. Gerade die Gemeinschaftsküchen seien neuralgische Punkte. Es zu unterbinden, dass Bewohner gleichzeitig kochen, sei schwierig. Zwar sei der Wachschutz vom Landkreis verstärkt worden, doch die Kräfte könnten nicht zeitgleich alle Etagen der zwei Häuser kontrollieren. „Wenn viele Menschen zusammenkommen, liegt es nahe, dass sie sich untereinander leichter anstecken“, so Kaminsky.

Mit weiteren Infektionen wird gerechnet

Während der Quarantäne haben bisher die Mitarbeiter des sozialen Trägers auf Rechnung des Landkreises die notwendigen Dinge, wie Lebensmittel, Windeln oder Babynahrung eingekauft und verteilt. Das werde sich nun in Absprache mit dem Landratsamt ändern, so Kaminsky. Die Bewohner sollen ab dem 23. Juli ihre Wünsche auf Listen angeben können. Mitarbeiter des Landratsamtes würden die Einkäufe erledigen und bringen. Die Bewohner bezahlen ihre Bestellungen selbst.

Am Mittwochnachmittag sollten die ersten Bewohner auf das Coronavirus getestet werden. Bislang sind nach Angaben des Landkreises keine weiteren Fälle bekannt. Kaminsky rechnet wegen der Wohnsituation mit weiteren Infektionen. Wie es dann weitergeht, werde das Gesundheitsamt entscheiden.

Im Landkreis Potsdam-Mittelmark liegt die Zahl der Coronafälle unterdessen unverändert bei 554. Aktiv erkrankt sind aktuell sieben Personen. Insgesamt hat sich die Zahl der Infektionen im Land Brandenburg seit Dienstag leicht erhöht. Das Gesundheitsministerium meldete am Mittwoch elf neue Fälle. Davon gab es allein sieben im Landkreis Barnim. Aktiv erkrankt sind in Brandenburg derzeit rund 80 Personen. 

(mit dpa)

Zur Startseite