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Ab Wochenanfang sollen sich auf der Baustelle in der Wilhelm-Külz-Straße wieder die Kräne drehen. 

© Andreas Klaer

Nach Bombensprengung in Stahnsdorf: Bauarbeiten auf Bonava-Baustelle gehen weiter

Zwei Wochen nach der Bombensprengung in Stahnsdorf kämpfen Anwohner und Betriebe noch mit den Folgen. An den Rohbauten auf der Baustelle gab es aber keine Schäden.

Von Eva Schmid

Stahnsdorf - Zwei Wochen nach der Sprengung einer 500-Kilogramm-Fliegerbombe in Stahnsdorf kehrt langsam der Alltag zurück. Wenn auch mit Einschränkungen: Noch immer sind zahlreiche Scheiben nur notdürftig repariert, Dächer in Teilen abgedeckt. Die zerstörte Zwischendecke im Stahnsdorfer Fitnessstudio „Fit 2000“ wird derzeit abgetragen, Kunden der Auto-Hifi-Werkstatt „Schneller Hören“ dürfen seit der Bombe nur noch anklopfen: „Nicht drücken, keine Tür“ steht auf der Pressspanplatte am Eingang zur Werkstatt. Ab Montag sollen die Bauarbeiten auf der Bonava-Baustelle in der Wilhelm-Külz-Straße, auf der die Bombe am 8. Februar detonierte, fortgeführt werden. Das teilte das Bauunternehmen am Freitag auf Anfrage mit. 

Keine Schäden an Bonava-Rohbauten

„In den vergangenen Tagen trafen sich Statiker, Vermesser und weitere Experten, um die Auswirkungen der Detonation auf der Baustelle zu untersuchen“, sagte Bonava-Sprecherin Katja Kargert den PNN. Einer der beiden Kräne musste aufgrund von Schäden demontiert werden und wurde ersetzt. Der zweite Kran konnte vor Ort repariert werden. An den bereits begonnenen Rohbauten hätte der Statiker keine Schäden entdeckt. Es habe, so Kargert, nur kleinere optische Abplatzungen an der Betonoberfläche der Tiefgaragenwände gegeben. „Nach Rücksprache mit der Unteren Bauaufsichtsbehörde können die Bauarbeiten ab sofort wieder aufgenommen werden.“ 

Eine zerstörte Zwischendecke im Stahnsdorfer Fitnessstudio "Fit 2000".
Eine zerstörte Zwischendecke im Stahnsdorfer Fitnessstudio "Fit 2000".

© privat/PNN

Bonava will bis Frühjahr 2021 wie berichtet sechs Gebäude mit zusammen 66 Eigentumswohnungen in Stahnsdorf errichten. 
Dass es auf der Baustelle weitergehen kann, bestätigte am Freitag auch der Kreis: Bei einem Gespräch zwischen Bonava und der Bauaufsicht seien Prüfprotokolle für die Rohbauten, das Kranfundament, die Baugrubensicherung sowie zur Tragfähigkeit des Baugrundes angefordert worden, sagte Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert. 

Genervt und enttäuscht von Bonava: Der Auto-Hifi-Spezialist Sven Ratzburg. Er wohnt direkt gegenüber der Baustelle.
Genervt und enttäuscht von Bonava: Der Auto-Hifi-Spezialist Sven Ratzburg. Er wohnt direkt gegenüber der Baustelle.

© Andreas Klaer

Die Prüfberichte würden vorliegen. Auch sei die Bauaufsicht vor zwei Tagen auf der Baustelle gewesen und werde erneut am Montag vor Ort sein. Und: „Der Bauherr hat nochmals den Zentraldienst der Polizei hinzugezogen“, so Schwinzert. Es bleibe bei einer kampfmitteltechnischen Baubegleitung durch eine Fachfirma. Erdmassen sollen gesichtet und vorsondiert werden.  Bei anderen Bauprojekten wiederum kann der Zentraldienst der Polizei empfehlen, das Grundstück zuerst komplett zu untersuchen, bevor gebaut werden darf. Ein baubegleitendes Verfahren wie das in Stahnsdorf wird aber nicht nur im Landkreis Potsdam-Mittelmark, sondern – je nach Grundstück – zum Beispiel auch in Potsdam angewandt.


Wie gefährlich das im Zweifelsfall aber sein kann, hat der Stahnsdorfer Fall gezeigt: Die brenzlige Situation wurde wie berichtet durch einen Bauarbeiter ausgelöst. Er soll Boden aus einem Abschnitt ausgehoben haben, der noch nicht untersucht worden war. Als das passierte, war auf der Baustelle kein Kampfmittelexperte anwesend, da „ lediglich Verfüllarbeiten mit bereits geprüfter Erde vorgesehen waren“, teilte Bonava danach mit. 
„Unser Nachunternehmer hat sofort die Verantwortung für sein Handeln übernommen und die unbedachte und individuelle Fehlentscheidung offen eingestanden. Unser Vertrauensverhältnis zu ihm besteht nach wie vor, so dass wir auch weiterhin zusammenarbeiten werden“, sagte Bonava-Sprecherin Kargert am Freitag. 

Skepsis gegenüber Bonava bleibt

Das Unternehmen bemüht sich um Schadensbegrenzung: Um künftig jegliche Verdachtsmomente auszuschließen, werde Bonava den restlichen Teil der Baugrube, in dem weitere Erdarbeiten stattfinden, als auch alle Bereiche des Grundstücks, in denen es keine Erdeingriffe gibt, prüfen, „obwohl dies nicht gefordert ist“, teile Kargert mit. Dazu werde ein Kampfmittelexperte in enger Abstimmung mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst in einem kleinen Raster Bohrungen und anschließend Messungen vornehmen. Darüberhinausgehende Auflagen habe die Bauaufsicht dem Unternehmen nicht erteilt.  Doch die Skepsis gegenüber Bonava bleibt: „Bis zum heutigen Tage ist niemand von ihnen auf mich zugekommen“, ärgert sich der Inhaber der Auto-Hifi-Werkstatt, Sven Ratzburg, der gegenüber der Baustelle seine Werkstatt hat.  Dabei wäre es für das Großunternehmen leicht gewesen, ein paar Handwerker für erste Reparaturen vorbeizuschicken. Ratzburg hätte es auch schon gereicht, wenn Bonava wenigstens das Gespräch gesucht hätte. 

An seinem Haus und seiner Werkstatt seien durch die Druckwelle Schäden von mehr als 100 000 Euro entstanden. Im Stahnsdorfer Fitnessstudio geht man von einem Schaden im unteren fünfstelligen Bereich aus. Rund 50 Eigentümer haben sich wie berichtet bisher bei der Gemeinde Stahnsdorf wegen Schäden gemeldet. Darunter sind 17 betroffene Allianzkunden, die Feuersozietät Berlin-Brandenburg kommt auf fünf Betroffene. Derzeit prüfen die Versicherer noch, ob und wen sie in Regress nehmen. Innenminister Michael Stübgen (CDU) kündigte am vergangenen Wochenende bei einem Vor-Ort-Termin an, Betroffenen in Härtefällen zu helfen. Zuerst hatte darüber die "Märkische Allgemeine Zeitung" berichtet. 

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