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Michendorf: Sieben oder acht Meter von Fenster zu Fenster

Ein Investor plant in Michendorf elf vierstöckige Wohnblocks. Gemeindevertretern und Anwohnern ist das zu viel und zu hoch.

Michendorf - Elf Stadtvillen erhitzen seit mehr als 20 Jahren die Gemüter der Michendorfer. Bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend im Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“ stellte der Investor Reinhard Mozigemba die aktuellste Version seiner Bauplanung für den Wieselweg vor. Die dreistöckig geplanten Häuser mit rund 200 barrierefreien Mietwohnungen sollen demnach nicht mehr mit je einem Satteldach abschließen, sondern als Überbau ein sogenanntes Staffelgeschoss bekommen. Im Michendorfer Bauausschuss wurde diese Änderung vor wenigen Wochen einstimmig abgelehnt.

Für Investor Reinhard Mozigemba ist das eine unverständliche Entwicklung: „Es hieß vorher immer, geringfügige Änderungen an den Bauplänen seien kein Problem.“ Das Staffelgeschoss entspreche modernem Baugeschmack und biete zusätzliche Stellfläche, habe also nur Vorteile für die zukünftigen Mieter. Hartmut Besch (FDP), der Michendorfer Ortsvorsteher, und sein Vertreter, Peter Pilling (Die Linke), begrüßten die Pläne Mozigembas samt der Änderung. „Michendorf ist sehr beliebt und bekommt immer mehr Zuzug aus den nahegelegenen Städten“, sagte Besch. „Wir können darum den neuen Wohnraum gut gebrauchen.“

Der Bauausschuss begründete seine Ablehnung damit, dass für die Anwohner der umliegenden Grundstücke eine unzumutbar dichte Bebauung entstünde. „Die bisherigen Anwohner haben ihre Häuser dort unter anderen Voraussetzungen gebaut“, sagt Volker-Gerd Westphal, der Fraktionsvorsitzende der Michendorfer SPD und Mitglied im Bauausschuss. Auch Andreas Henning, Fraktionschef der Michendorfer CDU, ist der Meinung, dass elf viergeschossige Häuser für das Areal eine zu dichte und zu hohe Bebauung darstellten: „Es entstünde dort ein extrem kompaktes Areal, von Fenster zu Fenster wären es nur sieben oder acht Meter.“

In der Gemeindevertretung am Montagabend wollen Henning und Westphal beantragen, dass die Gemeinde den Bebauungsplan noch einmal überprüft. Laut dem Baugesetzbuch hätte sie dafür bis zu zwölf Monate Zeit. „Diese Zeit möchten wir auf keinen Fall ausreizen, sondern möglichst schnell zu einem für alle Seiten akzeptablen Kompromiss finden“, sagt Westphal. „Es wäre für Michendorf sehr misslich, wenn das Bauprojekt am Ende ganz gekippt werden sollte, denn der Wohnraum wird dringend gebraucht.“

Ein Kompromiss könnte etwa darin bestehen, dass Mozigemba anstatt elf nur neun Stadtvillen auf dem Areal baut und das Staffelgeschoss weglässt. Sowohl Henning als auch Westphal wollen am Montag für diese Lösung plädieren. Es solle am Montag ausdrücklich keine Kampfabstimmung werden, an deren Ende ein autoritärer Beschluss stehe, sondern eine möglichst offene Diskussion, bei der jede Partei ihren Standpunkt noch einmal deutlich machen könne.Die ursprüngliche Bauplanung für die Fläche am Wieselweg geht bis ins Jahr 1993 zurück. Mozigemba erklärte, dass ihm die Anzahl von elf Häusern damals verbindlich zugesagt worden sei und er eine dementsprechende Summe in die Erschließung des Areals investiert habe. Eine Änderung des B-Plans hatte es allerdings bereits 2003 gegeben. Diese sah laut Henning eine „flachere und gemäßigtere Bebauung“ vor.

Anwohner, die zur Informationsveranstaltung gekommen waren, merkten an, dass es schon jetzt zu wenig Nahversorger und Betreuungsplätze in Michendorf gebe. Eine einseitige Investition in neuen Wohnraum sei somit wenig hilfreich. „In der Klasse meiner Tochter sind 28 Schüler“, beklagte eine Anwohnerin. „Mein Kind muss ich jeden Tag in eine Kita in Potsdam bringen, weil wir hier keinen Platz bekommen haben“, sagte eine weitere junge Mutter. Zudem befürchteten einige der Anwesenden, dass Mozigemba die Mietpreise so hoch ansetzen werde, dass sie für viele Interessenten ohnehin unerschwinglich würden. René Odenthal, der im Ortsteil Wildenbruch wohnt, sorgte sich außerdem darum, dass das Areal für die älteren Mieter, die in den geplanten barrierefreien Wohnungen wahrscheinlich wohnen würden, zu schlecht angebunden sei. „Die Menschen müssten viel zu weite Wege bis zum nächsten Einkaufsmarkt zurücklegen – das ist nicht zu Ende gedacht.“ Zum Teltowmat-Gelände zum Beispiel würde es jemand mit Bewegungseinschränkungen vom Wieselweg aus nur mit Mühe schaffen. Mozigemba kündigte auf der Informationsveranstaltung im Gemeindehaus an, dass er die geplanten Häuser in jedem Fall bauen werde, zur Not auch mit Satteldach. Er empfinde die geplante Bebauung nicht als besonders dicht, zumal dank der Tiefgaragen kein Platz für oberirdische Stellplätze notwendig wäre. Die Mietpreise wolle er bei rund sieben Euro pro Quadratmeter ansetzen, was in einem sozialverträglichen Rahmen liege. Er plane, bereits im Herbst dieses Jahres die ersten Bagger auf dem Areal auffahren zu lassen, um nun zeitnah mit den Bauarbeiten beginnen zu können.

Volker-Gerd Westphal betonte angesichts der Ankündigung Mozigembas, dass der Investor diese Entscheidung nicht unabhängig von der Gemeinde treffen könne. „Wir haben letztendlich die Planungshoheit und werden im Zweifel auch Härte zeigen – im Interesse der jetzigen Anwohner.“

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