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Michendorf: Bahnhof in Wilhelmshorst barrierefrei

Umbau bis 2018 geplant, 2,5 Millionen Förderung

Von Eva Schmid

Michendorf - Seit über zehn Jahren schwelt der Streit zwischen Michendorf und der Deutschen Bahn. Der Grund: die Unterführung am Wilhelmshorster Bahnhof. Die Treppen sind steil, im Winter sind sie vereist, im Sommer strömt bei starken Regenfällen das Wasser in die Unterführung. Wer mit Rad, Rollstuhl oder Kinderwagen zu den Gleisen möchte oder die Unterführung nutzen will, steht vor einer Herausforderung – zumal der Tunnel die schnellste Verbindung zwischen dem Nord- und dem Südteil des Ortes ist. Zwar gibt es am westlichen Ortsrand einen ebenerdigen Bahnübergang, der bedeutet aber einen Umweg von einem Kilometer. Nach langem Kampf zeichnet sich jetzt eine Lösung ab: Der Wilhelmshorster Bahnhof soll barrierefrei werden.

Rund 2,3 Millionen Euro geben das Land und der Bund für den Umbau dazu, der bis spätestens 2018 erfolgen soll. Wie viel die Bahn für den Umbau genau plant, ist noch unklar. Der zuständige Bahnsprecher war am Freitag nicht erreichbar. Wilhelmshorst profitiert als einer von insgesamt zehn kleinen Bahnhöfen im Land von dem Förderprogramm, bundesweit sollen 108 Bahnhöfe umgebaut werden. Ausgewählt wurden solche Bahnhöfe, an denen weniger als 1000 Reisende pro Werktag ein- und aussteigen und ein besonderer Bedarf besteht. Dieser ist dann gegeben, wenn sich unter anderem in Bahnhofsnähe ein Seniorenheim oder eine Kita befindet.

Dass in Wilhelmshorst weniger als 1000 Reisende pro Tag ein- und aussteigen, bezweifelt der Wilhelmshorster Ortschef Gerd Sommerlatte: „Anfang des Jahres haben wir um die 1000 gezählt, das wird jetzt mit den Sperrungen auf dem südlichen Berliner Ring noch mehr sein.“ Sommerlatte will gemeinsam mit dem Michendorfer Rathaus und Vertretern der Bahn in der kommenden Woche bei einem Vor-Ort-Termin über die Umbaumöglichkeiten beraten. Völlig offen ist noch, wie die steilen Treppen überwunden werden könnten, so Sommerlatte.

Das historische Bahnhofsgebäude, das wie berichtet vor drei Jahren von einem Bauunternehmer aus dem Ort gekauft wurde, ist auf dem Weg, ein Kulturzentrum zu werden. In der unteren Etage des denkmalgeschützten Hauses steht ein großer Saal der Gemeinde zur Verfügung, hier können Kinder sich treffen, Ausstellungen gezeigt und Feste gefeiert werden. Kommt jetzt der langersehnte Umbau des Bahnhofes, werde die Entwicklung der rund 100 Jahre alten Station sichtbar, so Sommerlatte.

Der benachbarte Bahnhof in Michendorf ist seit 2014 barrierefrei. Die Bahn hat auf den zwei Bahnsteigen Aufzüge und ein Leitsystem für Blinde eingebaut. Für das Aufrüsten des Bahnhofes hat sie 1,5 Millionen Euro investiert. Bislang gilt in Brandenburg nur jeder zweite Bahnhof als barrierefrei. Das bedeutet, dass diese neben Rampen oder Fahrstühlen auch mit Ticketautomaten sowie mit akustischen und visuellen Informationsquellen ausgestattet sind, die auch Menschen mit Handicap nutzen können. 

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