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Alle Mauerteile im Teltower Mauerpark sind inzwischen bemalt und sollen nun verkauft oder verschenkt werden.

© Manfred Thomas

Mauerpark in Teltow: Die Mauer kommt weg

Alle Teltower Mauerteile sind bemalt. Sie werden verkauft oder verschenkt, manche Elemente kommen nach Singapur oder Norwegen. Doch auch Teltow und Kleinmachnow wollen einige Teile behalten.

Teltow - Die Mauer ist bemalt. Im Teltower Mauerpark können keine Teile der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze mehr bemalt werden. Die KW Lagerhaus GmbH, die die Betonblöcke vermarktet, hat ihre Aktion „Mauerteilebemalen“ beenden müssen, erklärt Geschäftsführer Elmar Prost. Die große Nachfrage im Mauerfall-Jubiläumsjahr 2014 habe dazu geführt. Von anfänglich rund 170 Betonblöcken sind noch gut 80 an der Oderstraße verblieben, viele hat das Projekt in die Welt gebracht, etwa nach Japan oder Südkorea. „Gerade bereiten wir eine Schenkung an Singapur vor“, sagt Prost. Auch Spenden nach Burma sowie an die Philippinnen sind geplant. Sieben weitere Teile sollen an ein Kunstprojekt im norwegischen Trondheim gehen.

Zu Dutzenden lagerten die Elemente der Berliner Mauer auf dem ehemaligen Betriebshof der VEB Betonwerke Teltow. Zu Beginn der 90er-Jahre aus der Konkursmasse der Nationalen Volksarmee erworben und zu Schüttgutboxen zusammengesetzt, fristeten die historischen Artefakte lange ein unrühmliches Dasein. Bis der neue Eigentümer des Geländes, die Klösters Baustoffwerke GmbH, vor einigen Jahren auf die Idee kam, die Segmente aufzustellen und schließlich das Projekt „Mauerteilebemalen“ ins Leben rief. In wenigen Monaten ist aus dem Grau in Grau ein Meer an Bunt geworden. Künstler, die zunächst mehr unerlaubt als erlaubt gekommen waren, um die tristen Betonblöcke zu verzieren, unterzeichneten Nutzungsvereinbarungen, bemalten die Teile, kauften oder verkauften sie.

Wie Dominosteine stehen die Mauerteile da

Auch das zur Verfügung stehende Areal für die verbliebenen Mauerblöcke wird immer kleiner. Auf dem Gelände der Baustofffirma soll Teltows geplanter Stadthafen entstehen. Ein Großteil der Fläche, auf der später eine Bootshalle stehen soll, wurde beräumt und für Baufahrzeuge planiert. Die noch vorhandenen Mauerteile mussten schon mehrfach umziehen. Jetzt stehen sie wie Dominosteine aufgereiht dicht an dicht am Rand des Areals. „Für die nächsten drei bis vier Jahre ist aber noch ausreichend Fläche vorhanden“, so Prost.

Trotzdem laufen hinter den Kulissen die Verkaufsverhandlungen auf Hochtouren. Einige der verbliebenen Mauerelemente sind noch mit Nutzungsrechten belegt und könnten nach Ablauf der Frist an den Eigentümer zurückgehen, andere sind bereits verkauft und werden in nächster Zeit abgeholt. Mindestens zwölf bemalte Mauerteile will Prost für Spendenzwecke und Verkäufe an die Umlandkommunen zurückbehalten.

"Teltow Gallery" ist noch nicht vom Tisch

Auch die einst von Teltows Kommunalpolitiker Steffen Heller ins Gespräch gebrachte „Teltow Gallery“ ist noch nicht gänzlich vom Tisch. Schon zum 20. Jahrestag des Mauerfalls war der damalige Linken-Politiker mit seiner Idee hausieren gegangen. Heller wollte die bemalten Mauerteile als Solitäre entlang der ehemaligen Grenze und des Mauerradwegs platzieren, um „im historischen Umfeld der Berliner Mauer die Erinnerung an den Widersinn der Teilung und an die Opfer lebendig zu halten.“ Auch hatte er dafür geworben, dass die Stadt Teltow die vom spanischen Künstler Victor Landeta geschaffenen Porträts, etwa von Willy Brandt oder Nelson Mandela, kauft und über deren Verbleib berät.

Gespräche sind geführt, doch kaufen wird Teltow die Teile nicht. Ein Porträt des SPD-Politikers Brandt etwa würde nicht auf Gegenliebe bei den Christdemokraten stoßen, sagt Prost. Nun werde der Künstler seine Werke selbst erwerben und zu seinen Konditionen verkaufen. Dennoch stehe das Thema „Teltow Gallery“ noch zur Diskussion, sagt Stadtsprecherin Andrea Neumann den PNN. Konkretes sei aber noch nicht terminiert. Da inzwischen auch die Nachbargemeinde Kleinmachnow Interesse an den Mauerteilen angemeldet habe, solle sie in die Diskussion einbezogen werden. Möglichst noch in diesem 25. Jahr der Deutschen Einheit soll das Vorhaben aber umgesetzt werden, sagt Neumann.

Auch Kleinmachnow will Mauerteile kaufen

Wie die Pressesprecherin der Gemeinde Kleinmachnow, Martina Bellack, bestätigt, will Kleinmachnow drei der bemalten Mauerteile kaufen. Eines soll als Geschenk in die Partnerstadt Schopfheim gehen, die beiden anderen in Kleinmachnow bleiben, sagt sie. Wo genau sie stehen sollen, sei jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Angesichts der Entwicklungen und der Tatsache, dass sich Mauerteile aus Teltow inzwischen verstreut auf der ganzen Welt befinden, rückt Steffen Heller von seiner Ursprungsidee ab. Man müsse die „Teltow Gallery“ neu denken, sagt er. Mit der Berliner East Side Gallery ließe sie sich schließlich nicht messen. Aber alle in der Welt verstreuten Teile, in ihrer Summe als Symbol der Freiheit und Demokratie, auch das ließe sich als „Teltow Gallery“ begreifen.

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