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Reste. Die Widerlager der bis 1998 genutzten Brücke über die Bahnstrecke Berlin–Bad Belzig stehen noch. Bis November 2021 soll an dieser Stelle eine neue Brücke gebaut werden, die mit 100 Stundenkilometern befahren werden kann.

© Enrico Bellin

Lückenschluss im Bahnnetz: In 20 Minuten von Beelitz nach Potsdam

Die Bahn will eine Brücke bauen, damit Zugreisende künftig wieder auf direktem Weg zwischen Beelitz und Potsdam fahren können.

Von Enrico Bellin

Beelitz/Michendorf/Schwielowsee - Mit 100 Stundenkilometern von Beelitz nach Potsdam: Um eine neue Zugverbindung zwischen beiden Städten zu schaffen, will die Bahn im Mai 2020 mit dem Bau einer neuen Brücke beginnen. Sie soll Fahrzeiten von etwa 20 Minuten zwischen den jeweiligen Innenstädten ermöglichen. Das hat Bahnsprecher Gisbert Gahler den PNN auf Nachfrage bestätigt. „Der Baubeginn am Ort ist am 18. Mai 2020, die Inbetriebnahme der Strecke ist für den 29. November 2021 geplant“, so Gahler. Regionalzüge werden wohl erst ein Jahr später über die Strecke fahren.

Für die neue Strecke muss eine Brücke über die Bahnstrecke Berlin–Bad Belzig zwischen den Bahnhöfen Ferch-Lienewitz und Beelitz Stadt wieder aufgebaut werden. Laut Bahn wird das 7,6 Millionen Euro kosten, die der Bund bezahlen soll. Bis 1998 fuhren auf der Strecke bereits Züge, dann wurde die marode Brücke abgerissen. Ihre Reste stehen noch immer neben der Strecke. Seither müssen die Züge der Linie Jüterbog–Beelitz–Berlin über Michendorf und Potsdam-Rehbrücke fahren. Zwischen der Potsdamer Innenstadt und Beelitz ist derzeit ein Expressbus über die Bundesstraße 2 mit 36 Minuten Fahrzeit die schnellste Verbindung, die künftigen Regionalzüge könnten somit 15 Minuten schneller sein als die heutige Verbindung. Durch die neue Linienführung werden sich auch von Potsdam die Fahrzeiten in den Brandenburger Süden nach Falkenberg (Elster) und nach Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt verkürzen, da Fahrgäste nicht den Umweg über Berlin nehmen müssen, sondern in Jüterbog umsteigen können.

Die neue Linie ist Teil des Netzes Elbe- Spree, in dem ein Großteil der Bahnlinien neu vergeben werden. Start des neuen Netzes ist wie berichtet im Dezember 2022. Derzeit läuft die Ausschreibung, Verkehrsunternehmen konnten sich bereits auf den Betrieb der Linien bewerben. Derzeit werden die Angebote geprüft, Ende September will der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) den Zuschlag erteilen.

Geplant ist in der Hauptverkehrszeit ein Stundentakt zwischen Potsdam und Jüterbog. Vormittags und am Abend sollen zwischen Beelitz und Potsdam ebenfalls stündlich Züge fahren, nach Jüterbog alle zwei Stunden. An Wochenenden soll es wie bisher beim Zweistundentakt auf der ganzen Linie bleiben. Auf der eingleisigen Strecke sollen sich die Züge in den Bahnhöfen Ferch-Lienewitz und Treuenbrietzen begegnen, wie Bahnsprecher Gahler mitteilte. Neu wird eine Umsteigemöglichkeit in Richtung Flughafen Schönefeld sein: Dafür wird bis 2022 der Bahnhof Potsdam Pirschheide umgebaut, auf dem derzeit nur ein Bahnsteig zur Verfügung steht. Die Züge zum Flughafen fahren noch ohne Halt durch den Bahnhof.

Mit der neuen Linienführung der Regionalbahn 33 von Beelitz über Ferch-Lienewitz nach Potsdam entfällt die bisherige Regionalbahn 23, die von Potsdam über Ferch nach Michendorf fährt. Eine direkte Bahnverbindung zwischen dem Potsdamer Hauptbahnhof und dem Michendorfer Bahnhof wird es dann nicht mehr geben, allerdings sind schon heute die Busse auf dieser Strecke schneller als die Züge.

Zwischen Beelitz und Michendorf wird wie berichtet eine neue Regionalbahnlinie 37 eingeführt, die von Michendorf aus noch zumindest weiter bis Potsdam- Rehbrücke fahren soll. Optional ist eine Verlängerung bis Berlin-Wannsee in der Ausschreibung enthalten. „Wir müssen schauen, wie die Angebote der Verkehrsunternehmen aussehen, und dann entscheiden, ob wir die Züge bis Wannsee fahren lassen können“, sagte Verkehrsministerin Katrin Schneider (SPD) den PNN. Die Züge sollen in der Woche stündlich, am Wochenende alle zwei Stunden fahren. Der Bahnhof Beelitz Stadt würde somit ab 2022 von doppelt so vielen Zügen angefahren wie heute.

Fahrdraht hängt über den Strecken allerdings nicht. Derzeit sind rund um Beelitz nur dieselbetriebene Züge im Einsatz. Laut VBB sollen diese durch „sogenannte bimodale Fahrzeuge ersetzt werden, die nicht elektrifizierte Streckenanteile mit eingebauten Batterien überbrücken können.“ Die Entscheidung über die technische Lösung in den Zügen liege bei den Verkehrsunternehmen, die sich für den Streckenbetrieb bewerben. Sie spiele in die Bewertung der Angebote hinein. Durch die Technik soll laut VBB der CO2-Ausstoß verringert werden.

Einer Studie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, des dortigen VBB-Pendants, zufolge sind Fahrzeuge mit Batterie nicht nur für die Umwelt die bessere Alternative zum Dieselantrieb, sondern auch im Betrieb günstiger. Wenn Bahnen öfter als stündlich fahren oder lange Züge eingesetzt werden, sei aber eine Elektrifizierung der Strecken anzuraten.

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