zum Hauptinhalt
David Krohn, Klaus und Lara Wolenski ernten den Wein in Töplitz.

© Enrico Bellin

Lese in Töplitz: Wärme sorgt für besseren Wein aus der Mittelmark

Die Töplitzer Weinernte beginnt so früh wie nie. Laut dem Deutschen Weininstitut kann Brandenburg inzwischen mit den Traditionsanbaugebieten mithalten. Das verspricht der neue Jahrgang.

Von Enrico Bellin

Töplitz - Es riecht vergoren im Weinkeller von Lara und Klaus Wolenski in Töplitz. Als ob man seine Nase direkt über eine frisch geöffnete Flasche Federweißer hält. Mehrere hundert Liter reifen seit Donnerstag im metallenen Bottich, ab dem Wochenende können Besucher den Traubenmost in der Wirtschaft am Weinberg kosten. „Wir sind in diesem Jahr mit der Weinlese so früh wie noch nie“, sagt Klaus Wolenski am Dienstag. Durch die vielen Sonnenstunden des Sommers habe man eine Woche früher anfangen können als im vergangenen Jahr, obwohl man damals wegen des ebenfalls warmen Sommers auch schon früh dran war. Spät- und Grauburgunder wurden bereits geerntet. Noch etwa sechs Wochen lang werden Klaus und seine Tochter Lara Wolenski sowie der angestellte Winzer David Krohn mit der Lese der bio-zertifizierten Trauben beschäftigt sein.

Im Wechsel würden nun täglich etwa zwei Tonnen Trauben geerntet oder im Keller verarbeitet. Die Lese beginne nicht nur früher, auch Zucker- und Säuregehalt der Trauben seien ideal. Ein paar Trauben hätten zwar Sonnenbrand, sagt Klaus Wolenski, seien also durch die Sonneneinstrahlung vertrocknet. Die Verluste seien aber zu verschmerzen.

Dieses Bild bietet sich auch wenige Kilometer weiter am Werderaner Wachtelberg, wie Winzer Manfred Lindicke bestätigt. Auch bei ihm hielten sich die Verluste in Grenzen. Statt mit bis zu 75 Tonnen Ernte rechne er nun mit bis zu 70 Tonnen – auch, weil Frostschäden aus dem Frühjahr größer gewesen seien als zunächst angenommen. Im vergangenen Jahr hatte Lindicke noch eine Rekordernte von 80 Tonnen. Auch bei ihm hat am Donnerstag die Weinlese begonnen, allerdings habe er auch 2018 so früh angefangen.

Laut dem Sprecher des Deutschen Weininstituts im rheinland-pfälzischen Bodenheim, Ernst Büscher, erwarten Winzer in ganz Deutschland eine gute Ernte, wenn das trockene Herbstwetter anhält. Das sei wichtig, da die Lese von späten Sorten wie Müller-Thurgau oder Riesling erst Mitte bis Ende September beginne. „Erste Ertragsschätzungen, die sich jedoch je nach Witterungsverlauf noch ändern können, gehen davon aus, dass die bundesweite Erntemenge in etwa auf dem Niveau des zehnjährigen Mittels von rund neun Millionen Hektolitern liegen könnte“, so Büscher.

Aufgrund des Klimawandels und der damit einhergehenden Erwärmung seien die Voraussetzungen für den Weinanbau auch im Norden Deutschlands besser geworden. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten – bundesweit dürfen jährlich nur etwa 300 Hektar Reben gepflanzt werden – wachse der Anbau in Brandenburg, allein in diesem Jahr wurden Büscher zufolge 5,7 Hektar Neupflanzungen genehmigt. Zum Vergleich: Der Weinberg in Töplitz hat eine Fläche von 2,9 Hektar, dort werden etwa 14.000 Liter jährlich produziert. Auch auf die Weinqualität wirke sich der Klimawandel positiv aus. „Dies gilt insbesondere für die sehr warmen Jahre wie etwa 2018, in denen in Brandenburg durchaus Weine erzeugt werden konnten, die einen Vergleich mit den traditionellen deutschen Anbaugebieten nicht scheuen müssen“, der Institutssprecher.

Der Jahrgang 2018 ist in Töplitz fast ausverkauft. Ein paar hundert Flaschen habe er nur noch, sagt Klaus Wolenski. Die Flasche Bio-Wein kostet neun bis zwölf Euro, verkauft wird im Online- Shop oder direkt am Hof. Laut Lara Wolenski, der Geschäftsführerin des Weingutes, ist besonders der Grauburgunder gefragt. Ihn gibt es in mehreren Versionen. „Wir haben einen Teil zwei Tage länger auf der Maische liegen lassen.“ Dadurch hat der Wein einen Roséton angenommen und noch intensivere Aromen erhalten. Auch in diesem Jahr sollen von einigen Rebsorten wieder mehrere Versionen gekeltert werden.

Zur Startseite