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Im Wahlkreis 20, zu dem auch das Wahllokal in der Kleinmachnower Maxim Gorki Gesamtschule gehört, lag die Wahlbeteiligung bei 71,6 Prozent. 

© Manfred Thomas

Landtagswahl 2019: Hohe Wahlbeteiligung in Potsdam-Mittelmark

Es ist ein Rekord: Zwei Drittel aller Wahlberechtigten haben in der Mittelmark ihre Stimme abgegeben. Die AfD verdoppelt ihr Wahlergebnis, die CDU wird größter Verlierer.

Von Enrico Bellin

Es war eine Wahl, die mobilisiert hat: 67,5 Prozent der Mittelmärker haben am Sonntag oder vorher per Briefwahl ihre Stimme abgegeben, das sind sechs Prozent mehr als im gesamten Land Brandenburg und 13,8 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Und das, obwohl 2014 zeitgleich in der zweitgrößten Stadt des Kreises, Werder (Havel), die Bürgermeisterwahl stattfand.

Beelitz
Kleinmachnow
Michendorf
Nuthetal
Schwielowsee
Seddiner See

Stahnsdorf
Teltow
Werder (Havel)

Größter Verlierer im Kreis ist laut vorläufigem Endergebnis eindeutig die CDU. Selbst in ihren einstigen Hochburgen Werder (Havel) und Schwielowsee konnten die Christdemokraten nicht mehr das Direktmandat erreichen. Die CDU verliert bei den Zweitstimmen im Landkreis insgesamt 8,1 Prozent und landet mit 16,8 Prozent mehr als zehn Prozentpunkte hinter der SPD, die mit einem Ergebnis von 27,6 Prozent einen Verlust von 4,5 Prozent der Stimmen zu verzeichnen hat.

Größter Gewinner hingegen ist auch in der Mittelmark die AfD. Mit 17,8 Prozent wird die Partei zweitstärkste Kraft, ein Wachstum um 6,9 Prozent. In Werder hat die Partei sogar 18,9 Prozent der Zweitstimmen erhalten. Die Blütenstadt ist eine der Hochburgen der Partei innerhalb des Autobahnringes in der Mittelmark. Nur in Seddiner See und Beelitz hat die AfD mit 21,3 und 19,5 Prozent noch mehr Stimmen erhalten. Für den Direktkandidaten Marlon Deter stimmten 17,8 Prozent der Werderaner.

In der Stadt gab es gestern jedoch auch laute Proteste gegen die Partei: Ab 17 Uhr haben rund 200 bis 230 Menschen gegen die Wahlparty der Landes-AfD auf der Bismarckhöhe demonstriert, wie Elmar Schlenke den PNN bestätigte. Er hatte die Demo für die Fraktion der Stadtmitgestalter angemeldet. Die Demonstranten durften nicht direkt vor die Bismarckhöhe ziehen, in der die AfD mit ihrem Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz gefeiert hat. Sie waren etwas oberhalb im Hohen Weg. Die Kundgebung blieb friedlich, laute „Nazis raus“-Rufe hallten aber bis zur Bismarckhöhe.

Während die AfD in der Mittelmark unter dem Ergebnis im Land bleibt, liegen die Grünen mit einem Ergebnis von glatten 15 Prozent deutlich über den brandenburgweiten Zahlen. Ein deutliches Plus von 5,9 Prozent konnten sie im Landkreis verzeichnen. Ihre Stimmen kommen vor allem aus der Region um Teltow und Kleinmachnow, wo jeder Fünfte sein Kreuz bei der Partei machte.

Vom dritten auf den fünften Platz im Kreis rutscht hingegen die Linke ab: Die Genossen verlieren 6,5 Prozent der Stimmen und halbieren damit fast ihr Ergebnis von 2014, sie kommen aktuell noch auf 8,6 Prozent.

Mehr als verdoppeln konnte hingegen die FDP ihr Ergebnis: Die Liberalen erhielten 5,4 Prozent der mittelmärkischen Stimmen, 3,4 Prozent mehr als vor fünf Jahren.

Verdoppeln konnten auch die Freien Wähler ihr Ergebnis: Sie erhielten glatte fünf Prozent der Stimmen, ein Zuwachs um 2,4 Prozent. Ihr Direktkandidat im Wahlkreis 19 um den Potsdamer Norden, Werder und Schwielowsee, Roland Büchner, konnte in seiner Heimatgemeinde Schwielowsee sogar 17,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Büchner ist seit Jahren Ortsvorsteher von Ferch und war in der vergangenen Legislaturperiode Vorsitzender der Gemeindevertretung von Schwielowsee. Auf die Zweitstimmen hatte seine Popularität aber nur wenig Einfluss, da erhielt Büchner auch in Schwielowsee nur 6,9 Prozent.

Die Wahl selbst lief in der Mittelmark nach bisherigen Erkenntnissen problemlos ab. Vor den Wahllokalen hatten sich keine Schlangen gebildet, vielmehr war es ein stetes Kommen und Gehen. So war die Wahlvorsteherin im Caputher Wahllokal im Bürgerhaus gegenüber des Schlosses mit dem Verlauf der Wahl zufrieden. Bis 14 Uhr hatte bereits fast die Hälfte der 1100 Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Der Caputher Jörg Winkler befürchtet ein ziemliches Chaos bei der Regierungsbildung, sagt er am Sonntagnachmittag: „Aber dann lernen die Politiker vielleicht, was es heißt, aus verschiedenen Meinungen etwas zu machen und nicht nur auf seinem eigenen Standpunkt zu beharren.“

Auch in Michendorf herrschte am Sonntag trotz der gleichzeitigen Bürgermeisterwahl kein besonderer Andrang vor den Wahllokalen. „Wer die Europa- und Kommunalwahl im Mai überstanden hat, schafft auch locker Landtags- und Bürgermeisterwahlen“, sagte Michendorfs Wahlleiterin Bettina Krämer den PNN. Während im Mai ganze vier Stimmzettel auszufüllen waren, waren es am Sonntag nur zwei. Auch Wahlhelfer hätten sich genug gemeldet, besonders junge Michendorfer hätten Krämer ihr Interesse bekundet. Einige habe sie am Sonntag nicht mehr benötigt, aber gleich für die nächste Wahl vorgemerkt.

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