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Das "Scala"-Kino im März 2018. 

© Manfred Thomas Tsp

Update

Kultur in Werder (Havel): Das "Scala" kommt unter den Hammer

Das Werderaner Filmtheater soll versteigert werden, das Mindestgebot liegt bei knapp 340.000 Euro. Der Betreiber wurde von der Ankündigung überrascht.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Das einzige Filmtheater in Werder (Havel), das denkmalgeschützte Kino „Scala“, wird versteigert. Das historische Gebäude mit Logen kommt am 6. März in Berlin unter den Hammer, wie die Plettner & Brecht Immobilien GmbH am Donnerstag mitteilte. 

Das Mindestgebot für das Kino - dessen Kauf durch die Stadt in der Vergangenheit erwogen, aber nicht zustande gekommen war - liegt bei 339.000 Euro. Die spezielle Kino-Einrichtung für solche Gebäude werde mitveräußert. In der etwa 1940 gebauten Kultureinrichtung hatten auch Jazzkonzerte stattgefunden. Der bestehende Vertrag mit dem Kinobetreiber könne innerhalb von drei Monaten beendet werden, heißt es in dem Katalog.

Laut Katalog diesem wurde das Haus zuletzt 2003 vor der Wiedereröffnung unter dem Namen Scala „mit viel Liebe zum historischen Detail restauriert“. Allerdings heißt es auch, dass das Haus trotzdem sanierungsbedürftig sei. Den Kosten stünden derzeitige Mieteinnahmen von 23.400 Euro im Jahr gegenüber, der Mietvertrag mit dem derzeitigen Betreiber sei innerhalb von drei Monaten kündbar.

Kinobetreiber wurde von Versteigerung überrascht

Kinobetreiber Gösta Oelstrom sieht das freilich anders: Sein Vertrag laufe noch neun Jahre. Der Kinobetrieb laufe normal weiter, man plane weiter an einer Feier zum 80. Bestehen des Hauses im Sommer. Auch der Verkauf von geplanten Veranstaltungen bis in den Herbst laufe normal weiter.  "Wir sind von der Versteigerung überrascht worden", sagt Oelstrom den PNN. 

Gemeinsam mit einem Verein betreibe er weiterhin Anstrengungen, das Scala zu übernehmen. Gehe man von der bei der Versteigerung geforderten Summe von 339.000 Euro aus, habe der Verein Finanzierungszusagen von etwa 70 Prozent der Summe. "Wer auf Nummer sicher gehen will, dass das Scala erhalten bleibt, kann uns gern weiter mit Spenden oder Darlehen unterstützen", so Oelstrom.

Wie berichtet sind Kaufverhandlungen zwischen der Stadt und dem Besitzer im vergangenen Jahr gescheitert. Die Stadt hatte den geforderten Kaufbetrag, nach PNN-Informationen 360.000 Euro, als deutlich zu hoch zurückgewiesen. Schließlich müssten nach einem Kauf 1,5 bis zwei Millionen Euro in das Gebäude investiert werden, wie die Stadt den PNN im November mitgeteilt hatte. Die Stadt und der Besitzer werfen sich gegenseitig vor, Verhandlungen seit dem Sommer 2019 nicht fortgeführt zu haben. Die Stadtverwaltung hatte die Verhandlungen auf Antrag der Stadtverordneten zunächst aufgenommen.

Es sollen Sachen versteigert werden, die dem Verkäufer nicht gehören

Er prüfe auch, gegen die Versteigerung vorzugehen: Im Katalog heißt es, dass das Scala inklusive Inneneinrichtung und technischer Ausstattung zum Verkauf stehe. Den digitalen Filmprojektor habe er jedoch eingebaut. "Er gehört dem Verkäufer gar nicht", so der Betreiber. Auch zwei Stuhlreihen, die abgebildet sind, habe Oelstrom selbst besorgt.

Knuth Steenwerth, der nach eigenen Angaben die Besitzergesellschaft vertritt, entgegnet, dass der Käufer alles erhält, was im Katalog steht: „Die von Herrn Oelstrom aufgeführten Artikel verkörpern nur einen sehr geringen Anteil der Kaufsumme. Ob diese von Herrn Oelstrom kommen, ist zweitrangig.“ Wie berichtet hat Oelstrom Mietschulden, die Miete habe er eigenständig in Monaten mit wenig Publikum um tausend Euro monatlich gekürzt. Der Umgang mit diesen Schulden erfordere „konstruktive Gespräche“, so Steenwerth. 

Auslöser für die Entscheidung zur Versteigerung ist Steenwerth zufolge eine Mitteilung des CDU-Stadtverordneten Peter Kreilinger vom Dezember gewesen. Er hatte gesagt, dass die CDU zwar die wichtige Kultureinrichtung für erhaltenswert erachte, man aber keine extreme Eile sehe, die es nötig mache, dem Verkäufer „nachzulaufen“, so Kreilinger damals. Die Besitzer haben Steenwerth zufolge daraus die Schlussfolgerung gezogen, „dass mit der Stadt ergebnisorientierte Gespräche nicht möglich sind“.

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