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KulTOUR: Ein Hauch von Frau Flora

Teltow - Man malt, was man sieht und sieht, was man weiß, das ist die Ordnung. So auch bei der Natur, die alle lieben, obwohl kein Mensch sie versteht.

Teltow - Man malt, was man sieht und sieht, was man weiß, das ist die Ordnung. So auch bei der Natur, die alle lieben, obwohl kein Mensch sie versteht. Selbst Immanuel Kant war davon überzeugt, niemand würde je begreifen, wie ein einziger Grashalm funktioniert. Wissenschaft und Kunst versuchten es immer wieder, doch letztlich ist’s, wie Goethe es im Faust fixiert: Man gleicht stets dem Geist, den man begreift. Das muss, wie am Beispiel der neuen Ausstellung im Teltower Alfred-Mattausch-Haus, nicht wenig sein.

Frauke Schmidt-Theilig ist, nebst Gatten, nicht nur im Besitz des alten Hauses, sie versteht sich auch als Erbin des künstlerischen Nachlasses von Mattausch, der einst auf dem Dachboden im Stroh gefunden. Und weil der Maler so vielseitig war, ist es die Malerin auch. Malte er Porträts, so machte sie im Verbund mit regionalen Künstlern eine Porträt-Ausstellung, desgleichen zu Themen wie Akt und Tier. Nun also das Vegetarische, genauer „Pflanzliches in der Kunst“. Wer den kleinen Ausstellungsraum in der Alten Potsdamer Straße mit dem lustigen Bullerofen kennt, wundert sich fast, neben der Gastgeberin sieben weitere Handschriften zu finden. Vom Potsdamer Maler Lothar Krone zum Beispiel unbetitelte Versuche des Themas Blick-Winkel und Perspektive, mehr oder weniger gelungen. Frauke Schmidt-Theilig zeigt Frühjahrsblüher in Öl, teils gespachtelt. Ihr Opus hat über die Jahre deutlich an Tiefe gewonnen. Alfred Schmidt aus Potsdam, ist mit zwei fast lasziven Blumenarrangements in irdenen Töppen vertreten, ein Hauch von Frau Flora in Pastellkreide! Schöner geht’s nicht, etwas tiefer vielleicht schon.

Auch die Hängung muss man loben, jeder Aussteller hat seinen eigenen Platz, und alle „harmonisieren“ trotz ihrer Individualität miteinander. Die Schau aus Klang und Stille zieht sich bis in die beiden Flure hinein. Jan Beumelburg zum Beispiel: Wenn man unter einer Stachelkastanie etwas „Neues“ vermutet, wie es ihr Name anzeigt, so hat der Brandenburger auf Silikonpapier einen Zusammenhang zwischen Pflanze, Kosmos und Technik hergestellt, schön in der Kunst, streng in der Wissenschaft, leider. Egon Wrobel, vor Ort am Klavier mit der Frage beschäftigt, ob Liebe denn Sünde (oder war es umgekehrt?) sein könne, zeigte Blumendarstellungen auf einfacher Wellpappe, teils mit Goldfarbe geziert. Das brachte seinen Bildern zwar etwas Tiefendimension, trotzdem drangen seine Motive nicht so richtig durch. Nicht uninteressant also.

Collagiertes von Menno Veldhuis, sein „Landweg“ im Wusel kaum zu erkennen, der Wald nach Max Ernst mit Heizkörper und Flügelarmen – alles so, wie man es sieht und gerade wahrnimmt. Nicht zuletzt Susanne Ruoff, die sich mit ihren hülzenen Blatt-Arrangements ein wenig aufs Dekor verlegt. Spiritus rector von allen ist und bleibt Alfred Mattausch als Vorbesitzer im Haus mit Pflanzernstudien überm Klavier, etwas Grafik und dem, was man sonst im Haus von ihm findet. Ein hervorragender Handwerker in Sachen Kunst.

Und wie es so frommt, findet man bei Schmidt-Theiligs nicht nur wieder ein warmes Stübchen, sondern, passend zu Jahreszeit und Anlass, auch Natürlich-Florales als Raum- und Blütenschmuck. Eine Rundum-Empfehlung also!

Alte Potrsdamer Straße 5, bis 19. März donnerstags 18 bis 20 Uhr und sonntags 15 bis 17 Uhr

Gerold Paul

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