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Kein "Karate Forst" versprüht: Wind stoppt Insektizid-Einsatz aus der Luft bei Beelitz

Um einen Kahlschlag der Kiefernwälder bei Beelitz zu verhindern, sollte ab Montag ein Schädling aus der Luft mit Insektizid bekämpft werden. Der Einsatz musste jedoch kurzfristig abgesagt werden.

Beelitz - Der umstrittene Sprüheinsatz mit Hubschraubern gegen die Nonnenraupe in den Wäldern südlich von Potsdam fiel am Montag aus. Laut Landesforstbehörde war der Wind zu stark. Unklar war am Montag noch das Ergebnis eines Rechtsstreits zwischen der Forstbehörde und Umweltschützern: Der Naturschutzbund (Nabu) hatte am Freitag erfolgreich Widerspruch beim zuständigen Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung gegen den Einsatz des Insektengifts „Karate Forst“ eingelegt. Die Entscheidung hat aufschiebende Wirkung. Die Forstbehörde kann allerdings noch dagegen vorgehen, in dem sie eine sogenannte Sofortverfügung erlässt. Dazu müsste sie begründen, dass durch den Verzicht auf die Sprühflüge Gefahr droht. Dann könnte nur noch ein Gericht den Gifteinsatz stoppen. Auf Nachfrage der PNN kündigte der Nabu-Landesvorsitzende Friedhelm Schmitz-Jersch an, notfalls vor das Verwaltungsgericht zu gehen.

Fortgeschrittener Kahlfraß

Eigentlich sollte am Montag die Bekämpfung des Kiefernschädlings Nonne in Brandenburgs Wäldern starten. 7500 Hektar müssten laut Landesforst behandelt werden. Der Kahlfraß sei schon weit fortgeschritten. Pro Baumkrone seien bis zu 2000 Raupen bei Probefällungen entdeckt werden. Der Schädling fresse die Nadeln und lasse die Kiefern sterben. Die Aktion aus der Luft sollte den Angaben zufolge 14 Tage dauern, dabei darf es allerdings keinen Regen und starke Winde geben.

Aus Sicht des Umweltministeriums ist die Ausbreitung der Nonne eine Folge der Trockenheit 2018. Auch Forstleute würden den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Wald kritisch und nur als letztes Mittel sehen. Wenn aber jetzt nichts getan werde, drohe nach Prognosen ein Totalverlust von mindestens 3000 Hektar Wald, sagte Hubertus Kraut, Direktor es Landesforstbetriebes Brandenburg. Besonders viele Nonneneier sind in den Wäldern nahe Beelitz, also in Fichtenwalde, Borkheide und Borkwalde gefunden worden.

Umweltschützer und Anwohner protestieren

Doch das großflächige Giftsprühen ist äußerst umstritten, denn das Insektizid tötet nicht nur die gefräßigen Raupen sondern auch alle nützlichen Insekten. Nicht nur der Nabu argumentiert dagegen. Auch Benjamin Raschke, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, kritisierte das verwendete Mittel „Karate-Forst“. Das Breitband-Insektizid sei giftig für alle Arten und Lebensstadien und eine Gefahr für das gesamt Ökosystem. Raschke forderte Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) dazu auf, den Einsatz zu unterbinden.

Auch bei Anwohnern gibt es Bedenken. Schon Ende April hatten in Fichtenwalde rund 200 Betroffene gegen den Einsatz des Insektizids demonstriert. Sie fürchten Schäden für die Natur und die eigene Gesundheit. Der besprühte Wald gesichert darf nach dem Einsatz für 48 Stunden nicht betreten werden. Pilze und Waldfrüchte dürfen für zwei Monate nicht verzehrt werden. Um das betroffene Areal zu sichern, sollen Warnschilder aufgestellt werden.

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