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Der "Scala" Kulturpalast in Werder (Havel).

© Manfred Thomas

Kaufangebot zu hoch: Werder (Havel) will Kino "Scala" nicht kaufen

Die Stadt Werder (Havel) nennt die hohe Kaufpreisforderung des "Scala"-Eigentümers als Grund für Verhandlungsstopp. Der Betrieb ist aber offenbar nicht gefährdet.

Werder (Havel) - Kann man in einer Stadt mit rund 27.000 Einwohnern ein Kino wirtschaftlich betreiben? Und ist es Aufgabe einer Stadt, eine solche Kultureinrichtung zu unterstützen? Diese Fragen treiben derzeit die Werderaner Stadtverordneten um. Auf Antrag der CDU-Fraktion hatte die Stadt im Sommer Gespräche mit dem Eigentümer des traditionsreichen Kinos „Scala“ aufgenommen. Ein erstes Kaufangebot soll nach PNN-Informationen im mittleren sechsstelligen Bereich gelegen haben. Die Stadt lehnte das als zu hoch ab. In den Preis soll der Verkäufer auch Mietschulden des derzeitigen Betreibers in Höhe von etwa 50.000 Euro eingerechnet haben, wie mehrere Quellen den PNN bestätigten.

Kino leidet unter Besuchermangel

Gösta Oelstrom hatte im Jahr 2015 den Betrieb von Knuth Steenwerth übernommen, der das Kino einige Monate vorher aus finanziellen Gründen geschlossen hatte. Es kamen einfach zu wenige Besucher. Oelstrom hat dann Veranstaltungen wie das Jazz-Festival „Werder klingt“ ins „Scala“ geholt, bei denen der Saal voll war. Unter seiner Leitung ist das Kino mehrfach ausgezeichnet worden. Zuletzt erhielt es im Juni im Rahmen des Kinoprogrammpreises eine Förderung von 5 000 Euro. Trotzdem leiden viele der regulären Filmvorführungen unter Besuchermangel. Über Jahre hinweg hat Oelstrom nicht die volle geforderte Miete von mehr als 2000 Euro im Monat gezahlt, wie er den PNN bestätigte.

Teilweise habe er Mietkürzungen um 1000 Euro pro Monat vorgenommen. „Im Sommer, wenn es weniger Einnahmen gibt, haben wir immer weniger Miete gezahlt. Im Winter mehr“, sagte der Betreiber. Dass dabei eine Schuldenlast von 50.000 Euro zustande gekommen sein sollen, könne er sich aber nicht vorstellen. Beziffern konnte er den Rückstand gegenüber den PNN nicht, nennt aber einen weiteren Grund für die Mietminderung: Der Eigentümer investiere kaum in das denkmalgeschützte marode Haus, das im Jahre 1940 eröffnet wurde. Gemeinsam mit dem Förderverein des Kinos sei daher vieles in Eigenleistung erbracht worden. „Wir haben die Treppe selbst instand gesetzt, die sonst gesperrt worden wäre. Und das Foyer, in das es hineinregnete, haben wir auch abgedichtet“, sagte Oelstrom. Wie diese Arbeiten mit der Miete verrechnet werden, müsse man mit dem Eigentümer noch verhandeln. Auch deshalb könne keine Höhe für Mietschulden genannt werden.

Knuth Steenwerth, einstiger Betreiber, vertritt nun den Eigentümer, eine Berliner GmbH, nach außen, wie er sagt. Zu den Mietrückständen möchte sich Steenwerth nicht öffentlich äußern, auf Oelstrom lässt er aber nichts kommen. Dieser sei „ein Glücksfall für Werder“, das Kino in fünf Jahren angesichts des Wachstums der Stadt „eine Goldgrube“.

Trotzdem wurde Steenwerth vor einigen Tagen in der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ damit zitiert, dass er das Haus im schlimmsten Fall abreißen würde. Den PNN gegenüber relativierte er diese Aussage als „ein Gedankenspiel, der Abriss käme als allerletztes infrage“. Auch im derzeitigen Modus mit Oelstrom sei der Kinobetrieb nicht gefährdet. Der Abriss von denkmalgeschützten Häusern ist rechtlich nur dann möglich, wenn es dem Eigentümer wirtschaftlich nicht zuzumuten ist, das Denkmal zu erhalten. Steenwerth glaubt, dass die „Voraussetzungen, den Denkmalschutz aufzulösen, gegeben sind“. Schließlich gebe es in Treuenbrietzen ein annähernd baugleiches Gebäude. Dies gehört der Stadt Treuenbrietzen, gelegentlich organisiert ein Förderverein dort Veranstaltungen. Regelmäßige Filmvorführungen gibt es nicht.

"Keine Basis für weitere Verhandlungen ist"

In Werder müsste die Stadt nach einem Kauf 1,5 bis zwei Millionen Euro in das „Scala“ investieren. Das hat eine grobe Kostenschätzung ergeben, wie der 1. Beigeordnete Christian Große (CDU) den PNN sagte. Zu einem möglichen Kauf habe es „Gespräche mit den Eigentümervertretern“ gegeben, so Große. Sie hätten dazu geführt, dass vom Eigentümer „ein erstes Kaufpreisangebot im Termin genannt und ein zweites geändertes Kaufpreisangebot zusätzlich schriftlich unterbreitet wurde“. Im nicht öffentlichen Teil des Hauptausschusses Mitte November habe man diese Zahlen präsentiert. „Es bestand große Einigkeit, dass das vorliegende Kaufpreisangebot der Eigentümer keine Basis für weitere Verhandlungen ist“, so Große.

Das bestätigte auch Peter Kreilinger, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, den PNN. „Wir standen dem Erwerb positiv gegenüber, sehen aber keinen Spielraum, uns vom Eigentümer erpressen zu lassen und über dem Verkehrswert zu verkaufen. Zumal Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers aufgekommen sind“, so Kreilinger. Mit der Erpressung spielt er auf die Abriss-Drohung an.

Förderung des Kinobetriebs denkbar

Die Fraktion Stadtmitgestalter/Ingo Krüger hingegen bereitet derzeit einen Antrag für die Stadtverordnetenversammlung im Dezember vor, wonach die Stadt die Kaufbestrebungen fortsetzen soll. Der genaue Wortlaut werde noch erarbeitet, sagte der Fraktionsvorsitzende Elmar Schlenke auf Anfrage. Er hat sich vor wenigen Tagen mit Steenwerth zum Gespräch getroffen. „Für mich stellt sich die Frage, ob die Stadt bisher überhaupt in Verkaufsverhandlungen getreten ist“, sagte Schlenke. Natürlich stelle ein Eigentümer bei seinen ersten Angeboten Maximalforderungen, über die dann verhandelt werden müssten. Das sei aber nicht geschehen. Auch solle die Stadt Gösta Oelstrom, der großen Aufwand für das Kino betreibe, entgegenkommen, forderte Schlenke. Für denkbar hält er beispielsweise eine Förderung des Kinobetriebs durch die Stadt in gleicher Höhe, wie sie das Theater Comédie Soleil bekommt. Dieses erhält jährlich 20.000 Euro aus der Stadtkasse.

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