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„Kantaten-Karl“. So lautet Butthofs liebevoller Spitzname.

© Manfred Thomas

Karl Butthof wird 90 Jahre alt: Landauf, landab mit der Oboe

Der Kleinmachnower Musiker Karl Butthof wird heute 90 Jahre alt. Jahrzehntelang spielte er in allen bekannten Ensembles der Region.

Kleinmachnow - Ein Programmheft aus den 1970er-Jahren verrät, dass der Barockmusikkreis Kleinmachnow nicht nur in seinem Heimatort ein populäres Ensemble war, sondern auch in Potsdam und darüber hinaus. Gemeinsam mit der Sopranistin Adele Stolte musizierte er im Raffaelsaal des Orangerie-Schlosses in Sanssouci Werke des 18. Jahrhunderts, nicht historisierend, akademisch-langweilig, sondern pointiert und musizierfreudig. Am nächsten Vormittag saßen die meisten Barockmusikkreis-Mitglieder pünktlich im Atelier des Defa-Spielfilmstudios, um die Musik zu einem Spielfilm einzustudieren und zu produzieren. Darunter Karl Butthof, der heute seinen 90. Geburtstag feiert. Seit 1955 war der Oboist 37 Jahre Mitglied des Defa-Sinfonieorchesters, bis zu dessen Fusion mit dem Potsdamer Theaterorchester, die aber letztendlich missglückte. Sein Engagement in der Brandenburgischen Philharmonie Potsdam währte nur kurz.

Ob Barockmusik, Sinfonien der Klassik und der Romantik, Werke des 20. Jahrhunderts und der Filmmusik – Butthof konnte man wohl fast alle Noten aufs Pult legen, er spielte sie natürlich glatt vom Blatt. Manchmal gab es da harte musikalische Nüsse zu knacken. Aber dem Oboisten war eine gewisse Übung vergönnt. Bei der Produktion von Filmmusiken bekamen die Instrumentalisten meist kurz vor Einspielung die Notenstimmen in die Hand. Da war Flexibilität, schnelles Reaktions- und Einfühlungsvermögen gefragt. Musikalität sowieso. Butthof hat der Oboe mit all ihren Möglichkeiten, ihrem Farben- und Klangreichtum eine beeindruckende Stimme gegeben. Auch die Blockflöte wurde ein von ihm bevorzugtes Instrument.

Die Musikerlaufbahn begann Butthof, der in Schwerin geboren wurde, schon als Jugendlicher. Nach der Schulentlassung studierte er das „Instrument meines Lebens“, wie er selbst sagte, am Konservatorium seiner Heimatstadt. Mit 16, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde der junge Mann bereits Mitglied der Staatskapelle Schwerin. Weitere Engagements in Wismar, erneut Schwerin und Erfurt, folgten. Mitte der 1950er-Jahre wurde Butthof Mitglied des Defa-Sinfonieorchesters. An wie vielen Musikaufnahmen für Film und Fernsehen er mitgewirkt hat, ist wohl kaum zu zählen. Doch am liebsten wandte er sich, wenn die Zeit es erlaubte, der Musik des 18. Jahrhunderts zu. Dann spielte er mit dem von ihm 1962 gegründeten Barockmusikkreis Kleinmachnow, auch mit dem Barocktrio Potsdam oder als Solist. Die Kirchenmusiker landauf, landab waren dankbar, dass Butthof sie mit seinem Können, mit seiner Musizier-Begeisterung unterstützte. Bei Kirchenkonzerten in Kleinmachnow oder in Teltow, in Bad Belzig oder bei der renommierten Greifswalder Bachwoche galt er jahrzehntelang als verlässlicher Partner. Liebevoll wurde er „Kantaten-Karl“ genannt.

In Kleinmachnow, dem Ort, in dem er seit Mitte der 1950er-Jahre lebt, ist er als Musiker und Mensch eine beliebte und angesehene Persönlichkeit. Dazu tragen auch seine Offenheit, Freundlichkeit, sein herzlicher Humor und seine Natürlichkeit bei. Auch die Förderung von jungen Menschen lag ihn am Herzen, beim Unterrichten an der Städtischen Musikschule oder an der Universität Potsdam. Und so manchem Kollegen, der ihn um einen musikalischen Rat bat, war und ist er ein auskunftsfreudiger Zeitgenosse

Karl Butthof hat nie die Hände in den Schoß gelegt, irgendwie ist er immer aktiv. Da unternimmt er beispielsweise lange Spaziergänge durch „seinen“ Ort, durch Kleinmachnow, hat immer seine Filmkamera dabei. Poetische Bilder sind dabei entstanden, die Auskunft geben von der Einfühlsamkeit des Musikers.

Klaus Büstrin

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