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Investor sucht Gespräch: Bebauungspläne für "Telekomwald" sorgen für Aufregung

Die Telekom hat einen Teil ihres Areals in Michendorf an einen Investor verkauft. Der hat große Pläne. Dagegen formiert sich Widerstand. Der Investor ist jedoch zu Gesprächen bereit.

Michendorf - Aus dem Wald bei Michendorf sieht man schon von Ferne den Funkturm vom Telekom-Gelände hervorragen. Das Areal westlich des Turms sowie ein Teil des südlich gelegenen Bereichs gehören jedoch inzwischen nicht mehr der Telekom, sondern der Firma Guels Immobilien. Der Berliner Investor, der die Fläche vor wenigen Monaten gekauft hat, möchte dort ein Gewerbe- oder Wohngebiet entwickeln. Unter Michendorfern formiert sich Widerstand: Eine neu gegründete Bürgerinitiative will die Bebauung des Areals verhindern. Ihr Wunsch ist es, dass das Gebiet renaturiert wird und die Michendorfer dort in Ruhe spazieren gehen können.

Um ein Gewerbe- oder Wohngebiet zu errichten, braucht der Investor die Zustimmung der Gemeinde. Das eingezäunte Areal ist im Flächennutzungsplan der Kommune als „Sonderbaufläche Tele“ ausgewiesen. Der Flächenplan müsste also geändert und ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Der kleine Teil des Areals, auf dem die Telekom seit Jahren ihre ausrangierten Telefonzellen lagert, wäre davon nicht betroffen, da er weiterhin im Besitz der Telekom verbleiben soll.

Das vom Investor avisierte Baugebiet liegt im Landschaftsschutzgebiet, sagt Rüdiger Herzog von der Naturschutzorganisation Naturfreunde Brandenburg, der zu den Gründern der Bürgerinitiative gehört. Teile der Fläche seien ein geschütztes Biotop mit Sandtrockenrasen. Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Initiative hat Herzog einen Essay geschrieben, der den PNN vorliegt. Darin fordern die Autoren einen „Wald, in dem man frische Luft schnappen, Ruhe finden, mit Kindern Abenteuer suchen oder den Hund toben lassen“ könne. „Unser Ziel ist es, dass die Betonplatten in dem Gebiet entfernt werden und an ihrer Stelle wieder Bäume angepflanzt werden“, sagt Herzog. „Wir können uns auch vorstellen, dort in Zukunft eine Naturschutzstation aufzubauen oder waldpädagogische Projekte für Kinder anzubieten.“ Es stünden nach wie vor Ausgleichmaßnahmen für den Autobahnausbau in Michendorf an, wo für die Verbreiterung von sechs auf acht Spuren Bäume gefällt wurden. Der Investor habe also sogar die Möglichkeit, mit Geld vom Bund ökologischen Waldumbau betreiben.

Silvia Zander, Gemeindevertreterin (Liste FBL/UWG) und Grundschullehrerin in Michendorf, gehört ebenfalls zur Bürgerinitiative gegen die Bebauung. Sie befürchtet, dass ein neues Wohn- oder Gewerbegebiet auch zusätzliches Verkehrsaufkommen mit sich bringen würde. Die Anbindung müsse über die Flottsteller Straße erfolgen, die auch als Schulweg genutzt werde. „Auch ich benutze diese Straße, um in die Schule zu fahren und bemerke dabei oft, dass sich die Autofahrer, die in Richtung Telekomgelände fahren, nicht an die Geschwindigkeit von 30 km/h halten“, sagt Zander. Solle das Telekom-Areal bebaut werden, erhöhe sich der Verkehr und der Schulweg werde noch gefährlicher.

Gespräche über Nutzung

Der Gemeinde Michendorf liege bislang noch kein Antrag des Investors vor, sagt Gemeindesprecherin Steffi Amelung. Im letzten Bauausschuss dieser Wahlperiode habe es erste Gespräche über die Nutzung des Areals gegeben. Dort sprach sich eine Mehrheit der Gemeindevertreter in einer Tendenzabstimmung gegen ein Wohngebiet und für ruhiges Gewerbe aus. Das Bauvorhaben werde voraussichtlich auf der Tagesordnung der neu gewählten Gemeindevertretung stehen, die Ende August erstmals zusammenkommt, so Amelung.

Sollte die Anbindung eines neuen Wohn- oder Gewerbegebietes nicht über die Flottsteller Straße erfolgen, sei im betreffenden Bauausschuss auch eine Straßenanbindung über die Caputher Chaussee ins Gespräch gebracht worden, sagt Rüdiger Herzog. Dies hätte zur Folge, dass zahlreiche Bäume gefällt werden müssten, um eine Schneise durch das Waldgebiet zu ziehen. „Das wäre eine Katastrophe, der Wald würde komplett zerschnitten“, so Herzog. Da zudem die Naturschutzbehörde zustimmen müsste, werde diese Variante wahrscheinlich in einem langen, teuren Planungswirrwarr enden, vermutet der Naturschützer.

Investor zu Kompromissen bereit

Investor Mehmet Guels sagt auf Anfrage der PNN, er habe keine Eile damit, sein Areal zu bebauen und sei gern bereit, die Vorschläge der Michendorfer Bürger zu berücksichtigen. Der Geschäftsführer von Guels Immobilien will die weiteren Gespräche mit der Gemeinde abwarten, eine reine Renaturierung des Gebiets könne er sich jedoch nicht vorstellen. „Ich hätte kein Problem damit, einen Teil des Gebiets für eine neue Baumbepflanzung abzutreten“, sagt Guels. Er halte aber nichts von einer Initiative, die „gegen alles“ sei: „Der Berliner Speckgürtel wächst, dem können sich die Michendorfer nicht verschließen“, so der Investor.

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