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Interview zum Teltower Hafen: "Das Ganze ist fachlich und finanziell in die falsche Richtung gelaufen"

Herr Haass, Sie sind Sachverständiger für Sportboothäfen und haben sich auch mit der Teltower Marina beschäftigt. Welchen Eindruck haben Sie gewonnen?

Herr Haass, Sie sind Sachverständiger für Sportboothäfen und haben sich auch mit der Teltower Marina beschäftigt. Welchen Eindruck haben Sie gewonnen?

Ich will nicht sagen, dass die Stadt nicht durchaus ein gutes Ziel vor Augen hatte. Am Ende ist das Ganze jedoch fachlich und finanziell in die falsche Richtung gelaufen. Man versenkt nicht so viele Millionen für ein Becken mit 39 Schiffchen.

Sie glauben nicht an die Wirtschaftlichkeit?

Ich habe bisher keine Wirtschaftlichkeitsberechnungen gesehen, weiß aber, dass das eine sehr schwierige Aufgabe ist. Man benötigt viele verlässliche Daten. Die Firmen, die die Berechnungen für die Stadt erstellt haben, kenne ich nicht. Erfahrungen mit Sportboothäfen haben sie offenbar nicht.

Hat die Stadt das Projekt falsch eingeschätzt?

Ich kenne vergleichbare Fälle, wo die Stadt eine solche Idee hatte, die dann alle ganz toll fanden, sich ein bisschen schlau gemacht haben und glaubten, einen Hafen bauen zu können. Eine Marina ist jedoch ein sehr spezielles Bauwerk. Auffällig ist, dass viele Leistungen doppelt und dreifach vergeben worden sind, wofür es auf den ersten Blick keinen sachlichen Grund gibt.

Was glauben Sie, könnte ein Grund sein?

Da müsste ich spekulieren. Aber es gibt schon sehr viele Widersprüche. Ich vermisse bisher eine qualitative Planung. Wenn es sie gibt, ist sie nicht öffentlich. Gefunden habe ich lediglich ein paar Skizzen und Pläne, die sehr viele Fragen aufwerfen. Der lange Bootssteg hat etwa gar keinen Zugang und auch eine öffentliche Slipanlage fehlt. Anderes ist überdimensioniert und viel zu teuer. Für die Schwimmstege werden Rohre eingesetzt, die ich nur von Groß- und Gewerbehäfen kenne. Hier wird sehr viel Geld verballert.

Das Interview führte Solveig Schuster.

ZUR PERSON: Heiner Haass ist Architekt, Stadtplaner und Professor für wasserbezogene Stadtentwicklung an der Hochschule Anhalt. 

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