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Normalität nach der Katastrophe. Dank des Engagements von Fabien Matthias und seinen Helfern können diese nepalesischen Kinder wieder zur Schule gehen. Viele von ihnen verloren durch das Unglück vor rund zwei Jahren nicht nur ihr Dach über dem Kopf, sondern auch ihre Eltern.

© Nepal.net

Helfer in der Not: Was einen Kleinmachnower mit Nepal verbindet

Fabien Matthias aus Kleinmachnow erlebte das Erdbeben in Nepal und leistet seitdem humanitäre Hilfe. Mit einem Benefizkonzert will die Kreismusikschule jetzt eines seiner Projekte unterstützen.

Kleinmachnow – „Plötzlich kippte der Schrank, alles fiel um, die Leute schrien: raus, raus, raus.“ Auch Fabien Matthias rannte aus dem Hotel. Was wirklich passiert war, realisierte er da noch nicht. „Unser Hotel lag an einem Hang, ich dachte an einen Erdrutsch“, erinnert sich der 22-Jährige. Doch nicht eine Lawine, sondern ein Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das ohnehin schon arme und von Unruhen geplagte Land erschüttert, in das der heutige Student der Politik, Wirtschaft und Soziologie drei Monate zuvor gekommen war. Nach dem Abitur einfach mal raus, möglichst weit weg, das war der Plan, als sich der in Berlin geborene und in Kleinmachnow aufgewachsene junge Mann vor knapp zwei Jahren für Nepal entschied.

Die Reise veränderte seine Sicht auf die Welt und bestimmte sein weiteres Leben. Fabien Matthias blieb – auch nach dem Beben – packte mit an, gründete Netzwerke und schließlich die Hilfsorganisation „NePals“. Um sie zu unterstützen, richtet die Kreismusikschule „Engelbert von Humperdinck“ in Kleinmachnow am Wochenende ein Benefizkonzert aus, will mit dem IT-Projekt für das Krankenhaus Ampippal eines seiner Vorhaben besonders unterstützen. „Wir sind sehr dankbar“, sagte Matthias.

35.000 Euro Spenden schnell zusammen

Das Beben im April 2015 hatte Hunderttausende Häuser bis auf die Grundmauern zerstört, Tausende standen vor dem Nichts, es gab viele Verletzte, mehr als 8000 Tote. „Wir hatten nur zwei Möglichkeiten, gehen oder helfen“, sagt Matthias. Von seiner gerade begonnenen Rundreise kehrte er zurück zu seiner Gastfamilie, in eine Region, die von dem Beben weitestgehend verschont geblieben war. Drei Monate lang hatte Fabien Matthias dort gewohnt, während er an einer Dorfschule Englisch unterrichtete. Das Haus stand noch, doch aus Sorge vor Nachbeben trauten sie sich nicht mehr hinein. „Wir schliefen draußen“, erzählt er. Gemeinsam mit dem Sohn seiner Gastfamilie und zwei weiteren freiwilligen Helferinnen fuhr er dorthin, wo das Leid am größten war – in die nur schwer erreichbaren Bergdörfer. Sie besorgten sich Schulbusse, Trucks und Taxis und brachten den Dorfbewohnern die letzten auffindbaren Zeltplanen, Gemüse, Reis. Bis zu 40 Stunden waren sie unterwegs. Zugleich sammelten sie Spenden. Unerwartet viele Menschen reagierten auf ihren Hilferuf, den sie über Freunde und Familie verbreiteten. „Schon nach kurzer Zeit hatten wir knapp 35 000 Euro zusammen“, erinnert sich Matthias. Schon mit 5000 Euro könne man in Nepal 2000 Menschen ernähren, 750 temporäre Schlafplätze organisieren, zählt er auf. In Nepal war das unglaublich viel Geld. „Wir wussten, dass es große Probleme an den Schulen gibt.“ Schnell war klar, dort würden sie einen Teil des Geldes investieren. Sie unterstützten Kinder, die Häuser und teilweise Eltern verloren hatten, führten sie zum Schulabschluss, organisierten Patenschaften, einen Austausch mit deutschen Schulen, etwa der Sophie- Scholl-Schule in Berlin, in die auch Matthias gegangen war. „Das war der erste Baustein“, erklärt der Kleinmachnower.

Inzwischen sind weitere Projekte entstanden, Häuser, die er gemeinsam mit der in Grimma in Sachsen ansässigen Hilfsorganisation Nepalmed realisierte, zudem eine Schule mit zwei Klassenräumen. Zurzeit entwickelt Matthias gemeinsam mit seinen Unterstützern ein Wasserzentrum, das die Bewohner vor Ort mit sauberem Trinkwasser versorgen soll.

Doch ein Projekt beschäftigt ihn derzeit besonders. In einem Bergkrankenhaus mit 15 Mitarbeitern half er Computer und eine Verwaltungssoftware zu installieren, Ärzte wurden geschult, doch das Geld für das Projekt floss nur zäh. Während es leicht falle, Spenden für den Häuserbau, Kinder oder auch Wasserfilter zu generieren, sei die Dringlichkeit einer IT-Anlage nur schwer zu vermitteln, sagt er. Dabei sei das bei weitem kein Luxusproblem. Viele Akten waren nach dem Beben vernichtet, für neue fehlte der Platz. Doch für die Behandlung kann eine gut geführte Krankenakte entscheidend sein, erklärt Matthias. Bis zum Sommer soll das Projekt abgeschlossen sein, doch noch muss die Organisation laufende Kosten berappen. Rund 2000 Euro sind das, die die jungen Leute, die Matthias inzwischen an seiner Uni in Friedrichshafen am Bodensee für seine Organisation gewinnen konnte, nicht mehr haben. Auch das private Geld ist aufgebraucht. Nach Reisen im Juni und Oktober sei er nicht mehr in Nepal gewesen, erzählt Matthias. Das findet er „nicht so cool“.

Kreismusikschule will die Nepal-Hilfe unterstützen

Über einen privaten Kontakt erfuhr die Kleinmachnower Kreismusikschule von der Organisation und ihren Nöten. „Fabien macht um seine Arbeit nicht viel Aufhebens“, sagt die Sprecherin der Kreismusikschule, Christiane Heinke. Sein uneigennütziges Engagement hat nicht nur sie beeindruckt. Auch die weiteren Verantwortlichen der Kreismusikschule waren schnell entschlossen, ihr diesjähriges Benefizkonzert, das regelmäßig im Februar stattfindet, zu Gunsten des IT-Projektes von „NePals“ auszurichten. Mit Hilfe von Eintrittsgeldern und dem Umsatz für das reichhaltige von der Stahnsdorfer Bäckerei Aux Delice Normands gestellte Pausenbüfett will die Schule helfen, einen Teil der benötigten 2000 Euro zusammenzutragen. Dafür werde den Besuchern am Sonntag um 11 Uhr im Bürgersaal des Kleinmachnower Rathauses ein interessantes Konzert geboten, bei dem Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs „Jugend musiziert“, herausragende Schüler der studienvorbereitenden Klasse der Musikschule als auch das Jugendblasorchester musizieren werden, so Heinke.

Fabien Matthias wird wohl nicht dabei sein können. Er bedauert das sehr. Aber neben allem müsse er ja auch noch „ein bisschen studieren“, sagt er.

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