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Heilstätten in Beelitz: Eine halbe Million Besucher über den Baumkronen

Pfad in den Heilstätten wird bei Reisegruppen beliebter. Deren Verpflegung wird aber schwierig.

Von Enrico Bellin

Beelitz-Heilstätten - Die Sonne brennt am gestrigen Montagmittag auf dem Pfad über die Beelitzer Baumkronen. Trotzdem laufen mehrere Hundert Besucher gleichzeitig über das weitläufige Gelände. „Wirklich ruhige Tage, an denen man auch mal laute Arbeiten im Park durchführen könnte, hatten wir in den vergangenen Wochen überhaupt nicht“, sagt Wolfgang Klementz, Leiter des Marketing und Kundenservice der Firma Baum und Zeit, die den Baumkronenpfad in den Heilstätten betreibt. Allein in diesem Jahr seien bisher 170 000 zahlende Besucher gekommen, seit der Eröffnung im September 2015 waren es inzwischen eine halbe Million.

Etwa 30 Prozent der Besucher kommen in Gruppen an. Damit trotzdem beim Essen jeder einen Platz findet, ergänzt inzwischen ein Zelt das Café neben dem Aussichtsturm. Wie berichtet sollte eigentlich bereits im Mai ein neues Restaurant auf dem Gelände eröffnen, das zwischen den historischen Küchen- und Waschgebäuden der früheren Lungenheilanstalt entstehen sollte. 600 Essen sollten dort pro Stunde zubereitet werden können. Doch noch immer fehlt die Baugenehmigung. Woran es hakt, wisse Geschäftsführer Georg Hoffmann derzeit auch nicht genau. Das Gebäude war nicht im ursprünglichen Bebauungsplan des Geländes enthalten. Es soll eingeschossig mit einem begrünten Dach und verglaster Front etwas nach hinten versetzt errichtet werden, um die Aufmerksamkeit nicht von den historischen Bauten abzulenken. Wann es errichtet werden kann, ist derzeit unklar.

Ende August buchen Busunternehmen wieder verstärkt

Hungern müssen Besuchergruppen trotzdem nicht: Neben dem Café und mehreren mobilen Essensständen auf dem Gelände gibt es auch eine Kooperation mit den benachbarten Recura-Kliniken: Für größere Reisegruppen werden dort Tische im Speisesaal des historischen Klinikhaupthauses reserviert, das direkt gegenüber dem Baumkronenpfad auf der anderen Seite der Landesstraße steht.

972 Reisegruppen hätten bisher schon ihren Besuch in Beelitz angetreten oder gebucht, sagt Holger Klementz. „Und Ende August, wenn die Ferienzeit zu Ende geht, buchen die Busunternehmen erfahrungsgemäß je nach Großwetterlage wieder verstärkt.“ Zugenommen habe etwa der Bustourismus aus Polen, sodass inzwischen auch geführte Touren über das Gelände auf Polnisch angeboten werden. Drei der 25 Gästeführer, die regelmäßig Rundgänge über das Gelände und durch die historischen Bauten anbieten, sprechen polnisch.

Georg Hoffmann schätzt, dass Reisegruppen in etwa fünf Jahren die Hälfte der Besucher ausmachen werden. „Die durchschnittliche Aufenthaltszeit bei uns sind eineinhalb Stunden. Das ist auch eine gute Pausenzeit für Busfahrer.“ So sei es für Reiseanbieter aus Polen, die auf dem Weg nach Süddeutschland sind, sehr attraktiv, in den Heilstätten einen Zwischenstopp einzulegen. Von der Autobahnabfahrt an der A9 sind es nur wenige hundert Meter zum Parkplatz des Baumkronenpfades. Langfristig sollen auf dem Gelände auch noch Duschen und Schlafmöglichkeiten für Busfahrer entstehen.

Baumkronenpfad soll einen Anbau für zwei Millionen Euro bekommen

Schon im kommenden Jahr sollen die Besucher doppelt so lang auf dem aufgeständerten Pfad über Baumwipfeln laufen können. Wie berichtet soll für etwa zwei Millionen Euro ein Anbau erfolgen, der vom bestehenden Aussichtsturm abzweigt und kurz vor das frühere Chirurgiegebäude führt. Die Baugenehmigung war grundsätzlich schon mit der Genehmigung des ersten Pfadabschnittes erteilt worden. Neue Genehmigungen sind aber noch nötig, da Änderungen vorgenommen werden sollen. So sei etwa geplant, dass ein Teil des Pfadbodens in 20 Metern Höhe aus Milchglas statt aus Holz gefertigt wird. Da die Pfadteile vorgefertigt sind, können sie schnell aufgestellt werden. So sei eine Inbetriebnahme im Jahr 2019 gesichert.

Auch das neue, etwa 300 Meter lange Pfadstück, das als Rundweg wieder zum Turm zurückführen soll, soll für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen befahrbar sein. Allerdings werde derzeit überlegt, eine Hängeseilbrücke als Abkürzung anzubringen, um auch Jugendlichen etwas Besonderes bieten zu können. „Das ist die einzige Altersgruppe, für die wir derzeit noch nichts im Park haben“, so Georg Hoffmann. Während Klassen von Grundschülern meist vor dem Baumkronenpfad den benachbarten Barfußpark besuchen würden, um sich auszutoben, würden ältere Schüler aus Übermut schon mal am Baumkronenpfad turnen. Ein Schüler habe sogar schon einen Handstand auf dem Geländer in 25 Metern Höhe gemacht, so Georg Hoffmann.

Etwas näher ans jüngere Publikum heran rückt der Park in der kommenden Saison: Dann sollen Eintrittskarten auch mittels Handy-App gekauft werden können. Das entsprechende Buchungssystem soll ab Herbst installiert werden.

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