zum Hauptinhalt
Matschige Angelegenheit. Bauleute haben auf der Hafenbaustelle in Teltow mit dem Bodenaustausch begonnen.

© Andreas Klaer

Großprojekt in Teltow: Hafen auf dem Prüfstand

Immer wieder steigen die Kosten für den Bau des Teltower Hafens, aktuell liegt die Kalkulation bei 14 Millionen Euro. Ein Gutachter soll nun die realen Kosten für das Projekt ermitteln.

Teltow - Wie realistisch ist die aktuelle Kostenschätzung für den Bau der Teltower Marina? Derzeit liegt die Kalkulation bei 14 Millionen Euro und ist damit die vierte Kostensteigerung seit Beginn des Projektes im Jahr 2013. Einstimmig wurde daher in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwochabend der Antrag der Fraktion CDU/Bündnis 90 Grüne angenommen, die Kostenentwicklung von einem unabhängigen Gutachter überprüfen zu lassen.

Ausmaß der Altlasten erst bei den Arbeiten deutlich geworden

Der soll untersuchen, ob es schon im Vorfeld der Maßnahmen zu Fehleinschätzungen kam, vor allem was den belasteten Boden betrifft. Bekannt war zwar, dass das Gelände des ehemaligen Betonwerkes, auf dem der Hafen errichtet wird, mit Schadstoffen belastet ist. Doch das Ausmaß der Altlasten sei erst bei den Aushubarbeiten deutlich geworden. Man habe am Anfang nicht reinsehen können, hieß es später, als die Kosten aufgrund aufwendiger Sanierungen doppelt so hoch wurden wie ursprünglich veranschlagt.

In der Sitzung der Stadtverordneten war zu hören, dass der Gutachter für seine Fehleinschätzung haften solle. Ebenso sollten die Verantwortlichen in der Verwaltung zur Rechenschaft gezogen werden. Um weitere Fehleinschätzungen für die Zukunft zu vermeiden, schlug die CDU/Grüne-Fraktion vor, die finanziellen Folgen von vier verschieden Varianten überprüfen zu lassen: Die erste Variante wäre ein Komplettausstieg aus dem Projekt nach erfolgter Bodensanierung. Die zweite schließt nach der Bodensanierung noch den Bau eines Restaurants mit ein. Auch für eine Variante mit Marina wie geplant sollen die Kosten ermittelt werden, allerdings ohne Brücke für Fußgänger und Radfahrer und schließlich das komplette Projekt inklusive Brücke. Geprüft werden sollen auch die jährlichen Folgekosten.

Ein Hafen mit oder ohne Brücke?

Schon in der Diskussion wurde aber deutlich, dass die Vorstellungen zu den Projektvarianten weit auseinandergehen. So stellte Eberhard Adenstedt (Grüne) fest: „Die Varianten gefallen mir so nicht, auf den Radweg verzichten, das geht nicht.“ Und Hans-Peter Goetz (FDP) meinte: „Für uns kommt ein Hafen ohne Brücke nicht in Betracht.“ Noch im letzten Jahr hatte Goetz verkündet, dass ein Baustopp teurer würde als der Hafen selbst. Gegenüber den PNN sagte er am Mittwoch, dass er sich nun auch eine Sportanlage auf dem Gelände vorstellen könne, falls die Kosten für das Hafenprojekt zu hoch ausfallen würden.

Auch die anderen Fraktionen befürchten weitere Kosten und wollen nun zurückrudern. So meint der CDU-Fraktionsvorsitzende Ronny Bereczki: „Die scheibchenweise Veröffentlichung neuer Zahlen trägt nicht zur Steigerung des Vertrauens in die Verwaltung und das Marina-Projekt bei.“ Erst wenn belastbare Zahlen von einem unabhängigen Gutachter vorlägen, könne entschieden werden, ob und wie das Projekt weitergehe. Es gab breiten Konsens in der Sitzung zu Bereczkis Vorschlag, bis zur Vorlage des Ergebnisses keine zusätzlichen Mittel für den Bau der Marina bereitzustellen.

Kirsten Graulich

Zur Startseite