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An der Fontane-Statue, die im Resort Schwielowsee steht, soll die Abschlussveranstaltung zum Fontanejahr stattfinden. 

© Enrico Bellin

Fontane-Jahr 2019 in Potsdam-Mittelmark: Zwischen Schottland und Schwielowsee

Zu Fontanes 200. Geburtstag im kommenden Jahr haben Kommunen und Vereine in Potsdam-Mittelmark mehr als 40 Veranstaltungen geplant. Ein Überblick.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel)/Schwielowsee - Fontane zum Hören, Sehen und Erwandern: Anlässlich des 200. Geburtstages des märkischen Dichterfürsten wird es im kommenden Jahr zwischen Caputh und der Werderaner Innenstadt ein abwechslungsreiches Programm geben, mit Audioguides und geführten Touren zu Land und zu Wasser. Auch eine neue Büste Fontanes ist geplant: Hergestellt aus Petzower Ton in der Glindower Ziegelei, da Fontane in seinen Wanderungen die Ziegelindustrie der Region ausgiebig beschrieben hat.

Fontanes Wirken rund um den Schwielowsee

„Fontane hat sehr viel rund um den Schwielowsee geschrieben, was heute noch vorhanden und erlebbar ist“, sagt Doris Patzer, Kulturreferentin des Landkreises, bei einer Pressekonferenz am gestrigen Montag. Deshalb haben Kreis, Kommunen und örtliche Vereine mit der Finanzierung des Vereins Kulturland Brandenburg ein von März bis Dezember reichendes Programm mit über 40 Veranstaltungen konzipiert.

So wird die Fercher Obstkistenbühne in mehreren Konzerten über das ganze Jahr verteilt zu den Wurzeln der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ zurückkehren: Fontane fühlte sich auf einer Wanderung durch Schottland, die er literarisch festhielt, von einem Wasserschloss an das Rheinsberger Schloss erinnert. So kam er auf die Idee, auch in der Heimat zu wandern und zu schreiben. „Wir werden von Caputh nach Caputh das Landschaftskolorit beschreiben“, so Wolfgang Protze von der Obstkistenbühne. Denn: Auch in Schottland gibt es etwa 90 Kilometer nördlich von Edinburgh ein Caputh, durch das Fontane ebenso gewandert ist wie durch das Caputh am Schwielowsee. Die Obstkistenbühne will sowohl Fontanes Sichten auf die Landschaften vertonen als auch schottische Balladen interpretieren.

Die Anreise zu den Konzerten der Obstkistenbühne soll von Werder aus stilvoll über die Havel möglich sein: An fünf Terminen von Mai bis August gibt es Fahrten mit dem Schiff MS Bismarckhöhe von der Insel nach Ferch. An Bord wollen Darsteller des Theaters Comédie Soleil mit dem Publikum interagieren. Und schon vor den Fahrten werden Führungen durch Werder angeboten, durchgeführt von Mitgliedern der Stadtführergilde, die im Stil der Zeit Fontanes kostümiert sind. Thema der Führungen sind Fontanes Beobachtungen zum Obstbau rund um die Werderaner Insel.

Auf den Spuren Fontanes

Wer lieber auf eigene Faust auf Fontanes Spuren wandert, soll in der Caputher Touristeninformation eine Karte mit zehn Standorten bekommen, zu denen man sich über eine Handy-App einen Audioguide laden kann. Laut Marion Trumbull, Kultur- und Tourismusmanagerin von Schwielowsee, wollte die Gemeinde mit diesem Projekt etwas schaffen, das auch nach Fontanes Jubiläumsjahr nutzbar ist. Es soll verschiedene Touren geben, die kombinierbar sind und auch in die Nachbarstadt Werder führen. Ein Punkt des Audioguides wird das Schloss Caputh sein, in dem der Cultura e.V. die Ausstellung „Hier war Fontane“ zeigen will. Mit einer Lochbildkamera wurden Orte fotografiert, die der Dichter besuchte. So soll ein fotografischer Streifzug zu seinen Wanderungen abgebildet werden.

Das Petzower Schloss kann man durch moderne Anbauten zwar nicht mehr so erleben, wie es von Schinkel erdacht und zu Fontanes Zeiten zu sehen war. Der Petzower Heimatverein will aber auf Wanderungen unter anderem darstellen, wie Fontane die Erbauer des Schlosses, die Familie Kähne, als Ausnahmefall bewunderte. In den Wanderungen schildert der Dichter den Aufstieg der Familie von „schlichten Bauern“, die „ ihren Besitz derart zu erweitern“ wussten, dass sie schließlich in den Adel aufgenommen wurden.

Fontanes Blick auf Petzow soll man künftig vom anderen Havelufer in Geltow aus genießen können: Der Geltower Heimatverein lässt nahe der Baumgartenbrücke eine Stele mit Zitaten des Dichters aufstellen. Mittels Löchern in der Stele soll der Beobachter dann das passende Bild zu den Sprüchen sehen. Im Geltower Heimatmuseum ist zudem eine Dauerausstellung geplant.

Ausstellung in der Petzower Schinkelkirche ein Highlight

Höhepunkt des Dichtergedenkens in der Region soll eine Ausstellung in der Petzower Schinkelkirche werden, die am 30. Juni eröffnen wird. Die Künstlerin Carmen Stahlschmidt aus Werders Partnerstadt Oppenheim wird dann ihre Fontane- Büste enthüllen, für die bereits zwei Probebrände im Glindower Ringofen gemacht wurden, so Frank Weber von der Werderaner Stadtgalerie, der die Ausstellung konzipiert. Stahlschmidt soll auch Stoffbahnen gestalten, auf denen Havelschwäne und Obstbauern zu sehen sind. Die an Wänden angebrachten Banner sollen ebenfalls eine Reminiszenz an Fontane sein.

Eine Abschlussveranstaltung soll es am Fontanedenkmal in Petzow geben, das genaue Programm dafür wird noch erarbeitet. „Dieses 20 bis 30 Jahre alte Denkmal kennt ja leider kaum jemand, weil es vom Resort Schwielowsee umbaut ist“, so Kulturreferentin Patzer. Sie lobte die Zusammenarbeit der Kommunen Werder und Schwielowsee im Fontanejahr, deren Zusammengehörigkeit schon der Dichter beschrieb: „Wie Buda-Pest, oder wie Köln und Deutz ein Doppelgestirn bilden, so auch Kaputh und Petzow“, heißt es in den Wanderungen.

Das komplette Programm finden Sie online

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