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Wo vor wenigen Wochen noch graue Wüste war, wachsen wieder die ersten Pflanzen.

© Andreas Klaer/PNN

Fichtenwalde: Nach dem Waldbrand grünt es wieder

Die Fläche, auf der 2018 einer schlimmsten Waldbrände der Region wütete, war bis vor kurzem noch eine graue Wüste. Nun wurde der Natur wieder auf die Sprünge geholfen - mit Erfolg, wie ein Besuch zeigt.

Von Enrico Bellin

Fichtenwalde - Die Natur ist schnell: Noch vor wenigen Wochen war die Fläche in Fichtenwalde zwischen der Autobahn 9 und dem Europaradweg eine graue Wüste. Ende Juni 2018 hatte hier einer der verheerendsten Waldbrände der Region gewütet – jetzt grünt es auf den 35 Hektar, alle paar Zentimeter wachsen Kiefern, Birken, Pappeln und Robinien im Mini-Format. „Es ist ein tolles Bild. Das geht viel schneller, als wir uns erträumt hatten“, sagt der Beelitzer Stadtförster Martin Schmitt am Mittwoch.

Zwar seien nur gut ein Drittel der Kiefern, die er im Frühjahr gesät hat, auch aufgegangen. Doch vor dem Säen hat er den Boden gepflügt. Dabei sind anscheinend viele Samen von Laubbäumen, die noch im Boden waren, weiter nach oben gelangt. Da sie nach dem Brand viele Nährstoffe vorfanden, sind die Pappeln und Birken nun bereits etwa eine Armlänge hoch. Die ausgesäten Kiefern wachsen etwas langsamer, sie schauen nur wenige Zentimeter aus der Erde.

Kiefern machen den Wald wirtschaftlich

Trotzdem sollen sie später wieder die Hälfte der Bäume ausmachen. Die Fläche gehört Beelitzer Spargelbauern, Schmitt bewirtschaftet sie zusätzlich zu den rund 1600 Quadratmetern Wald, die die Stadt Beelitz besitzt. Ohne Kiefern wäre der Wald nicht wirtschaftlich, sagt der 44-jährige Forstingenieur. Allein 25 Euro pro Hektar müsse ein Waldbesitzer an jährlichen Festkosten für Wasserverbände und andere öffentliche Stellen zahlen. Der Holzpreis liege in Deutschland derzeit zudem bis zu 80 Prozent unter dem Durchschnitt, da überall Flächen von Schädlingen befallen oder durch Trockenheit zerstört wurden und dementsprechend viel Holz auf dem Markt sei. Nur mit der Kiefer könne man da Geld verdienen. „Die wächst schließlich gerade.“ So könne sie auch im Hausbau benutzt werden. Birken hingegen würden meist im Ofen landen, als Bauholz sind sie nicht gefragt.

Auch die Kiefern, die nach dem Waldbrand noch standen, haben nur noch als Hackschnitzel für den Ofen oder zum Mulchen getaugt. Im Herbst wurden sie verarbeitet, um eine Ausbreitung von Schädlingen auf gesunde Bäume zu verhindern. Zwar standen auf der Fläche noch viele Bäume, deren Holz unter der verrußten Rinde brauchbar war, so Schmitt. Doch die Sägewerke sind hochtechnologisiert, der Ruß an den Bäumen hätte ihre Maschinen beschädigt. So blieb nur noch der Häcksler. Allein 300 000 Euro habe der Waldbesitzer dadurch verloren, dazu kämen noch einmal rund 150 000 Euro für die Wiederaufforstung, bis der Wald ausgewachsen ist.

Nur jede fünfte der Pflänzchen soll zu einem großen Baum werden

Die nächsten Arbeiten folgen im Herbst, dann werden an den Rändern des Mini-Waldes Eichen, Buchen und Kastanien gepflanzt. In etwa fünf Jahren soll der Wald so weit sein, dass erste Bäumchen ausgebuddelt werden. Sie wachsen derzeit so eng, dass nur jeder fünfte auch stehen bleibt. In etwa 20 Jahren sollen, so der Plan von Schmitt, einige Kiefern in der Waldmitte durch Eichen ersetzt werden. Noch würden sie dort Hitzeperioden wie die in diesem Sommer nicht durchhalten.

Damit der Wald nicht wieder großflächig abbrennt, planen Schmitt und die Stadt Beelitz derzeit wie berichtet mehrere Maßnahmen: So soll ein Ring aus zehn Löschwasserbrunnen um Fichtenwalde entstehen. Beim Brand im Vorjahr mussten teils noch Bauern mit Gülletanks Wasser zur Einsatzstelle bringen. Die ersten fünf Brunnen sollen in den nächsten Tagen gebaut werden, einer etwa 300 Meter von der Brandfläche von 2018 entfernt. Die anderen fünf Brunnen folgen im kommenden Jahr, so der Stadtförster. Das hänge damit zusammen, dass für den Bau maximal 100 000 Euro Fördermittel jährlich von der Landesregierung pro Kommune bereitgestellt werden.

Neue Wege werden durch den Wald gebaut

Außerdem werden auch Waldwege ausgebaut, geplant ist ein Netz aus Hauptwegen von 25 Kilometern Länge durch den Stadtwald. 13,2 Kilometer Wege sind bereits so geschottert worden, dass auch schwere Feuerwehrfahrzeuge auf ihnen schnell zum Brandherd kommen können. „Nur die wichtigsten Wege sollen ausgebaut werden“, betont Martin Schmitt. Der Naturschutzbund Nabu hatte den Waldwegebau in Brandenburg wiederholt kritisiert. Die Schotterpisten würden Trockenrasen, Bienen, Schnecken oder Schmetterlingen den Lebensraum nehmen und auch das Wandern oder Radfahren im Wald unattraktiv machen. Schmitt betont aber, dass die Wege zur Brandbekämpfung unverzichtbar seien. Auch im Vorjahr diente der asphaltierte Europaradweg den Feuerwehren als Zufahrt zum Brand. Hinter ihm konnten sie die Flammen zurückhalten.

Mit kleineren Maßnahmen wie Schildern im Wald, auf denen auf das dortige Rauchverbot hingewiesen wird, will der Förster die Menschen zudem weiter für die Brandgefahr sensibilisieren. Flächendeckend wird die Bekämpfung aber schwierig: So wurden in Fichtenwalde, Borkheide und Borkwalde Siedlungen direkt in den Wald gebaut, teilweise sind zwischen Zaun und Wald kaum 50 Meter. „Da dürften sie eigentlich keine Feuerschalen im Garten aufstellen und noch nicht einmal rauchen“, so Schmitt. Er hofft, dass sich solche Fehler in der Siedlungsplanung nicht wiederholen. Und für den Fall der Fälle habe man inzwischen ein Notprogramm erarbeitet: „Auch wenn an den Siedlungen nur zehn Quadratmeter Wald brennen, rücken alle Feuerwehren aus, die irgendwie verfügbar sind.“ Nur so könne man einen Großbrand verhindern.

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