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Erster Sozialbericht: So tickt Teltow

Mieten, Wachstum, Wohlstand: Teltow wurde ganz genau unter die Lupe genommen – herausgekommen ist ein 100 Seiten umfassender Sozialbericht. Ein Überblick.

Von Eva Schmid

Teltow – Teltow wächst und wächst. Um die Grenzen des Wachstums auszuloten und ihren sozialen Zusammenhalt zu stärken, hat Teltow seit Juni diesen Jahres einen Sozialraumkoordinator eingestellt. Der studierte Sozialpädagoge Marcel Hochmal hat in den vergangenen Monaten Teltows ersten Sozialbericht erstellt. Er hat darin statistische Daten der vergangenen Jahre zusammengestellt. Darin enthalten sind neben Informationen zur Bevölkerungsstruktur auch die Themen Wohnen, Familie, Gesundheit, Senioren sowie die soziale und politische Teilhabe. Der mehr als 100 Seiten umfassende Bericht wird am heutigen Montag im Sozialausschuss der Stadt vorgestellt. Die PNN geben einen Überblick.

Wer lebt in Teltow?

Zum Ende des vergangenen Jahres lebten in der Stadt 26 257 Einwohner. Das sind 10,5 Prozent mehr Menschen als noch vor sechs Jahren. Und das Wachstum soll laut Prognose auch so rapide weitergehen. So wird mit einem weiteren Anstieg von zehn Prozent bis 2030 gerechnet. Dann könnte Teltow womöglich die Marke von 30 000 Einwohnern knacken. Teltow zählt bereits zu einer der am schnellsten wachsenden Mittelstädte Deutschlands. Dass es vor allem Familien in die Stadt zieht, zeigt der Wachstum in der Altersgruppe der unter 20-Jährigen. Er ist in den vergangenen fünf Jahren am höchsten gewesen. Wer sich die Stadt aber als Idylle intakter Familien vorstellt, der irrt. Der Sozialbericht zeigt auch, dass der Anteil Alleinerziehender hoch ist: So lebt jedes dritte Kind in Teltow nur mit einem Elternteil zusammen. Derzeit liegt der Ausländeranteil bei 6,5 Prozent. Trotz des regen Zuzugs wird der demografische Wandel schon bald auch in Teltow deutlich zu spüren sein, heißt es im Sozialbericht.

Wie reich ist Teltow?

Mit Blick auf die Steuereinnahmen und die Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt stellt sich Teltow als wohlhabende Gemeinde dar. So ist die Steuereinahmekraft in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich auf durchschnittlich 1018 Euro pro Einwohner im Jahr 2017 gewachsen. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei lediglich acht Euro. Zum Vergleich: Die Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis Potsdam-Mittelmark lag 2016 durchschnittlich bei 427 Euro pro Einwohner.

Wie viel Wachstum ist noch möglich?

Seit 1996 hat sich der Wohnungsbestand auf heute rund 12 000 Wohnungen fast verdoppelt. Während damals auf jeden Einwohner rund 31 Quadratmeter Wohnfläche kamen, sind es 2017 knapp zehn Quadratmeter mehr. Und das obwohl sich die Stadt verdichtet hat: 1996 zählte man 719 Einwohner pro Quadratkilometer, im vergangenen Jahr waren es pro Quadratkilometer bereits 500 Menschen mehr. Teltows Sozialraumkoordinator betont, dass das weitere Wachstum gut überlegt sein will. Statt jede Freifläche zuzubauen, sollten bestehende Siedlungsgebiete weiterentwickelt werden. Teltow müsse darauf achten, die Lebensqualität und Wohnattraktivität zu steigern. Das gilt auch für die Entwicklung des Stadtzentrums, dem Aushängeschild der Stadt.

Wie haben sich die Mieten entwickelt?

Die Mietwohnungen in Teltow sind laut dem Mietspiegel auf einem Preishoch angekommen. Das gilt vor allem für Bauten, die nach 2014 entstanden sind. Wer in älteren Häusern lebt, muss durchschnittlich eine Nettokaltmiete zwischen 5,43 Euro und 7,40 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Teurer wird es in barrierefreien Wohnungen mit neuesten energetischen Standards. Hier kann die Nettokaltmiete bis zu 9,53 Euro pro Quadratmeter kosten. Vier Jahre zuvor lag die Spanne zwischen 4,67 Euro und 8,65 Euro. Mittlerweile sind kleinere Wohnungen im Vergleich auch teurer als größere. Und der Bedarf an kleineren Wohnungen wird perspektivisch steigen, so die Prognose in dem Bericht. Interessant ist auch, dass es in Teltow im vergangenen Jahr keine Ein-Raum-Wohnungen gegeben hat. Im Sozialbericht wird empfohlen, dass der Ausbau von preisgünstigen Wohnungen forciert werden muss.

Wo arbeiten die Teltower?

Durch seine zentrale Lage ist Teltow durch eine große Pendlermobilität gekennzeichnet. Der größte Teil der Auspendler – eine Zahl nennt der Bericht leider nicht – pendelt täglich nach Berlin. Teltow jedoch hat insgesamt mehr Einpendler als Auspendler. Die stärksten Pendlerbeziehungen in der Region bestehen zwischen Stahnsdorf und Teltow. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gestiegen: Knapp 12 000 Beschäftigte finden in Teltow Arbeit. Etwas weniger als 11 000 Teltower wiederum sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Auch die Arbeitslosenzahlen der Stadt sind ähnlich wie im Kreis auf einem konstant niedrigen Niveau: Im vergangenen Jahr waren 559 Teltower ohne Arbeit. Auch die Zahl der Bezieher von Hartz IV sinkt seit 2015.

Was bietet Teltow seinen Familien?

Teltow baut zwar bereits seine Kitas aus, hinkt aber vor allem im Krippenbereich hinterher. So liegt die Versorgungsquote für Kinder unter drei Jahren bei knapp 60 Prozent. Dabei, so wird im Sozialbericht betont, sei die Quote in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Ein schwacher Trost: Auch im Kreis sieht es nicht besser aus. Hingegen kommt fast jedes Kindergartenkind in Teltower Einrichtungen unter. Die Versorgungsquote liegt hier bei 99,6 Prozent. Die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern im Hort ähnelt der in den Krippen: die Quote liegt bei 67,3 Prozent. Interessant ist auch, dass es in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme an Erziehungs- und Familienberatungsleistungen gegeben hat. Der Sozialbericht informiert auch über die Gesundheit der Kinder. Auffallend ist, dass der Anteil der Kinder mit emotional-sozialen Störungen in Teltow erheblich höher ist als im Durchschnitt des Landkreises. Rund 13 Prozent der angehenden Grundschüler haben derartige Störungen. Der Durchschnitt im Kreis liegt bei 5,9 Prozent. Als Grund wird eine größere Sensibilität der Teltower Fachkräfte für das Thema genannt.

Wie politisch interessiert ist Teltow?

Wenig überraschend ist, dass mit Blick auf die Wahlbeteiligung das Gefälle von Bundestags- zu Kommunalwahlen stark abnimmt. Während 77,7 Prozent bei der Bundestagswahl 2017 abstimmten, waren es bei der Stichwahl um den Teltower Rathausposten nur noch 45,8 Prozent. Der Sozialraumkoordinator Hochmal empfiehlt, die Teltower in der Kommunalpolitik stärker einzubinden und mitbestimmen zu lassen.

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