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Kirschendoppel. Die amtierende Glindower Kirschkönigin Christiane Küstner mit Jessica Hein, die den neuen Titel der Kirschprinzessin trägt.

© Andreas Klaer

Ernte in der Mittelmark: Weniger Kirschen, aber bessere Qualität

Der Regen der vergangenen Tagen sorgt für pralle Kirschen. Fröste im Frühjahr hatten den Bäumen aber zugesetzt. Erstmals gibt es in Glindow eine Kirschprinzessin.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Zur Amtseinführung der ersten Glindower Kirschprinzessin am Freitag ziehen die Werderaner Obstbauern eine gemischte Erntebilanz: Zwar werden weniger Kirschen geerntet als im Vorjahr, dafür haben die Früchte eine bessere Qualität. Auch kaufen die Kunden deutlich mehr auf Märkten und in Hofläden, sodass die Bauern Kosten für einen Zwischenhändler einsparen.

Weniger Kirschen als im Vorjahr

„Durch den Regen der vergangenen Tage sind die Früchte schön groß und prall geworden“, sagt der Obstbauer und Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins Stefan Lindicke den PNN. Allerdings haben Fröste im März und Mai Blüten und Knospen geschadet, sodass der Ertrag unter dem des Vorjahres liegen wird. Die Verluste sind dabei von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich: Während etwa auf Plantagen in Bochow große Teile der Ernte erfroren sind, hat der Glindower Obstbauer Heiko Wels nur geringe Einbußen. „Mit der Ernte in diesem Jahr sind wir durchaus zufrieden“, so Wels. Die Preise bewegen sich derzeit auf Vorjahresniveau bei sieben bis acht Euro pro Kilogramm, besonders große Sorten kosten zehn Euro.

Die wenigen Kirschen, die es in diesem Jahr gibt, sind dafür prall. Das Kilo kostet sieben bis acht Euro, für große Kirschen auch mal zehn Euro.
Die wenigen Kirschen, die es in diesem Jahr gibt, sind dafür prall. Das Kilo kostet sieben bis acht Euro, für große Kirschen auch mal zehn Euro.

© dpa-tmn

Zweite Amtszeit für die Kirschkönigin

Die Glindower Kirschkönigin Christiane Küstner kann also mit schönen Früchten in ihre zweite Amtszeit gehen: Am Freitag um 17 Uhr wurde auf dem Gelände des Schützenvereins, wo auch ein Kirschbaum gepflanzt wurde, ihre Amtszeit verlängert. Gleichzeitig wurde zum ersten Mal eine Kirschprinzessin ins Amt eingeführt, die 25-jährige Jessica Hein. „Traditionell wird eine neue Kirschkönigin beim Kirsch- und Ziegelfest gekürt“, erklärt Fred Witschel vom Organisationskomitee den PNN. Das Fest mit der Amtsübergabe war für den 4. und 5. Juli geplant, musste dann aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. So ging man zu der neuen Lösung über: Christiane Küstner bleibt im Amt und Jessica Hein, die eigentlich gekrönt werden sollte, wird Kirschprinzessin und dann 2021 neue Königin. So könne die aus Plessow stammende und in Glindow im Karnevalsclub und dem Kleintierzüchterverein aktive Jessica Hein schonend an ihre repräsentativen Pflichten etwa auf Festen herangeführt werden. Und die 33-jährige Christiane Küstner, die wegen der Pandemie kaum etwas von ihrer Amtszeit hatte, darf länger repräsentieren.

Ungenutzt hat Küstner das erste Amtsjahr aber nicht verstreichen lassen: Mit selbst gestalteten Ansichtskarten hat sie 400 Euro eingenommen. Diese wurden am Freitag verteilt: Sowohl die Jugendfeuerwehr als auch der Verein Zuckerbaum, der sich um Familien mit schwerkranken Kindern kümmert, erhielten je 200 Euro.

Kirschernte dauert noch vier Wochen

Rund vier Wochen Zeit haben Küstner und Hein in dieser Saison noch, um für frische Kirschen aus Glindow und Umgebung zu werben. So lange wird die Ernte, die vor knapp sechs Wochen begonnen hat, wohl noch dauern. „Cordia, die nächste Sorte, die geerntet wird, hängt sehr gut“, so Heiko Wels. Auch bei Stefan Lindicke sieht es gut aus: Noch zwei Wochen gebe es Süßkirschen. Sind sie alle, stehen die Sauerkirschen in voller Ernte. Die wird man bei Lindicke am Plessower Eck auch wieder selbst pflücken können. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass die Kirschernte in diesem Jahr elf Prozent unter dem Vorjahr liegt, bundesweit sollen 53.500 Tonnen geerntet werden. Die Zahl liege aber trotzdem zwölf Prozent über dem Zehnjahresdurchschnitt. Für die Region um Werder kann Stefan Lindicke diese Zahlen aber nicht bestätigen, die Ernte sei deutlich geringer.

Nahezu abgeschlossen ist inzwischen die Erdbeerernte: Heiko Wels geht davon aus, dass noch etwa bis zum 12. Juli verkauft werden kann. Die Saison sei auch hier unterschiedlich verlaufen: Auf seinem Hof recht gut, bei anderen war ein Großteil der Blüten erfroren. Das gilt laut Stefan Lindicke auch für das nächste Obst, das nach den Kirschen geerntet wird, die Zwetschgen. Auch dort hätte es Frostschäden gegeben.

Der Wein wächst gut

Nahezu unbeschadet sind bisher aber Werders Rebstöcke durch das Jahr gekommen, so Winzer Manfred Lindicke: „Der Regen kam gerade richtig, die Trauben wachsen gut.“ Frostschäden habe es auch kaum gegeben. „Bis Mitte August kann der Sommer gern so weitergehen.“ Erst dann brauche man Trockenheit, damit die Trauben nicht platzen oder Pilze bekommen.

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