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Wegen Baumfällarbeiten fahren vom 21. bis zum 25. Januar keine Züge durch Caputh

© Andreas Klaer

Eine Woche lang fahren keine Züge: Harte Zeiten für Pendler in Schwielowsee

Ende Januar fahren eine Woche lang keine Züge nach Schwielowsee. Das Problem: Ersatzverkehr gibt es nicht überall.

Von Enrico Bellin

Schwielowsee/Seddiner See - Es wird eine harte Woche Ende Januar für Pendler zwischen Seddin, Schwielowsee und Potsdam: Wegen Baumschnittarbeiten entlang der Bahngleise in Schwielowsee lässt die Deutsche Bahn die Züge der Regionalbahnlinie 23 vom 21. bis zum 25. Januar tagsüber komplett ausfallen. Ein Schienenersatzverkehr wird nur vom Bahnhof Michendorf über Caputh nach Potsdam angeboten. Für Pendler aus Seddin, Ferch und Geltow verweist die Bahn auf andere Regionalzüge und Busse – deren Haltestellen aber etwa in Geltow 1,5 Kilometer vom Bahnhof entfernt sind.

Die Deutsche Bahn empfiehlt wegen der Ausfälle zum Teil Fußwege von anderthalb Kilometern.
Die Deutsche Bahn empfiehlt wegen der Ausfälle zum Teil Fußwege von anderthalb Kilometern.

© Enrico Bellin

Pendler aus Seddin sind zwei Wochen von Störungen betroffen

Die Ausfälle der Regionalbahn 23 jeweils zwischen 7.15 Uhr und 16.45 Uhr schließen sich direkt an die Ausfälle der Regionalexpresslinien 1 und 7 an, die wie berichtet zwischen dem 15. Januar abends und dem 20. Januar nicht nach Berlin fahren. Pendler aus Seddin sind also zwei Wochen lang von Störungen betroffen.

Warum die Regionalbahnen Ende des Monats nun wegen der Baumschnittarbeiten komplett ausfallen müssen, warum die Arbeiten nicht am Wochenende stattfinden und ob auch Bäume gefällt werden, konnte die Deutsche Bahn am Dienstag auf PNN-Anfrage nicht beantworten. Beim Ersatzverkehr verwies ein Bahnsprecher auf Anfrage aber darauf, dass die Ersatzbusse immerhin auch von Caputh nach Michendorf fahren würden. Bei früheren Störungen war dies nicht der Fall. Als Ersatz für Fahrgäste aus Ferch-Lienewitz wird auf den zwei Kilometer entfernten Seddiner Bahnhof verwiesen, wo Fahrgäste den RE7 nutzen sollen. 

Schwielowsees Bürgermeisterin ist nur noch sprachlos

In Caputh würden die Ersatzbusse auch an der Schule halten, nahe der Fähre. Das ist laut Bahnsprecher ein Ersatz für den Wegfall des Geltower Haltes. Zwar beträgt der direkte Weg zwischen der Haltestelle in Caputh und dem Geltower Bahnhof tatsächlich „nur“ einen Kilometer. Allerdings müssten Pendler dafür die Seilfähre nutzen, sodass der Weg so lange dauern würde, dass selbst die Webseite der Bahn diese Variante gar nicht erst anzeigt. Sie empfiehlt stattdessen den 1,5 Kilometer langen Fußweg in den Geltower Ortskern, um dort Linienbusse zu nutzen.

Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) findet das Verhalten der Bahn unverantwortlich.
Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) findet das Verhalten der Bahn unverantwortlich.

© Martin Müller

Angesichts dieser Empfehlung ist Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) nur noch sprachlos. Allgemein sei das Verhalten der Bahn schlicht als unverantwortlich zu bezeichnen. „Man fragt sich doch, warum für solche Arbeiten die komplette Strecke gesperrt werden muss“, so Hoppe. Das Rathaus habe erst durch die PNN von den Ausfällen erfahren, Verwaltungsmitarbeiter würden aber den Frust der Anwohner über die Fehlplanung der Bahn abbekommen. „Wie soll man denn die Menschen animieren, auf die Bahn umzusteigen, wenn es dort nicht einmal Bemühungen gibt, wenigstens einen Kleinbus zu allen Bahnhöfen fahren zu lassen?“, fragt die Bürgermeisterin. 

Schon im Sommer sind die Regionalbahnen wochenlang ausgefallen

Die Gemeinde setzt sich seit Jahren für einen Radweg zum Bahnhof in Ferch ein, der nun in den kommenden Jahren gebaut werden soll. Auch hat das Rathaus in Kooperation mit dem Verleiher Nextbike am Bahnhof Ferch-Lienewitz eine Radverleihstation errichtet, die immer besser genutzt werde. Diese Angebote würden durch solche Ausfälle konterkariert. „Wenn wir die Linienbusse nicht hätten, würde hier nichts mehr funktionieren“, sagt Hoppe. Sie verweist auch darauf, dass die Regionalbahnen bereits im Sommer wochenlang ausgefallen sind, weil die Bahn zu wenig Lokführer hatte.

Peter Cornelius, der Vorsitzende des Verbandes Pro Bahn Berlin-Brandenburg, zeigt sich auf PNN-Nachfrage ebenfalls sehr enttäuscht vom Handeln der Bahn. „Wir fordern eine andere Lösung. Es kann einfach nicht jeder Pendler 1,5 Kilometer zur nächsten Haltestelle laufen.“ Die Bahn sei verpflichtet, bei Zugausfällen Alternativen anzubieten, wenn keine annehmbaren Ersatzverbindungen zur Verfügung stünden.

Linienbusse werden wohl deutlich voller sein

Laut Thorsten Müller, dem Verkehrsleiter bei Regiobus, müssen Pendler damit rechnen, dass zwischen Caputh und Potsdam während der Einschränkungen bei der Bahn die Linienbusse deutlich voller werden als sonst. „Auf dieser Relation gibt es schon ziemlich viele Pendler.“ Zwar bietet die Bahn zwischen beiden Orten Ersatzbusse an, besonders am Morgen sei aber bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit der Andrang auf die Linienbusse stärker gewesen. Auf der Verbindung würden morgens schon Gelenkbusse eingesetzt, mehr sei nicht möglich. „Bisher mussten aber keine Fahrgäste an den Haltestellen zurückgelassen werden“, so Müller.

Mehr Sorgen bereiten ihm die Ausfälle des RE 7 eine Woche früher. „Es ist schwer vorherzusagen, wie die Pendler darauf reagieren werden.“ Einerseits könnten die Busse deutlich leerer als sonst sein, wenn die Pendler gleich mit dem Auto zur Arbeit fahren und nicht mit dem Bus etwa von Beelitz zum Seddiner Bahnhof. Andererseits könnten Pendler aus Michendorf aber vermehrt mit den Regionalbussen zum Potsdamer Hauptbahnhof fahren, um von dort aus die S-Bahn nach Berlin zu nutzen. Auch dort könnten also die Busse voller werden. Jedoch rechnet Müller auch dort nicht damit, das Pendler an Haltestellen stehen bleiben.

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