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Einbruch ins Atelier in Teltow: Markus Lüpertz: Gebt mir meine Bilder zurück

Am Wochenende sind Unbekannte in das Atelier von Markus Lüpertz in Teltow eingebrochen und haben 30 Werke gestohlen. Jetzt appelliert der Künstler an die Diebe.

Teltow -Der Künstler Markus Lüpertz ist nach einem Einbruch in sein Atelier im brandenburgischen Teltow zurückgekehrt - und verstört über den Anblick des fast leer geräumten Arbeitsraumes. "Das ist für mich eigentlich ein größeres psychisches Problem als unbedingt ein kommerzielles", sagte der "Malerfürst" am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Unbekannte waren durch ein Fenster eingebrochen, hatten ein Tor von innen geöffnet und waren dann mit einem Auto in das Atelier gefahren.

Rund 30 Zeichnungen, Aquarelle, Grafiken und Skulpturen im Gesamtwert von mindestens einigen Hunderttausend Euro fehlten, stellten Lüpertz' Assistenten am Montag fest. "So ein Bild in der Größe kostet offiziell 50 000 Euro", erklärte der Maler.

Im März waren schon einmal Unbekannte in das Gebäude eingedrungen. "Da standen plötzlich zwei Jungs bei mir oben im Flur", erzählte der 74-Jährige. "Ich bin wach geworden, habe mir dann meinen Krückstock genommen und bin mit lautem Gebrüll auf die los." Die Eindringlinge seien davon gelaufen. Sie hätten einen Schlüssel gehabt, schilderte Lüpertz. Früher sei er nicht sorgsam mit diesen umgegangen, seitdem habe er aber die Schlösser ausgewechselt. Nur er und seine zwei langjährigen Mitarbeiter hätten nun Schlüssel.

"Stellt mir sie hin, und dann ist gut."

Er sei damals nicht auf die Idee gekommen, dass die Unbekannten es möglicherweise auf seine Kunst abgesehen hatten, so Lüpertz. Auch den Einbruch am Wochenende findet er unbegreiflich. "Wer nimmt unsignierte Bilder, die durch die Presse als gestohlen gegangen sind?" sagte der Maler. Die Werke seien zum Teil unfertig. Zudem sei er kein Künstler, von dem man ein Bild besitze und das für sich behalte.

Die Diebe könnten die Bilder nicht verkaufen und sollten sie einfach zurückgeben. "Ich kann die nur auffordern: Stellt mir sie hin, und dann ist gut." Eher könne er sich jedoch vorstellen, dass er einen Anruf von den Verbrechern bekomme und die Diebe Geld von ihm forderten.

Aus Trotz malt Lüpertz weiter

Lüpertz gilt als einer der bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstler. Er wurde in Reichenberg in Böhmen geboren, von wo aus er 1948 mit seiner Familie nach Rheydt im Rheinland flüchtete. Von 1988 bis 2009 war der Maler und Bildhauer Rektor an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Im Berliner Bode-Museum läuft unter dem Titel "Nichts Neues. Die Abstraktion hat noch nicht begonnen" noch bis Februar eine Schau mit Kohle- und Bleistiftzeichnungen sowie Bronzeplastiken von Lüpertz.

Er hätte es verstehen können, wenn die Einbrecher Schmuck oder sein Auto gestohlen hätten, meinte Lüpertz. "Aber meine Bilder zu klauen, wo die noch nicht fertig sind, mich in meiner Arbeit zu stören, das finde ich eklig." Das Atelier sei ein heiliger Ort. Wenn Menschen mit bösen Absichten hereinkämen, beleidige das seine Harmonie. "Aus Trotz fange ich direkt an, weiterzumalen." (dpa)

Nick Kaiser

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