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Einbruch in Atelier von Markus Lüpertz in Teltow: „Ich find’s eklig“

Nach dem Atelier-Einbruch in Teltow fordert der Künstler Markus Lüpertz die Diebe auf, seine Bilder zurückzugeben. Noch gibt es keine Hinweise auf die Täter, die 30 Werke gestohlen haben.

Von Eva Schmid

Teltow - Vor rund fünf Tagen waren die Diebe da, heute steht die Türe wieder offen. Zumindest ist sie nicht abgeschlossen. Mitten im Teltower Kanadaviertel zwischen biederen Einfamilienhäusern prangt das große Atelierhaus des Malerfürsten Markus Lüpertz. Ein Hingucker. Kein Zaun, keine Alarmanlage. Auf dem Parkplatz vor dem Haus liegen verstreut Skulpturen.

Wer die Türklinke zum Atelier hinunterdrückt, steht mitten in einem bunten Skulpturenpark. Vom Flur gehen gelbe Türen ab. Das Licht brennt, Baucontainercharme. Von einem der bekanntesten zeitgenössischen Künstler jedoch keine Spur. Auf Klingeln und Klopfen, selbst auf das Rufen seines Namens kommt nichts – es bleibt still im Haus. Wäre man ein Dieb, würde man zuschlagen. Der Besucher jedoch zückt das Handy, ruft auf dem Festnetz an. Den Klingelton scheint Lüpertz zu hören, mit energischen Schritten kommt er aus dem ersten Stock des Hauses, in dem er wohnt und arbeitet, in den Flur gelaufen.

Lüpertz: „Was die mit den Bildern machen wollen, ist mir völlig schleierhaft"

Wie war das noch mit dem spektakulären Kunstraub vor wenigen Tagen? Der 74-jährige Lüpertz bittet in eine Art Aufenthaltsraum. Die Wand voller Zeichnungen und Bilder, auf dem Tisch Dokumente, ein leerer Pappbecher und Christstollen, den er mit einem machetenartigen Messer absäbelt. „Ich find’s eklig“, sagt der Mann mit dem spitzen weißen Bart. „Was die mit den Bildern machen wollen, ist mir völlig schleierhaft.“

Wie berichtet ist am Wochenende in das Teltower Atelier von Lüpertz eingebrochen worden. Das Atelier wurde am vergangenen Samstagabend verschlossen, der Raub wurde erst am Montagmorgen entdeckt. Das ganze Atelier hätten sie ihm ausgeräumt, so Lüpertz. Soll heißen: Mindestens 30 Zeichnungen, Aquarelle, Grafiken und Skulpturen, die zum Teil noch gar nicht fertig waren. Der Künstler ist verärgert: „Es war eine Serie, an der ich intensiv gearbeitet habe.“ Der Verlust seiner Werke werfe ihn um Monate zurück. „Für mich ergibt sich ein Bild aus dem anderen, deshalb begreife ich den Diebstahl als große Lücke.“ 

Keine Hinweise

Zum genauen Wert der Bilder will sich Lüpertz nicht äußern. Nur so viel ist klar, es handelt sich um einen hohen sechsstelligen Betrag. Für die Kriminalistik der Polizeidirektion West, die mit dem Fall betraut sind, ist es eine Seltenheit. „Ich bin seit 27 Jahren bei der Polizei, ein Kunstraub ist mir noch nicht untergekommen“, sagte am Donnerstag Polizeisprecherin Ingrid Schwarz. Auch mehrere Tage nach dem spektakulären Raub gibt es noch keine Hinweise. Obwohl das Atelier mitten im Wohngebiet steht, direkt gegenüber mehrere kleine Läden wie Bäcker, Apotheke und Friseur sind, hat niemand etwas gesehen.

„Die sind wahrscheinlich tagsüber rein“, vermutet Lüpertz. Ein Fenster eines seiner insgesamt 42 Baucontainer, die er für sein Atelierhaus aufeinandergestapelt hat, haben die Diebe geknackt. Danach hätten sie von innen das große Tor der Halle, die an die Container anschließt, geöffnet, den Wagen herangefahren und eingeladen. Lüpertz sagt, dass durch das große Tor oft Arbeiten von ihm aus dem Atelier zu Käufern, Galerien oder Museen gebracht werden. Für die Nachbarn auf den ersten Blick daher nichts Unübliches.

Und nein, sein Anwesen will er nach dem Diebstahl nicht sicherer machen. „Hier ist ja nichts“, sagt der drahtige Mann mit den wachen Augen und meint es ernst. Wertgegenstände habe er im Tresor. Übrigens sei ein Großteil seiner Arbeiten entgegen bisheriger Meldungen nicht signiert gewesen. „Jeder, der jetzt einen Lüpertz kauft, wird fragen, ob er gestohlen ist.“ Ist der Künstler bekannt, würde der Kunstmarkt über den Raub Bescheid wissen. „Wer nimmt unsignierte Bilder, die durch die Presse als gestohlen gegangen sind?“ fragt der Maler.

Eine Ende des Ateliers in Teltow?

Seit sieben Jahren lebt und arbeitet der ehemalige Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie in Teltow. Passiert sei hier nie was. „Einmal kamen nachts junge Leute rein, die habe ich dann mit dem Knüppel verscheucht“, erzählt er beiläufig. Er fühlte sich bisher wohl in seinem mehr oder weniger offenen Atelier. Ein zweites Atelier hat er in Düsseldorf. Auch wenn er sich nicht einschüchtern lässt, ein komisches Gefühl bleibt nach so einem Einbruch. Aber ob das nun das Ende für den Teltower Standort bedeutet? „Wie weit ich hier noch Lust habe zu bleiben, darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“

Mit der flachen Hand klopft er kurz und energisch auf den Tisch – mit dem Diebstahl will er sich nicht weiter befassen. Alles was ihn daran hindere künstlerisch zu arbeiten, mache ihn sauer. Derzeit hängen seine Arbeiten im Berliner Bode-Museum und die nächsten Ausstellungen müssen vorbereitet werden. Daher zieht sich der Besucher schnell wieder zurück. Auf dem Weg zur Tür kommt Lüpertz doch nochmal aufs Thema zurück und sagt in sanftem Ton: „Ich kann die nur auffordern, die Arbeiten wieder zurückzubringen.“ Dann sehe er auch von einer Strafanzeige ab.

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