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© Johanna Bergmann

Der Herr der Filme: Wie Gösta Oelstrom das Scala-Kino in Werder wiederbelebte

Vor einem Jahr hat Gösta Oelstrom das Werderaner Scala-Kino übernommen. Seither kommen Stars in den Saal, Blockbuster dagegen fehlen – noch.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Die Werderaner haben ihren eigenen Geschmack. Das hat Gösta Oelstrom inzwischen gemerkt. „Viele Filme, die in Berlin gut laufen und wir anfangs auch im Scala gezeigt haben, gingen hier gar nicht“, sagt Oelstrom, der seit einem Jahr den Scala-Kulturpalast in der Eisenbahnstraße betreibt. Dokumentationen fänden kaum Anklang, auch wenn in Berliner Kinos die Leute Schlange stehen. Dafür gab es Überraschungen wie den französischen Film „Birnenkuchen mit Lavendel“, den im Schnitt 20 Menschen pro Vorstellung sahen. „Wir mussten uns von unserem Einkäufer trennen und bestellen die Filme jetzt selbst“, so Oelstrom.

Im Juli 2015 hat er das Scala-Kino angemietet und mit Renovierungsarbeiten begonnen, seit November ist das nun als Scala-Kulturpalast bezeichnete Haus geöffnet. Der Name hat seine Berechtigung: Mehrmals im Monat gibt es im 200 Menschen fassenden Saal Konzerte, Lesungen oder Comedy-Vorstellungen, die im ersten Halbjahr Oelstrom zufolge 2100 Besucher angezogen haben. Die Filme haben sich dagegen nur gut 700 Menschen angesehen. Am morgigen Freitag ist der Club der Berliner Heimorgelfreunde zu Gast und zeigt, was das Instrument so hergibt. Am Samstag ist die Potsdamer Kabarettistin Andrea Meissner zu Gast. Oelstrom, der seit 30 Jahren in der Fernsehbranche arbeitet und eine eigene Produktionsfirma hat, versucht immer wieder, auch große Namen nach Werder zu bekommen: Im September wird der Liedermacher Klaus Hoffmann im Scala auftreten, im Oktober der Sänger Purple Schulz.

Doch neben den großen Stars fehlen für das Alltagsgeschäft noch die großen Filme: Dem Kino fehlt eine Anlage nach dem Standard der meisten Filmstudios, die Kopien von Blockbustern trotz spezieller Verschlüsselungstechnik wiedergeben kann. So laufe am 18. August der Film „Conny und Co“ mit Till und Emma Schweiger an, der teilweise in Werder gedreht wurde. „Ich habe versucht, die Premiere nach Werder zu bekommen, doch das ist wegen der fehlenden Technik nicht möglich.“

Es gibt noch andere Baustellen

50 000 Euro würde die sogenannte DCP-Anlage Gösta Oelstrom zufolge kosten, das Medienboard Berlin-Brandenburg würde 21 000 Euro dazugeben. Der 53-Jährige und seine Mitstreiter – sein Bruder und eine Kollegin aus der Fernsehproduktion – wollen nun versuchen, weltweit über das Internet Cineasten zum Spenden zu bewegen und auch die Werderaner vor Ort. Wenn etwa 15 000 Euro zusammen wären, gäbe es die Förderung des Medienboards und die Technik könnte eingebaut und später abbezahlt werden.

Neben der Technik gibt es im Kino noch mehrere andere Baustellen: Die Dachrinne ist kaputt, weshalb es im Vorraum schon Wasserflecken an einer Wand gibt, und die Treppenstufen sind abgeplatzt. Der Vermieter repariere nicht so viel, wie Oelstrom sich wünscht. Daher ist der Kinobetreiber nun auf der Suche nach Firmen, die die Reparaturarbeiten eventuell gegen einen geringeren Lohn ausführen und dafür den Saal für Veranstaltungen nutzen dürfen oder von Oelstrom einen Image-Film produziert bekommen.

Trotz dieser Probleme plant Oelstrom das Programm für das kommende Jahr, um große Stars rechtzeitig buchen zu können. Für den Februar habe beispielsweise schon die Sängerin Ulla Meinecke zugesagt. Außerdem soll der erfolgreiche Sonntagsbrunch erweitert werden: So soll es Thementage geben, etwa mit amerikanischem oder französischem Buffet. Bisher kämen im Durchschnitt 20 Menschen zum Brunch, 35 finden im Vorraum des Kinos Platz. Dazu gibt es seit diesem Jahr noch eine bestuhlte Terrasse, die Werderaner ehrenamtlich angelegt haben.

Dreitägiges Festival „Werder klingt“

Die ehrenamtliche Tätigkeit soll künftig wieder in einem Förderverein gebündelt werden. „Der würde es auch einfacher machen, an Fördermittel zu kommen“, so Oelstrom. Derzeit wird das Kino von der Stadt nicht gefördert, im Gegensatz etwa zu den Kleinmachnower Kammerspielen. Das städtische Gymnasium nutze den Saal jedoch für Veranstaltungen und zahle dafür Miete, genau wie die Freie Schule am Zernsee.

In die Planung der 700-Jahr-Feier der Stadt Werder im kommenden Jahr ist das Kino aber integriert: So soll im März im Rahmen des Jubiläums das dreitägige Festival „Werder klingt“ im Scala stattfinden, bei dem Jazz und Weltmusik unter der Leitung des Werderaner Musikers Thomas Walter Maria erklingen sollen. Im Herbst sollen dann Werderaner Filme im Kino gezeigt werden. Die Stadt zahlt dafür insgesamt 6 000 Euro. Zudem hofft Gösta Oelstrom, im kommenden Jahr für seine Arbeit auch Kino-Preise zu bekommen, etwa für die Arbeit im Kinderfilm. Die Preise etwa des Medienboards Berlin-Brandenburg sind mit bis zu 10 000 Euro dotiert, in diesem Jahr wurden die Kleinmachnower Kammerspiele damit ausgezeichnet.

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