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Die Brache hinter dem "Rew"-Supermarkt in der Caputher Ortsmitte soll seit Jahren entwickelt werden. Geplant ist ein Mix aus Gewerbe und Wohnen.

© L. Hannemann

Caputh: „Außer mir sind alle in Eile“

Schwierige Altlasten, hohe Architektur-Ansprüche, neue Baupläne: Investor Lothar Hardt erklärt, warum auf Capuths größter Brache mitten im Zentrum bisher wenig passiert ist – und wie es im Blütenviertel weiter gehen soll.

Von Eva Schmid

Herr Hardt, vor gut drei Jahren wurde der Bebauungsplan für das Caputher Blütenviertel beschlossen. Der „Rewe“ wurde gebaut, die restliche Erschließung lässt seit Monaten auf sich warten. Warum?

Wir haben ein Problem auf dem Grundstück, was die Beräumung von Altlasten angeht. Im Moment erstellen wir ein Abfallkonzept, das sollte eigentlich schon Anfang November vorliegen. Das Konzept muss von der Abfallbehörde akzeptiert werden. Dann können wir anfangen.

Erwarten Sie böse Überraschungen, was die Altlasten angeht?

Wir haben schon viele Bohrungen gemacht, große Teile des Geländes sind ja schon bebaut. Ich habe einige Teile am Schmerberger Weg an Privatleute verkauft. Da war alles ok. Es geht nur um zwei Verdachtsflächen.

Im Sommer dieses Jahres wollten Sie sich von dem Projekt trennen und an die Prima-Unternehmensgruppe aus Neuruppin verkaufen ...

Das ist nicht ganz richtig. Die Verhandlungen liefen auf eine Partnerschaft hinaus. Ich wohne in Dubai, bin also nur beschränkt hier in Deutschland verfügbar und suche nach einem strategischen Partner, der vor Ort und vom Fach ist. Ich habe verschiedene Gespräche geführt, das war ja nur eines von sieben. Am Ende weiß man erst, ob man zueinander passt. Und das war hier nicht der Fall. Es fing gut an, wurde aber immer elender, vor allem konnte ich meine Qualitätsmerkmale nicht mehr durchsetzen.

Die da wären?

Ich will in Caputh etwas ganz Besonderes hinstellen, ich habe Graft als Architekten engagiert. Auch das war mit der Unternehmensgruppe, die Sie gerade erwähnt haben, nicht möglich. Sie wollten ihre eigenen Architekten reinnehmen. Wir hatten aber eine Übereinkunft, dass Graft drin bleiben soll.

Es ging nie um einen Verkauf?

Zum Schluss wollte die Gruppe das Blütenviertel von mir kaufen. Der Beginn war anders: Ich bin in die Gespräche reingegangen, weil ich etwas zusammen machen will, ein Joint Venture. Das ist immer kritischer, als wenn man sich von etwas ganz trennt. Beim Zusammenmachen steht der eigene Name mit drauf. Ich habe das Projekt oft der Bevölkerung vorgestellt, es geht ja nicht an, dass man dann eine ganz andere Sache daraus entwickelt. Es wurde (mit Prima, Anm. der Redaktion) immer erbärmlicher.

Auch die hessische Seniosana, ein Bauträger für Seniorenresidenzen, sollte einst miteinsteigen.

Das waren die, mit denen ich am weitesten verhandelt hatte, bevor es zu der Prima-Gruppe kam. Seniosana war auch ein Joint-Venture-Partner, die wollten den Pflegeteil und ich den Nicht-Pflegeteil machen. Das ist aus finanziellen Gründen nicht zustande gekommen.

Die Realisierung der Caputher Mitte scheint ja nicht leicht zu sein.

Nein, das sind Sachen, die spielen sich jeden Tag, überall ab, ohne das jemand darüber redet. Man redet im Ergebnis hinterher darüber. Ich bin in keiner Weise gezwungen, etwas schnell zu bauen, ich will was Gutes bauen. Das ist ein Projekt, das bei 65 Millionen Euro angesiedelt ist, und das muss stimmen. Kein Caputher wird mir beiseite springen, wenn das Ding in den Sand gesetzt ist. Das muss durchdacht sein. Wir wollen etwas bauen, was nicht so ist wie vor 30 Jahren. Wir wollen mit modernen Energien bauen, mit modernen Baustoffen.

Machen Sie jetzt alleine weiter oder suchen Sie wieder nach einem Partner?

Es wird eine Partnerschaft geben, die ist kurz vor dem Abschluss. Wenn es soweit ist, werde ich sie bekanntgeben.

Wieder ein Joint Venture?

Ja, eine 50/50-Partnerschaft.

Wann werden die ersten Häuser stehen?

Das hängt davon ab, wann die Infrastruktur in den Boden reinkommt. Wenn es mit den ganzen Expertisen nicht so lange gedauert hätte, wäre es dieses Jahr noch gewesen. Das klappt nicht mehr. Auch die neuen Features müssen im Gemeinderat diskutiert werden, davor passiert nichts. Wenn das dann genehmigt ist, fangen wir idealerweise mit dem Hochbau im Frühjahr an.

Features, also neue Merkmale. Was gehört dazu?

Zum Beispiel ein modernes Pflegeheim. Wir sind im Gespräch mit zwei Interessenten. Die einen planen altersgerechtes Wohnen, Seniorenheim und Pflege – das sind drei Anforderungen in einem Komplex. Der andere Interessent will die Gesamteinrichtung als Pflegeheim betreiben.

Gab es nicht Probleme mit dem bereits auf dem „Rewe“-Parkplatz verbauten Ziegel-Pflasterstein?

Die Ziegel halten die hohe Belastung der Lkw nicht aus. Der Einsatz von einem anderen Stein muss noch abgestimmt werden.

Zwischen Ihnen und der Gemeinde gibt es einen städtebaulichen Vertrag – müssten Sie demnach nicht schon längst geliefert haben?

Nein, gar nicht. Außer mir sind alle in Eile. Das wird ein riesiger Komplex in einer kleinen Gemeinde. Das ist immer schwierig, das an den Mann zu bringen. Das ist keine Kleinstadt, auch wenn jeder einem erzählt, das geht weg an einem Nachmittag. So ist es aber in der Praxis nicht.

Aber es gibt doch Fristen...

Ende 2017 sollte die Infrastruktur stehen. Wenn wir anfangen zu bauen, steht das Blütenviertel in spätestens drei Monaten.

Halten Sie an ihren anderen beiden Projekten, den Bahnhof Caputh Ferch in einen Kulturbahnhof umzubauen und dem Bau eines Seniorenwohnheims an der Schwielowseestraße noch fest?

Ja, natürlich. Der Bahnhof ist zu meinem Privatprojekt geworden, wobei ich weiterhin Künstlern und der Gemeinde Flächen zur Verfügung stellen werde. Aber es ist kein Objekt geworden, das ein Betreiber übernimmt. Wir haben schlichtweg keinen gefunden. Ich warte noch auf die Baugenehmigung. Wenn die kommt, dann ist das schnell fertig gebaut.

Und das Seniorenwohnprojekt?

Das liegt erst mal auf Eis, weil der B-Plan vom Kreis als ungültig erklärt wurde.

Sie leben in Dubai – was verbindet Sie mit Caputh?

Ich hatte die Villa Bergmann vor fünf Jahren in Caputh gekauft und restauriert. Das war mein Einstieg und das hat mir gut gefallen. Mich verbindet das, was auch Einstein mit dem Ort verbunden hat. Er wollte erst nach Berlin ziehen, aber das war ihm zu groß und zu laut. Er hat ein lauschiges Plätzchen gefunden, berlinnah und mit besonderem Charme.

Sie werden also nach Caputh ziehen?

Wenn ich älter werde, kann ich mir das vorstellen. Die Vorbereitungen dazu treffe ich ja im Moment.

Das Interview führte Eva Schmid.

ZUR PERSON: Lothar Hardt (67) hat 1998 seine Vertriebsfirma mit 150 Mitarbeitern verkauft. Das Unternehmen war für Philips und Thomson tätig. Mit dem Immobilienunternehmer sprach Eva Schmid.

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