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Busbegeistert. Susanne Henckel, Christian Stein und Hans-Jürgen Hennig.

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Potsdam-Mittelmark: Bis zu 27 Prozent mehr Fahrgäste in Mittelmarks Bussen Nach zwei Jahren PlusBus: Konzept zieht Pendler an. Auch Michendorf und Beelitz sollen profitieren

Die Busse im Landkreis werden immer besser genutzt. Wie Hans-Jürgen Hennig, Geschäftsführer der beiden mittelmärkischen Busgesellschaften, am gestrigen Mittwoch in Bad Belzig sagte, sind die Fahrgastzahlen seit Einführung des PlusBus-Systems 2014 auf den betreffenden Linien deutlich gestiegen.

Von Enrico Bellin

Die Busse im Landkreis werden immer besser genutzt. Wie Hans-Jürgen Hennig, Geschäftsführer der beiden mittelmärkischen Busgesellschaften, am gestrigen Mittwoch in Bad Belzig sagte, sind die Fahrgastzahlen seit Einführung des PlusBus-Systems 2014 auf den betreffenden Linien deutlich gestiegen. Das hat eine Zählung und Befragung von 3200 Fahrgästen im November ergeben, die nun ausgewertet wurde. Auf der Linie 580 von Bad Belzig über Kloster Lehnin und Werder (Havel) nach Potsdam sind der Untersuchung zufolge im Jahr 360 000 Fahrgäste unterwegs, sieben Prozent oder 20 000 mehr als 2014. Noch deutlicher stiegen die Zahlen bei der Linie 581 von Bad Belzig nach Brandenburg/Havel, mit 190 000 Fahrgästen sind es 27 Prozent mehr als vor zwei Jahren.

Grund ist die Umsetzung des PlusBus-Konzeptes: In der Woche gibt es von 6 bis 18 Uhr mindestens einen glatten Stundentakt, der an den Endbahnhöfen mit den Zügen der Regionalexpresslinien 1 und 7 verknüpft ist. Zwischen der Ankunft des Busses und der Abfahrt des Zuges liegen maximal 15 Minuten. Besonders auf der Linie Bad Belzig-Brandenburg/Havel mache sich das bezahlt, da Fahrgäste in beide Richtungen schnellen Anschluss an die Expresszüge nach Berlin haben. Auch am Wochenende wird ein Grundtakt geboten, dazu gibt es in den Bussen kostenloses W-Lan und USB-Ladebuchsen. Für das Konzept, das pro Jahr zusätzlich 250 000 Kilometer Busfahrten nötigt macht, zahlt der Landkreis jährlich etwa eine halbe Million Euro.

Durch die gestiegene Nutzung steht man Hennig zufolge aber kurz davor, mit einem geringeren Zuschuss auszukommen. „Vor Einführung des Konzeptes hatten wir in den Bussen im Schnitt eine Auslastung von 22 Prozent, beim PlusBus liegen wir jetzt um die 40 Prozent“, so Hennig. Das liegt auch daran, dass zu unterschiedlichen Tageszeiten verschieden große Busse fahren. Da auf der Linie Bad Belzig-Werder-Potsdam seit Januar morgens und nachmittags zwei zusätzliche Busse zwischen Kloster Lehnin und Potsdam fahren, ist von weiteren Fahrgaststeigerungen auszugehen. Zahlen dazu gibt es allerdings noch nicht.

Allerdings fürchtet Hans-Jürgen Hennig, das einige Fahrgäste nach Potsdam ab Juni wieder auf das Auto umsteigen: Wie berichtet soll dann in Potsdam die Zeppelinstraße eingeengt werden – um Platz für eine Busspur zu schaffen. Da jedoch die separate Busspur zwischen Geltow und Potsdam erst in Vorbereitung ist und frühestens 2018 kommt, fürchtet Hennig, dass auch seine Busse vor Potsdam im Stau stehen. „Wir rechnen mit Verzögerungen von etwa zehn Minuten pro Fahrt.“ Besonders Fahrgäste, die im Bus nur Stehplätze bekommen haben, könnte das zum Umstieg auf das Auto animieren. „Der Start der Straßenverengung vor dem Bau der Busspur ist eindeutig ein Fehler“, so der Geschäftsführer.

Wie nötig die Busspur ist, verdeutlicht Susanne Henckel, die Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg: Die Anzahl der Pendler aus der Mittelmark nach Potsdam ist in den vergangenen Jahren um elf Prozent gestiegen und lag 2016 bei täglich gut 15 000 Menschen. Henckel machte auch deutlich, dass das PlusBus-Konzept inzwischen landesweit übernommen wird. So startet im Dezember eine PlusBuslinie von Potsdam nach Ludwigsfelde (Teltow-Fläming). Ob der Bus unterwegs in Nuthetal oder Stahnsdorf halten wird, konnte das zuständige Landratsamt gestern auf Nachfrage nicht beantworten. Die derzeitige Linie 618 Ludwigsfelde-Potsdam fährt ohne Halt durch die Mittelmark.

Auch in Michendorf und Beelitz soll es künftig ein PlusBuslinie geben, ein entsprechendes Konzept wird laut Hans-Jürgen Hennig derzeit erarbeitet. Ob es sich dabei um eine Überarbeitung der Linie 643 Beelitz-Michendorf-Potsdam handeln wird, sei noch unklar. Statt auf einzelne Linien bezogen prüfe man eher die Verknüpfung im Großraum. Mit den Bahnhöfen Beelitz-Heilstätten, Beelitz-Stadt, Seddin, Michendorf und Potsdam Hauptbahnhof verknüpft die Linie 643 derzeit fünf Bahnhöfe: In Seddin wird dafür jedoch ein mehrminütiger Umweg in Kauf genommen, zudem werden nicht überall gute Anschlüsse an die Züge hergestellt. Wann das neue Konzept fertig ist, stehe jedoch noch nicht fest. Der stellvertretende Landrat Christian Stein (CDU) machte deutlich, dass man bei neuen Linien natürlich auch schauen müsse, wie sie finanziert werden können.

Auch das im Januar eingeführte Fahrplansystem rund um Werder soll schrittweise weiter ausgebaut werden. Wie berichtet war etwa die Linie nach Bliesendorf umgestellt worden, sie fährt nun zum Bahnhof mit Anschluss an die Züge nach Potsdam und Berlin. Dafür wird nicht mehr am Gymnasium gehalten, was bei Eltern für Protest sorgte. Auch die Linie 631 vom Werderaner Bahnhof nach Potsdam fährt zur Hauptverkehrszeit öfter. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember soll es einen zusätzlichen Bus nach 21 Uhr von Potsdam über Werder nach Bad Belzig geben, damit Beschäftigte des Einzelhandels auch westlich von Werder nach der Arbeit noch nach Hause kommen.

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