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Den Wasserbüffeln reicht das karge Moorgras zum Leben aus. Sie wachsen deutlich langsamer als Hochleistungsrinder, doch ihr Fleisch ist fester und aromatischer.

© Andreas Klaer

Biohof in Töplitz: Wie Wasserbüffel Moore retten

Wie Moore gerettet werden können: Ein Töplitzer Biohof soll landesweites Vorbild im Umgang mit den feuchten Wiesen werden.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Der feuchte, satte Boden quietscht unter den Schuhen. Das Wasser steht hoch auf den Moorwiesen des Töplitzer Wolfsbruchs, des südlichen Inselteils, der sich die Wublitz entlang erstreckt. Auf etwa sechs Hektar Fläche stehen die Wasserbüffel des Werderaner Biohofes im Morast. Für Josef Göppel, den Vorsitzenden des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) und CSU-Bundestagsmitglied, eine optimale Landschaft für den Klimaschutz. Denn Moore binden Kohlendioxid (CO2).

„Wir müssen ein Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen, dass Klimaschutz auch mit der Art der Landwirtschaft vor Ort zu tun hat, nicht nur mit dem Regenwald“, sagte Göppel am gestrigen Dienstag bei einem Pressegespräch. Laut Internetseite der Bundesregierung machen Moore nur drei Prozent der weltweiten Landfläche aus, speichern aber doppelt so viel CO2 wie alle Wälder der Erde zusammen. Deshalb will der DVL Bauern und Landschaftspflegeverbände über Projekte zum Moorschutz informieren.

„Die Büffelhaltung ist keine Romantik"

Seit knapp einem Jahr stehen die Wasserbüffel des Werderaner Biohofes im Moor. „Die Fläche bietet sich für die Tierhaltung an, aber für Rinder ist sie zu karg, sie könnten sich hier nicht ernähren“, so Jochen Fritz, Mitinitiator der Volksinitiative gegen Massentierhaltung. Gemeinsam mit zwei Mitstreitern betreibt er den Biohof. „Die Büffelhaltung ist keine Romantik: Es gibt keinen anderen Weg, das Moor hier als solches zu nutzen.“ Bisher funktioniere es gut, die acht Büffel finden genug Futter, halten das Gras kurz und sorgen mit ihren Hufabdrücken dafür, dass neue Samen aufgehen können und sich so die Artenvielfalt erhöht.

Das Projekt ist Linda Rehmer zufolge ein Vorbild, das zeigen kann, wie man Moorflächen ohne Trockenlegung nutzen kann. Rehmer kümmert sich beim DVL um die Koordinierung der Landschaftspflegeverbände und betreut die Beratung zum Moorschutz. Finanziert wird sie vom Land Brandenburg und dem Bundesumweltministerium. „Wir wollen verschiedene Initiativen landesweit vernetzen und einen langfristigen Schutz der Moore sichern“, so Rehmer. Drei Verbände habe sie seit Januar beraten, das Projekt ist bis 2018 gesichert.

Ziel: Zehn Prozent der Moore in Brandenburg sollen unberührt werden

Die Trockenlegung von Mooren passiere oft, damit Landwirte mehr Fördergelder von der Europäischen Union erhalten. Auch der Nachbar von Jochen Fritz mäht seine Flächen für die Heuproduktion, wofür er sie erst einmal trockenlegen musste. Das Heu vergammelt jedoch noch immer in Ballen auf den Feldern, da es schlechte Qualität hat. „Die Förderung der EU muss so umgestellt werden, dass solche grenzwertig nutzbaren Flächen als Moore erhalten bleiben können“, so Josef Göppel. Dafür werde er im kommenden Jahr im Bundestag kämpfen. „Bisher gilt die Regel: Wenn Land fünf Jahre lang nicht umgebrochen wurde, wird es Grünland.“ Dafür gibt es dann kaum noch Fördergeld. Das Umbrechen jedoch trocknet die Moore aus, wobei neben CO2 auch deutlich klimaschädlicheres Lachgas freigesetzt wird.

Das Land Brandenburg hat es sich zum Ziel gesetzt, zehn Prozent der Moorflächen unberührt zu lassen. Der Rest soll klimaverträglich bewirtschaftet werden. Womöglich werden künftig also mehr Wasserbüffelherden durch die Mark ziehen. Laut Jochen Fritz schmeckt ihr Fleisch ähnlich dem von Wild.

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