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In den Beelitzer Heilstätten hat der erste Barfußpark der Region eröffnet.

© S. Gabsch

Beelitzer Heilstätten: Kitzeln, pieksen, quietschen im neuen Barfußpark

In den Beelitzer Heilstätten hat der erste Barfußpark der Region eröffnet. Auf 15 Hektar kann man über Kiesel, Scherben und durch Torf laufen.

Von Enrico Bellin

Beelitz - Der Geruch von frischem Rindenmulch liegt über den Beelitzer Heilstätten, die Kiesel kitzeln unter den blanken Fußsohlen. Von Steinchen in Centstück-Größe bis zu faustgroßem Geröll wechselt der Untergrund gleich an der ersten Station des Beelitzer Barfußparks, der am gestrigen Dienstag offiziell in Betrieb ging. „Dadurch soll man erst einmal gebremst werden. Wir sind es ja alle nicht gewohnt, barfuß zu laufen“, erklärt Geschäftsführer Thomas Müller-Braun vor einer Gruppe von 30 Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde.

Barfußpark in Beelitzer Heilstätten noch nicht ganz fertig

Die Studenten für nachhaltiges Destinationsmanagement untersuchen drei Tage lang die Beelitzer Heilstätten und den Flämingskate, um bis August Vorschläge, etwa für eine bessere Vermarktung der Attraktionen, zu erarbeiten. Die erste Station ist der Barfußpark, anschließend geht es auf den direkt nebenan gelegenen Baumkronenpfad, der 2015 eröffnet hat.

Ganz fertig ist der Barfußpfad, der für Erwachsene sieben und für Kinder fünf Euro Eintritt kostet, zur Eröffnung noch nicht. Die Schließfächer am Eingang, in denen man Schuhe, Socken und Taschen lässt, sind noch nicht überdacht. Auf einem von drei Rundwegen sind auch noch nicht alle Stationen fertig. „Das wird aber bis Ende der Woche noch passieren“, verspricht Müller-Braun.

Nicht nur die Füße, der ganze Körper soll in Wallung kommen

Zwei von drei Rundgängen, für die man jeweils etwa eine Stunde braucht, sind jedoch fertig. „Ich glaube, meine Füße sterben gleich ab“, sagt eine der Studentinnen schon im kleinen Becken hinter den Kieselsteinen. Darin fließt 13 Grad kaltes Wasser, allerdings nur wenige Zentimeter hoch. Es soll der Kneippschen Lehre zufolge die Füße kühlen und desensibilisieren. Nach einem kurzen Sprint über Glasscherben – natürlich abgeschliffen, man soll sich ja nicht verletzen – werden die Arme in speziellen Becken auf Ellenbogenhöhe gekühlt. Nicht nur die Füße, der ganze Körper soll auf dem Pfad in Wallung kommen. So muss man etwa auf einer wackelnden Brücke vor der früheren Frauenklinik, auf deren Dach ein Wald wächst, die Balance halten. Das unbehandelte Douglasienholz soll lange haltbar sein, ist aber gleichzeitig überraschend weich und schmeichelt selbst groben Fußsohlen. An einer anderen Station, der sogenannten „blinden Reise“, schließen die Besucher die Augen und folgen tastend einem Seil, das sie zu verschiedenen Bäumen führt. An der Rinde sollen sie fühlen, um was für ein Gewächs es sich handelt. Ein Schild daneben verrät: Kiefer oder Birke. Die Schrift ist so tief ins Holz gestanzt, dass man auch sie ertasten kann.

„Wir haben hier etwa 60 verschiedene Bäume auf dem Gelände, wie ein Sachverständiger herausgefunden hat“, sagt Thomas Müller-Braun. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner, der bereits einen Barfußpark in der Lüneburger Heide betreibt, hat er eine halbe Million Euro investiert. Etwa ein Viertel davon wurde dann von der Investitionsbank des Landes gefördert. Es gibt Kooperationen mit dem benachbarten Baumkronenpfad, etwa verschiedene Kombitickets. Zwei Erwachsene und zwei Kinder zahlen für den Eintritt in beide Attraktionen beispielsweise 39 Euro. „Auf dem Baumkronenpfad kann man sich die Natur anschauen, hier kann man sich dann einsauen“, fasst Thomas Müller-Braun zusammen.

Zum Abschluss noch ein Wasserbad

Nach dem Laufen über pieksende Bucheckern geht es etwa zum Entspannen in ein Becken mit nassem Torf, der unter den Füßen quietscht und an Nordseewatt erinnert. Direkt dahinter ist wieder ein Wasserbad, den Pfad verlässt man gut gesäubert. Auch die Hosen bleiben unbefleckt. Die Studenten sind begeistert. „Sonst gehe ich nur mal barfuß durch den Park, aber hier kann man seinen Körper intensiv spüren“, sagt etwa der 29-jährige Hannes Seidt. Auch der Bezug zu den Heilstätten sei gut erkennbar – ein gelungenes Konzept.


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