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Motiviert. Die Schüler lernen, wie sie Spargel stechen, schälen und kochen.

©  J. Frese

Beelitz: Spargelkochen mit dem Küchenchef

Förderschüler besuchen den Erlebnishof Klaistow und schauen dem Küchenchef über die Schulter. Koch werden will aber dennoch keiner von ihnen.

Beelitz - Mit vollen Körben kommen sieben Schüler der Förderschule am Plessower See vom Spargelfeld. Als Nächstes werden die weißen Stangen unter einem großen quadratischen Duschkopf abgebraust, dann dürfen die Jugendlichen unter Anleitung des Klaistower Küchenchefs Marco Verleih anfangen zu schälen. Verleih leitet seit einem Jahr die Schülerfirma „Kochen mit Profi“. Das Projekt ist Teil des Förderprogramms „Initiative Sekundarstufe 1“, das Oberschulen, Gesamtschulen und Förderschulen mit außerschulischen Einrichtungen, meist Unternehmen, vernetzt.

Kochen und Betriebswirtschaft

Die praktischen Erfahrungen, die die Schüler mit Hilfe der außerschulischen Partner sammeln, sollen ihnen helfen, sich beruflich zu orientieren und ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz erhöhen. Jeden Montag kochen die Jugendlichen mit Marco Verleih ein Mittagessen, das sie zum Selbstkostenpreis an ihre Mitschüler verkaufen. „Jeder hat dabei seine Aufgabe“, erklärt der Koch. Auch ein Kassenbuch gebe es, in das die Schüler Ausgaben für Zutaten und Einnahmen durch Verkäufe eintragen. „So lernen sie auch die betriebswirtschaftliche Seite der Unternehmensführung kennen“, sagt der Küchenchef des Spargel- und Erlebnishofs Klaistow. Regelmäßige Ausflüge wie der nach Klaistow gehören zum Projekt. Vergangene Woche etwa unternahmen die Schüler mit Verleih eine Werksbesichtigung bei Werder Obst.

Den Jugendlichen der Schule am Plessower See macht die Schülerfirma Spaß – in der Gastronomie arbeiten möchte allerdings keiner der 14- bis 17-Jährigen. „Meine beiden Geschwister sind Köche und erzählen mir immer, wie stressig das ist“, sagt die 16-jährige Anika Benke. Sie und ihre Freundin Angina Simon möchten lieber Bürokauffrauen werden. Beide haben bereits Ausbildungsplätze gefunden.

Gastronomie wäre vielen Jugendlichen zu anstrengend

Auch der 17-jährige Tobias Teubert und der 17-jährige Tom Auerwald haben schon anderweitige Berufspläne: Teubert beginnt im Herbst eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, Auerwald hat eine Lehrstelle als Lagerist bekommen. In der Gastronomie zu arbeiten wäre „zu anstrengend“, finden beide. „Als Hobby mag ich Kochen aber gern“, sagt Teubert.

Marco Verleih räumt ein, dass die Einschätzung der Jugendlichen seinen tatsächlichen Berufsalltag recht gut trifft: „Im Januar und Februar haben wir etwas Ruhe, ansonsten gibt man als Koch das ganze Jahr über Vollgas mit teils sehr langen Arbeitszeiten.“ Der Klaistower Küchenchef leitet noch ein weiteres Projekt an der Berufsbildenden Schule Pierre de Coubertin in Potsdam. Immerhin haben dort schon ein paar Jugendliche erklärt, trotz stressiger Arbeitszeiten Koch werden zu wollen. 

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