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Autocross: Mit 140 Sachen Richtung Meistertitel

Für den Führerschein ist er noch zu jung, aber als Autocrosser ist der 15-jährige Timon Dohnke aus Teltow schon jetzt ein Profi am Steuer.

Teltow - Der schwarze Opel Corsa steht schon auf dem Anhänger, denn am Wochenende fährt Timon Dohnke damit das Abschlussrennen der Autocross-Saison. Am Steuer des Autos, das den Anhänger bis zum Wettbewerbsort in Sachsen-Anhalt bringt, sitzt dann allerdings noch Timons Vater. Denn obwohl der Neuntklässler beim Autocross mit Spitzengeschwindigkeiten von 140 Stundenkilometern durch den Matsch rast – für den Führerschein ist Timon mit gerade mal 15 Jahren noch zu jung. Dabei wäre er im Frühjahr beinahe Dritter bei der Deutschen Meisterschaft im Autocross geworden: „Es fehlte nur ein Punkt“, wie der rennsportbegeisterte Jugendliche betont.

Zum Autocross kam der junge Teltower über seinen Vater Ingo Dohnke, der in Großbeeren eine Tuning-Werkstatt hat. Auf dem weitläufigen Werkstattgelände sei sein Sohn schon als Sechsjähriger mit dem Kart herumgebrettert, erzählt der Rennwagenspezialist. Mit elf Jahren saß Timon zum ersten Mal am Steuer eines ausrangierten Fahrzeugs, das ihm sein Vater geschenkt hatte. Fahren durfte er zunächst nur auf dem freien Feld eines Freundes, sein Vater saß auf dem Beifahrersitz. Bald zeigte sich, dass das Autocrossfahren Timon nicht mehr loslassen würde. „Ich hatte vorher verschiedene Sportarten ausprobiert“, sagt der 15-Jährige. Aber weder Judo noch Karate oder Fußball seien gegen den Adrenalinkick angekommen, den er am Steuer seines 90 PS Opel Corsa empfand.

Bis zu seinem ersten Rennen musste Timon allerdings noch zwei Jahre warten. „Man darf erst in dem Jahr zum ersten Mal antreten, in dem man 14 wird“, erklärt der Neuntklässler. Dass er gleich in seiner zweiten Saison mit dem Motorsportclub Groß Dölln beinahe Dritter bei der Deutschen Meisterschaft werden würde, hatten allerdings weder Timon noch sein Vater erwartet. „Das Ziel fürs nächste Jahr ist eindeutig der Meistertitel“, sagt der 15-Jährige selbstbewusst.

Timons Vater Ingo Dohnke ließ sich von seinem Sohn dazu inspirieren, eine Trainerausbildung zu absolvieren. Der Rentner nutzt seine Freizeit nun unter anderem dafür, Jugendlichen im MSC Groß Dölln das Autocrossfahren beizubringen. Daneben begleitet er seinen Sohn zu Rennen in ganz Deutschland.

„Timons Geografiekenntnisse profitieren auf jeden Fall davon, dass wir so viel unterwegs sind“, sagt Ingo Dohnke. Aber auch ansonsten sei das mit der Schule kein Problem, fügt Timon hinzu, als sei er auf Fragen zu dem Thema vorbereitet. „Meine Noten sind zum Glück ziemlich gut und ich arbeite auch oft vor, damit ich im Unterricht nichts verpasse.“ Seine Lehrer hätten ebenfalls Verständnis für sein zeitaufwändiges Hobby und würden ihm auch mal am Freitag unterrichtsfrei geben, wenn ein Rennen am Wochenende besonders weit entfernt stattfinde.

Am Wettbewerbsort heißt es für Timon zunächst, sich mit der Strecke vertraut zu machen. Dafür gibt es ein paar Vorrunden, Timon Dohnke nennt sie „Vorläufe“, auf die schließlich das Finale folgt. Jede Runde dauere nur rund 40 Sekunden, erklärt der junge Autocrosser. Mal fahren die Teilnehmer auf Asphalt, mal auf Schotter, einmal ging es sogar quer durch eine Tongrube. Leider habe es dort auch noch geregnet, sodass der aufgeweichte Ton das Fahren ähnlich wie Glatteis erschwerte, erinnert sich der Neuntklässler. „Beim Anbremsen in der Kurve haben die Vorderräder blockiert und ich bin geradeaus in der Leitplanke gelandet.“

Der Fahrer wird besonders gesichert

Was auf der Autobahn ein schwerer Unfall wäre, gehört beim Autocross aber dazu. Timon Dohnkes Opel ist innen mit einem Überrollkäfig ausgestattet, der vor Verletzungen schützt, wenn sich der Wagen mal überschlägt. Autocrosser entfernen in der Regel die Inneneinrichtung aus ihren Fahrzeugen, damit sie durch das geringere Gewicht schneller auf hohe Geschwindigkeiten kommen. Durch das geringe Gewicht, kippt das Auto allerdings aber auch leichter um, so Ingo Dohnke. Dafür verfüge der Fahrzeuginnenraum über mehrere Vorrichtungen, die zum Schutz vor Verletzungen gedacht sind: Der Fahrer sitzt in einem Schalensitz und ist mit einem speziellen Gurt gesichert, trägt darüber hinaus immer einen Helm. Während das Auto normalerweise die eine oder andere Beule aus einem Rennen mitbringe, seien Verletzungen bei den Fahrern recht selten, so der Autocrosstrainer.

Wenn Timon Dohnke, wie beim Rennen in der Tongrube, mehr als nur eine Beule in seinen Rennwagen fährt, repariert sein Vater den Schaden gleich vor Ort. Nach der Kollision mit der Leitplanke musste dort erst einmal die Vorderachshälfte gerichtet werden. Dafür haben die Autocrosser zwischen ihren Läufen jeweils mehrere Stunden Zeit. Wenn Timons Opel Corsa nach dem Rennen auf seinem Anhänger zurück nach Großbeeren gebracht wird, sieht er meistens trotzdem noch einigermaßen zerbeult aus. Vater und Sohn verbringen dann die Zeit bis zum nächsten Rennen damit, die Blessuren fachkundig zu verarzten.

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