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Die Autobahn bei Michendorf kann jetzt auf acht Spuren mit 120 Stundenkilometern befahren werden.

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Autobahnausbau bei Michendorf: Südliche A10 ist fertig, Baustart im Westen unklar

Die Verbreiterung von acht Kilometern A10 bei Michendorf blieb im Kostenrahmen. Wann die Autobahn bei Werder und Potsdam breiter wird, ist aber offen.

Von Enrico Bellin

Michendorf - Der Ausbau des am stärksten befahrenen Autobahnabschnittes Ostdeutschlands ist sowohl im Kosten- als auch im Zeitrahmen geblieben. 151 Millionen Euro wurden in die Erweiterung des südlichen Berliner Ringes von sechs auf acht Spuren zwischen den Autobahnen 115 und 9 investiert. 50 Monate Bauzeit wurden dafür benötigt. Wie bei der offiziellen Freigabe der Autobahn am Mittwoch in Michendorf klar wurde, wird der anschließende Abschnitt der Autobahn über Werder (Havel) und Potsdam in Richtung Berlin Spandau aber in absehbarer Zeit nicht verbreitert. Seit Jahren laufen im Bundesverkehrsministerium Vorplanungen für diesen Abschnitt der A10.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU, l) und Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) am Mittwoch in Michendorf.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU, l) und Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) am Mittwoch in Michendorf.

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Weiterbau würde halbe Milliarde kosten

„Uns ist natürlich klar, dass der abgeschlossene Ausbau dieses Autobahnabschnittes weiteren Verkehr in den angrenzenden Abschnitten nach sich zieht“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den PNN. „Wir haben den gesamten Autobahnabschnitt rund um Berlin bei unseren Planungen im Blick.“ So stehe schon fest, dass für den Ausbau des 45 Kilometer langen Abschnittes der A10 zwischen den Dreiecken Werder und Havelland von zwei auf drei Spuren pro Richtung rund eine halbe Milliarde Euro nötig wäre. Scheuers Referatsleiter Frank Süsser beeilte sich dann auch nach den Aussagen seines Ministers zu betonen, dass der Ausbau der westlichen A10 nicht in den kommenden Jahren beginnen werde und es sich ohnehin um den am schwächsten genutzten Abschnitt des Berliner Rings handele.


Ganz im Gegensatz zum jetzt fertig gestellten Abschnitt: Rund 100 000 Fahrzeuge fahren täglich auf der A10 zwischen den Dreiecken Nuthetal, wo die A115 einmündet, und dem Dreieck Potsdam, wo die A9 in Richtung München auf den Ring trifft. Prognosen zufolge soll die Zahl in den kommenden fünf Jahren auf 126 000 Fahrzeuge steigen. Seit April 2016 wurde der 8,2 Kilometer lange Abschnitt ausgebaut, auch die Raststätte Michendorf Süd wurde erweitert. Freigegeben wurden Autobahn und Parkplatz für den Verkehr schon am 4. Juni. Statt 16 können dort jetzt 160 Lastwagen stehen, dazu gibt es Platz für 80 Autos und zehn Busse. Allein die Erweiterung des Rastplatzes hat 8,8 Millionen Euro gekostet. Mehrere Millionen Euro wurden auch in den Lärmschutz investiert: So wurde spezieller Flüsterasphalt auf mehreren Kilometern Länge verlegt, Michendorf wird zusätzlich durch meterhohe Lärmschutzwände von der A10 abgeschirmt.

Noch gibt es keine Endabrechnung

Insgesamt hatte der Bund für das Projekt rund 150 Millionen Euro vorgesehen, für eine Beschleunigung des Baus wurden weitere 4,5 Millionen Euro genehmigt. Bisher ist die bundeseigene Planungsgesellschaft Deges, die den Bau verantwortet, mit rund 151 Millionen Euro also unter diesem Kostenrahmen geblieben. Allerdings beruhe diese Zahl auf aktuellen Schätzungen, sagte Deges-Geschäftsführer Dirk Brandenburger. „Noch liegen nicht alle Endabrechnungen vor, auch müssen kleinere Aufträge noch vergeben werden.“

Anzeigen künftig besser lesbar

Denn noch fehlt die Verkehrsbeeinflussungsanlage, die digitalen Tafeln über der Autobahn. Für diese wird derzeit ein neues System entwickelt, es soll bis Jahresende installiert werden. „Die Anzeigen werden für die Autofahrer besser ablesbar sein, außerdem steckt eine neuere Rechenlogik hinter dem System“, so Brandenburger. Es soll also besser erkennen, wie viele Autos gerade unterwegs sind und die jeweils gültige Höchstgeschwindigkeit so schneller an den Verkehrsfluss anpassen. Bis das System steht, gilt für Autofahrer die Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern.

Beermann will alten Bußgeldkatalog

Brandenburger selbst wohnt in Werder, der fertige Autobahnabschnitt liegt auf seinem Arbeitsweg. Minister Scheuer scherzte am Rande, dass Brandenburger dort nun auch einigermaßen sorglos unterwegs sein könne: Die Verschärfung des Bußgeldkataloges, die die Länderverkehrsminister gewollt hätten, habe er ja schließlich zurücknehmen müssen. Wie berichtet sorgte ein Formfehler dafür, dass die neue Regelung zunächst nicht angewendet wird. So bleibt es dabei, dass etwa ein Fahrverbot erst erteilt wird, wenn man innerorts mehr als 25 Stundenkilometer zu schnell ist, die neue Regelung sah das ab 20 Stundenkilometern vor. Für Verstöße außerorts wäre das Bußgeld teilweise verdoppelt worden. Während Berlins Verkehrsverwaltung schon verdeutlichte, dass sie generell dazu kommen wolle, wieder die schärferen Strafen gelten zu lassen, sieht Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) das nicht so: „Brandenburg hat im Bundesrat gegen die Novelle gestimmt. Ich denke, damit ist alles gesagt“, sagte er am Mittwoch. Damit ist er auf der Linie des Bundesverkehrsministers. Bevor Beermann Minister in Brandenburg wurde, war er Staatssekretär in Scheuers Ministerium.

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