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Die Fontane-Büste der Künstlerin Carmen Stahlschmidt kam unbeschadet aus dem Ringofen der Ziegeleimanufaktur Glindow. 

© Ottmar Winter

Ausstellung in Petzow: Fontane frisch aus dem Ofen

In der Ziegeleimanufaktur Glindow wurde für eine Ausstellung in der Petzower Kirche eine Büste des Schriftstellers Theodor Fontane gefertigt.

Von Sarah Stoffers

Glindow - Ziegel für Ziegel entfernt Brennmeister Jens Zwintzscher vom Eingang der Brennkammer Nummer acht des Glindower Ringofens. Die Spannung ist groß: Hoffentlich hat Fontane keinen Riss bekommen. Eine Lücke in der Mauer gibt den ersten Blick auf die Büste des Dichters frei. Ihr ist nichts passiert. Nur auf der anderen Seite sind ein paar Ziegel umgekippt.

Am Dienstag wurde in der Ziegeleimanufaktur in Glindow eine Fontane-Büste der Oppenheimer Künstlerin Carmen Stahlschmidt frisch aus dem Brennofen geholt. Sie soll ab Sonntag in der neuen Ausstellung „Fontane +“ zu sehen sein, die in der Kirche Petzow eröffnet wird. Die Schau ist der Höhepunkt des diesjährigen Projekts „Fontane am Schwielow“, das in gemeinsamer Kooperation vom Landkreises Potsdam-Mittelmark, der Stadt Werder (Havel), der Gemeinde Schwielowsee sowie sieben Projektpartnern auf die Beine gestellt wurde. Für die Büste haben die Mitarbeiter der Ziegeleimanufaktur Glindow extra das Wochenende durchgearbeitet, erzählt Ziegeleichef Harald Dieckmann. Denn wegen der guten Auftragslage und eines engen Zeitplans hätte die Büste beinahe ein paar Tage länger auf die nötige Hitze warten müssen. Durch die Zusatzarbeit konnte sie nun von Sonntag zu Montag gebrannt werden und musste dann erst einmal in der Kammer langsam herunterkühlen.

Für die Büste hat sich Stahlschmidt Ton nach Hause bringen lassen.
Für die Büste hat sich Stahlschmidt Ton nach Hause bringen lassen.

© Ottmar Winter

Fontane und seine Verbindung zur Region Schwielowsee

Rund 40 Veranstaltungen rund um das Thema Fontane locken anlässlich des 200. Geburtstags des Schriftstellers unter dem Motto „Fontane am Schwielow“ bereits seit Februar bis in den November hinein in die Region. Schließlich hat der Schriftsteller bekanntermaßen den Schwielowsee und seine angrenzenden Ortschaften wie etwa Caputh oder Glindow besucht und ausführlich in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschrieben. Mit der Büste für die Ausstellung soll die Verbindung zur Ziegelei zu sehen sein, erklärt Kurator Frank W. Weber.

Denn Fontane hat sich auch mit der Ziegeleitechnik auseinandergesetzt, wie Dieckmann erzählt. Fontane der Glindow 1873 besuchte, sei gleich ein paar Tage geblieben und habe viel über die Ziegeleien und den besonderen Ringofen geschrieben. „Damals gab es noch 50 Ziegelöfen rund um den Glindower See“, so Dieckmann. Heute ist die Ziegeleimanufaktur in Glindow, eine der letzten Ziegeleien in ganz Deutschland, die noch einen sogenannten Ringofen betreibt. „Fontane hat es einen Sparofen genannt“, so Dieckmann. Der nach seinem Erfinder benannte Hoffmannsche Ringofen sei im 19. Jahrhundert wegen seiner enormen Energieeinsparung beliebt gewesen, so dass auch Ringöfen in China oder Afrika gebaut wurden. „Weil er die Wärme der Feuer mehrmals nutzt“, erklärt Dieckmann. Die Abwärme des Feuers in einer Ofenkammer wird auch zum Heizen der anderen Kammern genutzt.

Mal intellektuell, mal wild

Für die Ausstellung „Fontane +“ wollten die Organisatoren an den Dichter einmal anders herangehen, erzählt Kurator Weber. Die Künstlerin Carmen Stahlschmidt, die bereits zu mehreren plein airs und einer eigenen Ausstellung in Werder (Havel) zu Besuch war, hat sich intensiv mit dem Dichter auseinandergesetzt. Aus der Ziegeleimanufaktur hat sie sich 100 Kilogramm schamottierten Ton, also mit kleinen bereits getrockneten oder gebrannte Tonstücken versetzter Ton, nach Oppenheim geholt. Der Ton sei für größere Figuren gedacht, da durch die Schamotte der Ton nicht reiße. Mit Hilfe von Fontanes Texten und Darstellungen von ihm habe sie sich dem Schriftsteller genähert. Es gebe sehr unterschiedliche Bilder von ihm. Mal sei er eher der Intellektuelle und dann der ganz Wilde, erzählt Stahlschmidt. „Ich habe überlegt, ob er der Revolutionär ist oder ein Naturmensch. Und eigentlich ist er beides, wenn man seine Biografie ansieht“, so Stahlschmidt. Das habe sie auch in ihrer hohl aufgebauten, gebrannten Terrakotta-Büste zum Ausdruck bringen wollen.

Die Künstlerin hat außerdem für die Ausstellung auf großen Bannern aus transparentem Polyester freie Interpretation der Beschreibungen Fontanes in seinem 1870 erschienenen Aufsatz „Der Schwielow und seine Umgebung“ gezeichnet. Sie sollen wie in einem Rittersaal in der Kirche herabhängen, erklärt Weber. Die Werderaner Künstlerin Anadriotta A. Wodak zeigt zudem Fotografien, in denen sie sich mit Fontane beschäftigt und seinem Blick auf die Region beschäftigt. Bei ihren Wanderungen habe sie Dinge entdeckt, die Fontane auch schon vor 150 Jahren gesehen haben könnte, so Weber.

Zur Eröffnung der Ausstellung wird die Rostocker Pianistin Hildegard Clara Enders Stücke zum Thema „Fontane am Schwielow“ auf dem Konzertflügel der Kirche spielen und kleine Passagen des Schriftstellers lesen.

>>Die Ausstellung „Fontane +“ eröffnet am Sonntag, 28. Juni um 14 Uhr in der Kirche Petzow, Fercher Straße 52. Bis zum 22. September kann die Schau jeden Samstag und Sonntag von jeweils 12 bis 17 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.

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