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Am 11. Juni sind die ersten 27 Flüchtlinge in der Sporthalle des Wolkenberg-Gymnasiums in Michendorf angekommen.

© Björn Stelley

Asylbewerber in Michendorf: Flüchtlingsarbeit soll verstetigt werden

Die Nachricht, dass 100 Flüchtlinge in der Schulturnhalle in Michendorf untergebracht werden, hat viele überrascht. Viele Initiativen sorgten dann dafür, dass sich die Asylbewerber aufgenommen fühlen - die AG Flüchtlinge möchte gern weitermachen

Michendorf - Seit 1997 lebt Thomas Drachenberg im Michendorfer Ortsteil Langerwisch. Brandenburgs Chefdenkmalpfleger lebt gern in dem Ort, engagiert sich als Vorsitzender des Gemeindekirchenrates und seit Anfang des Jahres auch in der Arbeitsgruppe Flüchtlinge. Seit Juni lebe er sogar noch viel lieber hier, sagte der 53-Jährige in der jüngsten Gemeindevertretersitzung. Mit dem Einzug der Flüchtlinge in die Turnhalle des Wolkenberg-Gymnasiums habe sich eine Willkommenskultur in der Gemeinde entwickelt, die ihresgleichen suche.

„Viele Leute haben eine gemeinsame Sprache gefunden“, so Drachenberg. „Wir möchten ungern davon loslassen.“ Man müsse überlegen, wie die Flüchtlingsarbeit verstetigt werden könne. „Es muss geprüft werden, ob die Kommune, die Kirche oder Privatleute ein Grundstück bereitstellen könnten, auf dem der Landkreis mit seinen Wohncontainern ein Asylbewerberheim errichten kann.“

Die Turnhalle in Michendorf wird nach den Sommerferien wieder frei

Drachenberg sprach auch im Namen der AG Flüchtlinge, die sich Anfang des Jahres mit dem Ziel gegründet hat, Privatunterkünfte für Flüchtlinge bereitzustellen. Als der Landkreis Anfang Juni überraschend die Schulturnhalle als Notunterkunft für den nicht mehr beherrschbaren Flüchtlingsstrom in Beschlag genommen hatte, wurde die AG zum Ansprechpartner für alle, die den Neuankömmlingen helfen wollten. Wie berichtet sollen die rund 100 Flüchtlinge nach den Sommerferien in angemesseneren Unterkünften in Brück untergebracht werden, die Turnhalle wird dann wieder frei. Die AG Flüchtlinge mit Thomas Drachenberg meint, dass man es nicht dabei belassen sollte.

Viele Initiativen und politische Kräfte hätten dafür gesorgt, dass sich die Flüchtlinge in Michendorf herzlich aufgenommen fühlten, sagte Drachenberg. Nun gelte es, rauszukommen aus dem Modus, nur dringende Notfälle zu versorgen. Vielmehr sollten in der Gemeinde solide und dauerhafte Möglichkeiten geschaffen werden, um Flüchtlinge unterzubringen. Es sei eine Chance, durch den Zuzug zu neuen Qualitäten in der Gemeinde zu kommen. Drachenberg schlug einen Runden Tisch vor, um solche Themen weiterzudenken und auch um Ängsten in der Bevölkerung zu begegnen.

Engagement für Flüchtlinge bedankt

Die Gemeindevertretung beschloss am Montagabend immerhin einstimmig einen von der SPD angeregten Beschlusstext, in dem den Michendorfern für ihr Engagement für Flüchtlinge gedankt wird. Frei werdende Wohnungen im kommunalen Wohnungsbestand sollen dem Beschluss zufolge „nach einer Entbehrlichkeitsprüfung“ dem Landkreis zur Weitervermietung an Asylbewerber angeboten werden. Außerdem wird an Haus- und Wohnungseigentümer appelliert, bei Neuvermietungen „auch die Unterbringung von Flüchtlingen“ zu prüfen.

Dass die Turnhalle als Notunterkunft keine Dauerlösung war, stehe außer Frage, wie es in der Begründung des Beschlusstextes heißt. „Dies bedeutet aber nicht, dass wir nicht aktiv daran mitwirken wollen, auch in Michendorf dauerhaft Flüchtlinge und Asylsuchende aufzunehmen.“ Michendorf sei eine tolerante und weltoffene Gemeinde, mit rechtsextremen Aktivitäten, die nach der jüngsten Entwicklung zu beobachten waren, wolle man nicht in Verbindung gebracht werden. Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) schlug vor, die Vorschläge von Thomas Drachenberg im Sozialausschuss weiter zu beraten.

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