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Bewohner des Teltower Mühlendorfs sorgen sich angesichts explodierender Energiekosten um die Bezahlbarkeit ihrer Wohnungen.

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Ärger um Nebenkosten im Mühlendorf Teltow: Explodierende Nebenkosten

Mehrere Teltower müssen bis zu 2000 Euro für Fernwärmeversorgung nachzahlen. Es droht ein Rechtsstreit - und die Bewohner fühlen sich verschaukelt.

Teltow - Mitten im Sommer hat die Jahresendabrechnung des Fernwärmeversorgers GeoNRG Bewohner im Mühlendorf kalt erwischt. Wegen einer veränderten Preiskalkulation sehen rund 100 Mieter Nachforderungen in Höhe von 1500 bis 2000 Euro auf sich zukommen. „Das ist Wucher“, klagt eine Mieterin, die vor dem Hintergrund des ungewissen Ausgangs des Streits ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Als sie vor drei Jahren in die Yukonstraße in Teltow gezogen war, suchte sie Ruhe im Grünen, doch jetzt scheint es mit der Idylle erst einmal vorbei zu sein. Es droht ein Rechtsstreit. Die Mieter widerriefen ihre Einzugsermächtigungen, legten Widerspruch gegen die Abrechnungen ein. Indes schieben sich Vermieter und Energieversorger den Schwarzen Peter zu, beklagen sie.

Von Anfang an Probleme mit der Anlage

Vor drei Jahren kaufte die Ärzteversorgung Niedersachsen, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsens, vom Bauherrn Deutsche Eigenheim AG (vormals Design-Bau) 116 Doppel- und Reihenhäuser in dem auch als „TelTown“ bekannten Viertel. Die GeoNRG GmbH, eine Tochter des Projektträgers, baute die Geotherme in die Häuser ein und betreibt diese. „Schon anfangs gab es Probleme mit der Anlage“, erinnert sich die Mieterin aus der Yukonstraße. Zunächst erhielt sie keine Abrechnung, dann eine erste, bei der ihr ein Abschlag in Höhe von 80 Euro pro Monat für die Wärmeversorgung ihrer 130-Quadratmeter-Wohnung kalkuliert wurde. Soweit erschien ihr das normal. Doch nun der Schock. Weil die GeoNRG ihr Preismodell umstellte, soll sie nun einen Grundpreis für die Wärmeversorgung von etwa 2000 Euro statt der ursprünglichen rund 200 Euro zahlen. Dass sich mit der neuen Preiskalkulation zugleich die Kosten für den tatsächlichen Verbrauch verringern, sei nur ein schwacher Trost.

Obwohl sie weniger heizte und weniger Energie verbrauchte, verdoppelte sich ihr Gesamtpreis. So wie ihr geht es auch den anderen 100 Mietern, die von der GeoNRG mit Fernwärme versorgt werden. „Wir haben einen Vertrag mit der Ärztekammer und sind verpflichtet, das dort zugrunde gelegte Abrechnungsmodell zu verwenden“, erklärte der Geschäftsführer der GeoNRG in Hannover, Finn Duggen, den PNN. Das sei tragisch für die Bewohner, aber auch ein lange bekanntes Problem, das er versucht habe, im Vorfeld zu klären. Den Beteiligten sei jedoch nicht klar gewesen, welche Konsequenzen die Umstellung habe.

Häuser als "energieeffizient und günstig" angepriesen

Nach dem angesprochenen Vertrag müsse das Unternehmen die Abrechnung nach dem Modell der Teltower Fernwärme GmbH vornehmen, die andere Häuser im Mühlendorf versorgt. Diese hatte ihr Abrechnungsmodell im vergangenen Jahr umgestellt. Das Problem: Der Grundpreis orientiert sich nun an der maximalen Wärmeleistung der installierten Heizanlage. Danach werden für den Grundpreis rund 39 Euro pro Kilowatt berechnet. Während eine Leistung von etwa sieben Kilowatt normal üblich sei, hätten die in den Häusern der Niedersächsischen Ärztekammer eingesetzten Geotherme eine „unfassbare Höchstleistung von 55 Kilowatt“, so die Mieter. Ob die Leistung jemals abgerufen worden ist, sei jedoch nie geprüft worden, monieren sie. Das wollen die Bewohner nun nachholen. Sie fühlen sich auch deshalb verschaukelt, weil ihnen die Häuser damals als besonders „energieeffizient und günstig“ schmackhaft gemacht worden seien.

Nebenkosten von nicht mehr als einem, maximal zwei Euro pro Quadratmeter seien den Mietinteressenten damals versprochen worden. Die Ärztekammer räumt ein, von dem „Thema überrollt worden zu sein“, so der Direktor Immobilien, Frank Adelstein. Die Kammer ist inzwischen um Schadensbegrenzung bemüht und kündigte an, im Falle eines Rechtsstreites diesen für die Mieter auszutragen. Zuvor sollen aber nochmals Gespräche mit der GeoNRG und der Teltower Fernwärme gesucht und die rechtlichen und technischen Gegebenheiten geprüft werden, erklärte er. 

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