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20 Millionen Euro für neues Forschungszentrum: Krankheitsmolekülen auf der Spur

Das Land Brandenburg fördert den Neubau eines Forschungszentrums in Bergholz-Rehbrücke mit 20 Millionen Euro.

Nuthetal - Gute Aussichten für die Forschungslandschaft im Raum Potsdam: Rund 55 Millionen Euro will Brandenburg 2018 in die Hochschulen des Landes investiert werden. Dies gaben das Finanzministerium und der Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt. Die größte Einzelinvestition – ein Betrag in Höhe von 20 Millionen Euro – fällt dabei auf das Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Potsdam in Bergholz-Rehbrücke. Errichtet werden soll ein neues Forschungsgebäude.

Am Standort in der Gemeinde Nuthetal gibt es das Deutsche Institut für Ernährungswissenschaften und das zur Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zählende Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Potsdam (IEW). Wie Burkhard Kleuser, Inhaber des Lehrstuhls für Toxikologie sowie geschäftsführender Leiter des IEW, den PNN sagte, soll noch im Januar die Ausschreibung starten. Mit dem Baubeginn werde im Frühjahr gerechnet. Auf einer Freifläche werde ein dreigeschossiges Forschungsgebäude mit Außenflächen von 36 mal 39 Meter entstehen.

Moleküle, die an bestimmten Krankheiten beteiligt sind

Im Erdgeschoss des neuen Zentrums werde es ein Analytikzentrum mit Forschungsapparaten geben, darunter Massenspektrometer. Mit diesen Geräten können Forscher die Masse von elektrisch geladenen Teilchen bestimmen. „Vereinfacht gesagt wird in dem Gebäude versucht, Moleküle zu identifizieren, die an bestimmten Krankheiten beteiligt sind“, erklärt Kleuser. Durch die Bestimmung spezieller Moleküle kann beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Krankheit auftritt, berechnet werden.

Außerdem bekommt jede der vier Abteilungen des Ernährungswissenschaftsinstitut Raum für Forschungsvorhaben in dem entstehenden Gebäude. Am IEW sind die vier Lehrstühle Biochemie der Ernährung, Ernährungstoxikologie, Lebensmittelchemie sowie Physiologie und Pathophysiologie der Ernährung angesiedelt.

Für das neue Forschungsvorhaben reicht der vorhandene Platz nicht mehr aus

Angeboten werden an dem Institut der Bachelor-Studiengang Ernährungswissenschaften, der gleichnamige und darauf aufbauende Masterstudiengang sowie der noch relativ neue englischsprachige Masterstudiengang Toxicology. Jedes Jahr bewerben sich rund 1000 Studieninteressierte am Institut – vergeben werden jedoch noch 65 Bachelor- beziehungsweise jeweils 25 Masterstudienplätze.

Dies werde sich auch nicht durch das neue Gebäude ändern, sagt Kleuser. „Es handelt sich um Forschungsvorhaben. Der jeweilige Platz in den vorhandenen Räumlichkeiten reicht nicht mehr aus“, sagt der Professor. Derzeit arbeiteten am Institut rund 100 Mitarbeiter, davon 30 dauerhaft und andere über drittmittelfinanzierte Projekte. Er gehe davon aus, dass mit Fertigstellung des neuen Forschungsgebäudes weitere Mitarbeiter benötigt werden.

In Rehbrücke stehen „alle Zeichen auf Wachstum"

„Die räumliche Lage im Institut für Ernährungswissenschaften war ja von jeher prekär“, sagt Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam. Daher freue sich die Universität außerordentlich über die Mittelzuwendung. „Errichtet werden soll ein modernes Gebäude, das der Lehre und Forschung am Standort gerecht wird“, sagt er. Der besonders nachgefragte Studiengang Ernährungswissenschaft erfordere es, dass die Studierenden und Lehrenden adäquate Arbeitsbedingungen vorfinden. Gerade in Rehbrücke stünden „alle Zeichen auf Wachstum“. Es werde auch überlegt, einen Teil der gesundheitswissenschaftlichen Fakultät am dortigen Standort anzusiedeln.

Der Studiengang Ernährungswissenschaft wurde im Wintersemester 1992/1993 an der Universität Potsdam ins Leben gerufen und im Jahr 1994 wurde das Institut für Ernährungswissenschaft gegründet. Bereits seit 1945 wird an dem Standort Rehbrücke Ernährungsforschung betrieben. Am gleichen Standort ging aus dem Zentralinstitut für Ernährung das Deutsche Institut für Ernährungsforschung hervor.

Laut Finanzministerium sollen die Bauvorhaben – neben dem Standort Bergholz-Rehbrücke werden auch der Campus Potsdam-Golm und die Universität Cottbus ausgebaut – 2020 fertiggestellt sein. Von den zur Verfügung gestellten 55 Millionen Euro werden 22 Millionen vom Land Brandenburg aufgebracht, die restlichen 33 Millionen Euro stammen aus EU-Mitteln.

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Hintergrund: Zwei neue Zentren für Golm

Am Campus Golm, auf dem das Max-Planck-Institut und der Wissenschaftspark untergebracht sind, wird ebenfalls für die Universität Potsdam gebaut werden. Hier entsteht ein neues Zentrum für Naturstoffgenomik. Das Neubauvorhaben für rund 14,8 Millionen Euro basiert auf der an der Universität Potsdam vorhandenen Expertise im Bereich der Pflanzengenomforschung und soll die Voraussetzungen schaffen, diese künftig auch verstärkt für die angewandte Forschung zu nutzen. Am neuen Forschungszentrum sollen unter Anwendung modernster Methoden der Molekularbiologie, Genomforschung, Biochemie, Bioinformatik und Systembiologie genetische Informationen gewonnen werden, um neue Wirkstoffe für die Medizin zu produzieren. Der geplante Neubau wird mit Flächen für die Etablierung von drei Professuren, Räumlichkeiten für Arbeitsgruppen und den notwendigen Forschungslaboren moderne Bedingungen für diese Zwecke zur Verfügung stellen.

Außerdem wird am Campus Golm ein weiteres Forschungs- und Technologiezentrum namens „Earth & Environment Centre“ (EEC) errichtet werden. Investiert werden dafür am Standort zirka 13 Millionen Euro. In dem Zentrum werden sich Forscher mit interdisziplinären Fragen der Geo-, Klima- und Umweltwissenschaften beschäftigen. Durch die Vernetzung von Forschung und Wirtschaft sollen mit dem Neubau die Potenziale der Geoinformationswirtschaft gestärkt werden.

„Am Standort Golm gibt es noch viel Platz“, sagt Universitätspräsident Oliver Günther. Mittelfristig solle es nicht nur die beiden neuen Zentren geben – auch das Angebot an Studienfächern und die Zahl von Studienplätzen sollen ausgeweitet werden. Da seien die Neubauvorhaben ein „natürlicher Schritt“. „Es ist eine tolle Sache, dass wir als Universität von der positiven Finanzlage des Landes Brandenburg profitieren“, sagt Günther weiter. 

Anne-Kathrin Fischer

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