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Die FDP kann sich vorstellen, Teile Potsdams zu untertunneln (Symbolbild).

© Andreas Klaer

Kommentar | Potsdamer Verkehrspolitik: Tunnelblick

Potsdams FDP-Fraktion fordert eine unterkellerte Verkehrsführung in Richtung des geplanten Viertels Krampnitz - die Mühe hätte sich die Partei sparen können. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Henri Kramer

Zu den verlässlichen Wiedergängern der stetigen Debatten um die Potsdamer Verkehrspolitik gehört, dass alle paar Jahre irgendjemand irgendwo einen Tunnel fordert. Diesmal ist es die FDP-Fraktion, die so eine unterkellerte Verkehrsführung fordert – und zwar in Richtung des geplanten Viertels Krampnitz. Demnach soll die Stadt prüfen, ob die Bundesstraße 2 auch in einen Autotunnel unter die Insel bei Neu Fahrland passen könnte – damit obendrüber die Tramtrasse und ein Radschnellweg hinpassen. 

Das fordern die Liberalen in einem Antrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung und präsentieren gleich eine erste Rechnung, unter Berufung auf „mittlere Erfahrungswerte im europäischen Vergleich“, wie es in dem Antrag heißt: „Die Kosten eines zweispurigen Straßentunnels belaufen sich auf rund 30 Millionen Euro pro Kilometer Länge.“

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Schade für die FDP ist nur, dass Potsdamer Verkehrsplaner diese Idee längst geprüft haben. Ein simpler Blick in die Online-Dokumentation des vom Verkehrsbetrieb (ViP) durchgeführten Bürgerdialogs zur Tramerweiterung hätte genügt. Dort steht, dass so eine Lösung prinzipiell zwar möglich, aber zu teuer sei. Im Klartext: „Für eine Tunnelanlage ergeben sich sehr hohe Unterhalts­ und Investitionskosten (mehr als das Zehnfache), welche zu den auf der B2 vorhandenen Verkehrsmengen in einem nicht vertretbaren Verhältnis stehen. 

Dabei fließen neben den üblichen Baukosten auch weitere Folgekosten, wie der Eingriff in die örtliche Trinkwasserschutzzone mit ein. Ein Straßentunnel stellt daher leider keine finanzierbare Variante dar. Darüber hinaus ziehen Straßentunnel an den Ein­ und Ausfahrten einen erheblichen Eingriff in Natur und Landschaft nach sich.“ Das alles sollten gerade FDP-Politiker, die stets auf Kosten-Nutzen-Vergleiche drängen, durchaus verstehen. Prädikat: Eine untote Idee wird aufgewärmt nicht besser.

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