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Auch an diesem Montag wird in Potsdam wieder gegen die Impfpflicht demonstriert.

© Ottmar Winter

Kommentar | Corona-Proteste: Bitte besonnen

In der Corona-Pandemie werden oft Schubladen aufgemacht und Kritiker eingeordnet. Doch gegenseitige Stigmatisierungen sind bei der Bewältigung der Pandemie keine Hilfe. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Matthias Matern

Der Trend ist nicht völlig neu, aber bedenklich. Der Wunsch, in wenigen Worten Sachverhalte und Botschaften an den Mann und an die Frau zu bringen, birgt die Gefahr der Unvollständigkeit und Pauschalisierung. Manchmal, aber nicht immer, steckt sogar Absicht dahinter. Schon während der großen Flüchtlingsbewegung 2015 wähnte sich der ein oder andere als „Fremdenfeind“ abgestempelt, weil er Probleme ansprach. 

In der Corona-Pandemie werden wieder oft Schubladen aufgemacht und Kritiker eingeordnet. Doch nicht jeder, der eine allgemeine Impfpflicht kritisch sieht und dies im Rahmen einer angemeldeten Demonstration zum Ausdruck bringt, ist rechter Verschwörungstheoretiker. Und auch nicht jeder, der auf der anderen Seite an den Gegendemonstrationen teilnimmt, ist ein autoritätshöriger Naivling, der vor der Wahrheit die Augen verschließt. 

Die gegenseitigen Stigmatisierungen bringen uns bei der Bewältigung der Pandemie kein Stück weiter. Statt auf beiden Seiten neue Feindbilder aufzubauen und zu pflegen, sollten wir darauf achten, dass nicht verloren geht, was uns angeblich als freiheitliche Gesellschaft auszeichnet: Meinungen frei äußern zu dürfen und anderen zuzuhören, auch wenn sie andere Positionen vertreten. Statt Stigmatisierung ist Besonnenheit gefragt.

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