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Am 12. Mai wurde der neue Hafen in Teltow eröffnet.

© Manfred Thomas

Neue Marina: Teltows Hafen ist endlich eröffnet

Nach fünf Jahren Bauzeit und mehreren Pannen ist es endlich soweit: Teltow hat eine eigene Marina.

Von Sarah Stoffers

Teltow - Leinen los für Teltows bisher größtes Bauprojekt: Am Sonntag eröffnete die neue Marina der Stadt Teltow am Zeppelinufer offiziell ihre Pforten. Zahlreiche Besucher waren gekommen, um sich ein Bild von dem in der Öffentlichkeit viel diskutierten Großprojekt der Stadt zu machen. Die ersten Kanuten paddelten im Hafenbecken herum. Auch einige Boote hatten ihre Leinen festgemacht. Die Gäste konnten sich auf einigen davon umsehen. 

Auch die Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung, Kathrin Schneider, Landrat Wolfgang Blasig, die Bundestagsabgeordnete Manja Schüle (alle SPD) sowie Bürgermeister der Nachbarkommunen wie Stahnsdorfs Rathauschef Bernd Albers (BfB) und Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) waren zur Eröffnung gekommen.

Immer wieder Probleme beim Teltower Hafen-Projekt

Mehr als fünf Jahre hat der Bau des Hafens gedauert. Dabei gab es immer wieder Probleme: zu entsorgende Altlasten eines ehemaligen Betonwerks, Verzögerungen am Bau, Streit um die Vergabepraxis, eine Klage wegen Gutachten. Die Kosten waren in dieser Zeit von ursprünglich 5,5 Millionen Euro auf 15 Millionen explodiert. Das hatte auch zu viel Kritik an der Stadtverwaltung und Auseinandersetzungen unter den Stadtverordneten geführt.

„Ein Hafen ist nichts für Feiglinge, genauso wenig wie Berliner Flughäfen“, sagte Landrat Blasig zur Eröffnung. Der Hafen sei richtungsweisend. In vielen Jahren würden die nachkommenden Generationen irritiert sein, dass das Projekt einmal so umstritten war, ist sich Blasig sicher.

Bürgermeister Schmidt: "Es liegt eine schwere Zeit hinter uns"

Auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) hat die vielen Querelen der vergangenen Jahre nicht vergessen. „Es liegt eine schwere Zeit hinter uns“, erklärte er bei der Eröffnung. Kommunalpolitische Auseinandersetzungen gehörten aber nun einmal zu einer Demokratie. Das Projekt sei jedoch immer von einer Mehrheit der Stadtverordneten getragen worden, so Schmidt. 

Für ihn sei der Hafen eine Investition für die nächsten Generationen, so Schmidt gegenüber den PNN. Den Kritikern unterstellt er, keine Weitsicht zu haben. Ob sich der Hafen rentieren wird? „Die Leute sagen, dass der Hafen die Teltower pro Kopf 500 Euro kostet“, sagt Schmidt, „aber rechnen wir mal 20, 30 Jahre weiter. Das ist ein Infrastrukturprojekt für alle, die hier wohnen.“

Hafen sei ein wichtiges Projekt für Teltow

Auch viele Teltower sehen die Zukunft der Marina positiv. „Das ist ein historisches Ereignis. Das ist einmalig und kommt niemals wieder“, sagt etwa Ex-Bürgermeister Siegfried Kluge zur Eröffnung gegenüber den PNN. Er lenkte die Geschicke der Stadt von 1994 bis 2001. Über den Hafen sei viel Positives und Negatives in der Presse berichtet worden, so Kluge. „Wer am Ende Recht haben wird, wird die Zukunft zeigen.“ Er selbst ist der Ansicht, dass der Hafen ein wichtiges Projekt für die Stadt Teltow ist. „Es kann sich nur positiv entwickeln“, sagt er voller Überzeugung. 

Teltows ehemaliger Bürgermeister Siegfried Kluge.
Teltows ehemaliger Bürgermeister Siegfried Kluge.

© Manfred Thomas PNN

Bei dem immensen Wachstum der Stadt gebe es zurzeit viel zu wenig kulturelle Möglichkeiten und Erholungspunkte in Teltow. „Die Kanalaue müsste ein wichtiges Erholungsgebiet werden.“ Bis dahin gebe es jedoch noch einiges zu tun, sagt Kluge im Hinblick auf die weiteren Planungen, wie etwa das Hafengebäude mit Gastronomie.

Noch wird ein dritter Investor gesucht

Wie berichtet wird noch ein Investor dafür gesucht. Derzeit läuft die dritte Ausschreibung. Die Stadt rechnet im November zur Vergabe mit einem entsprechenden Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Außerdem soll noch eine Radfahrerbrücke über der Hafeneinfahrt und auf dem Areal westlich des Hafens eine Gewerbefläche mit einem Winterlager entstehen. 

Das gesamte Areal werde noch mindestens drei Jahre Bauzeit brauchen, erklärte der neue Hafenbetreiber Thomas Klemm. Bis auf das Hafenbecken und die eigens zur Eröffnung aufgebauten Imbiss-Buden und die Bühne ist daher im Hafen noch nicht allzu viel zu sehen, weswegen nicht alle von dem Projekt hundertprozentig überzeugt sind. „Ich persönlich bin immer noch skeptisch“, sagt etwa die 21-jährige Pauline aus Teltow, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte. Ihr fehlen die kulturellen Einrichtungen, wie etwa ein Café. Sie sei jedoch positiv überrascht gewesen, da der Hafen besser aussehe, als sie gedacht habe.

Kostenexplosionen gebe es auch bei anderen Kommunen

Doch kritische Stimmen bleiben bei der feierlichen Eröffnung die Ausnahme. Wie die meisten Angesprochenen findet auch das Ehepaar Eckhard und Edith Lowack den Hafen toll. Sie wohnen erst seit einem halben Jahr in der Stadt, haben aber die Diskussionen um das Bauprojekt mitverfolgt. „Wenn der Bürgermeister und der Landrat nicht den Mut gehabt hätten, dann würde es niemals vorwärts gehen“, sagt Edith Lowack. 

Die Kostenexplosion sei nichts Neues, das gebe es auch bei anderen Vorhaben in anderen Kommunen. „Wenn man nichts riskiert, wird nie etwas Neues entstehen.“ Nur dass der geschichtliche Hintergrund des Geländes bei den Bauarbeiten zu wenig bedacht wurde, sieht das Ehepaar im Hinblick auf die gefundenen Altlasten ein wenig kritisch. Der Kleinmachnower Siegfried Zugehör sei wegen des anspruchsvollen Areals damals erstaunt gewesen, als die Stadt an der jetzigen Stelle den Hafen bauen wollte. „Was daraus entstanden ist, überrascht mich positiv“, so Zugehör. 

Es werde sich sicherlich noch gut weiterentwickeln, wenn erst alles richtig ausgebaut sei. „Hier einen Standort für Boote zu bekommen, ist einfach toll. Ich denke, es wird gut angenommen werden.“ Die Kosten für den Bau seien zu Beginn zu gering berechnet worden, nun sei es teurer geworden. Aber die Hauptsache sei, dass etwas Gutes für die Stadt entstanden ist, so Zugehör.

+++ Hintergrund: Chronik zum Bau des Teltower Hafens:

Die Marina am Zeppelinufer ist der erste Hafen seit Eröffnung des Teltowkanals im Jahr 1906, die neu gebaut wurde. Die allererste Kostenschätzung lag noch bei 5,5 Millionen Euro. Am Ende sind es nun rund 15 Millionen Euro und damit eine der größten Investitionen der Stadt Teltow. Die ersten Planungen für das Großprojekt wurden bereits 2008 im sogenannten integrierten Stadtentwicklungskonzept festgeschrieben. Im Juni 2012 kaufte die Stadt das dafür vorgesehene 10 000 Quadratmeter große Grundstück im Bereich Jahnstraße Ecke Badstraße. Ein weiterer angrenzender Grundstücksstreifen wurde im Sommer 2014 erworben. Im November 2014 erfolgte der symbolische Spatenstich, die Bauarbeiten begannen im Januar 2015. Im Juli desselben Jahres müssen die Arbeiten gestoppt werden: Altlasten eines ehemaligen Betonwerks werden gefunden, wie Betonfundamente, Betonpfähle, Bewehrungsstahl und Bauschutt. Auf einer Teilfläche des Hafengeländes muss der Boden komplett ausgetauscht werden. Hinzu kommen Probleme mit dem Grundwasserspiegel. Die Bauarbeiten verzögern sich: Die geplante Eröffnung im Mai 2017 wird auf die Saison 2018 verschoben. Wegen der stetig steigenden Kosten für den Hafenbau beauftragen die Stadtverordneten im Sommer 2016 einen Gutachter, der die Gründe untersuchen soll. Auf Grundlage der Ergebnisse reichte die Stadt 2018 Klage gegen das Institut für Wasserbau der Hochschule Bremen als auch zwei weitere Firmen ein, die mit den Erstgutachten zur Bodenanalyse befasst waren. Ihnen wurde vorgeworfen, nicht gründlich genug gearbeitet zu haben. Das Gutachten ist bis heute nicht öffentlich einsehbar. Ende 2016 und Anfang 2017 bringt eine Spezialfirma hunderte sogenannter Rüttelstopfsäulen in den Boden ein, um die Böschungen des Hafenbeckens zu stabilisieren. Stegrohre werden in den Boden gerammt, auf denen später die Steganlage aufsitzen soll. Am 25. August 2017 ist der erste Durchstich zum Teltowkanal. Weil eine Abrutschung des Hafenbeckens droht, werden im Mai 2018 Spundwände an der Westseite eingebaut. Da die Planungen und Genehmigungen dafür dauern, verschiebt sich die Eröffnung des Hafens erneut. Ende Juli ist das Hafenbecken und die Hafeneinfahrt fertiggestellt, die Stege werden angebracht. 2018 können sich die Teltower bei einem Tag der offenen Tür erstmals ein Bild von ihrem neuen Hafen machen. Im Januar 2019 wird der neue Hafenbetreiber Thomas Klemm gefunden. 

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