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Johann Gottlob Samuel Rösel malte 1828 Goethes Wohnhaus in Weimar und schickte seinem Idol auch Bilder zu. 

© Aquarell: Samuel Rösel

Zum Geburtstag von Samuel Rösel: Der traurige Goethe-Fan

Samuel Rösel, der Zeichenlehrer Friedrich Wilhelms IV. liegt in Bornstedt begraben und wäre dieses Jahr 250 Jahre alt geworden.

Potsdam - Der arme Rösel! Da schickt der Maler und Grafiker Johann Gottlob Samuel Rösel an sein großes Idol Johann Wolfgang Goethe zu dessen Geburtstagen am 28. August Zeichnungen als Geschenk nach Weimar: Die Darstellung des Brunnens im Hof von Goethes Elternhaus in Frankfurt am Main, das Geburtshaus des Dichters Torquato Tassos in Sorrent sowie die väterliche Burg des Götz von Berlichingen in Jagsthausen. Doch undankbar ist der berühmte Dichter! Keine Bestätigung erhält Rösel in Potsdam, dass seine Sendungen von 1823, 1825 und 1826 angekommen sind. Rösel bat daraufhin den Komponisten und Musikprofessor Karl Friedrich Zelter, einem Duzfreund des Dichters, nachzufragen, ob er die Arbeiten erhalten habe. Am 8. August 1827 schreibt er an Goethe: „Nun will und wird er Dir zum 28. August dieses Jahres wieder etwas an Dich selbst senden, und wenn Du ihm dafür ein Wort oder gar eine Zeile gönnst, so springt der alte Jüngling mir übers Dach in die Stube“.

Der am 9. Oktober 1769, also vor 250 Jahren in Breslau geborene Johann Gottlob Samuel Rösel, der an der Königlichen Bauakademie Berlin lehrte, gehörte zum engeren Künstlerkreis des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.). Er wurde sogar der Zeichenlehrer des Hohenzollern-Prinzen. Befreundet war der Maler und Grafiker auch mit der Familie Mendelssohn, mit dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, mit dem Landschaftsgestalter Peter Joseph Lenné, mit Karl Friedrich Zelter. Reisen führten ihn vor allem nach Italien, dem „Land der Sehnsucht“.

Porträt des Landschaftszeichners und Kunstprofessors Johann Gottlob Samuel Rösel.
Porträt des Landschaftszeichners und Kunstprofessors Johann Gottlob Samuel Rösel.

© Ludwig Emil Grimm

Rösel liegt in Potsdam begraben

Rösel lebte in einer Wohnung in der Friedrichstraße/Ecke Mohrenstraße in Berlin. Als er schwer erkrankte und sich nicht mehr selbst versorgen konnte, holte ihn König Friedrich Wilhelm IV. 1842 ins Schloss Charlottenhof nach Potsdam. Dort wurde er gepflegt, dort starb er am 8. Juli 1843. Die Königliche Akademie der Künste Preußens vermerkte in ihrer Chronik: „Johann Gottlob Samuel Rösel … wurde am 14. Februar 1824 zum ordentlichen Mitgliede der Akademie gewählt. Schon vorher war er königlicher Professor und Zeichenlehrer an der Bauschule. Als geistreicher Landschaftszeichner geschätzt, bis ins Alter von unverwüstlicher Heiterkeit und bei beschränkten Mitteln unermüdlich im Wohltun, folgt ihm das ehrende Andenken zahlreicher Freunde. Von königlicher Huld in den Gartenschlössern bei Potsdam bis an sein Ende gepflegt, starb er ebendaselbst.“ Auf dem Bornstedter Friedhof fand er seine letzte Ruhestätte. Auf der gusseisernen Grabtafel kann man lesen: „Tretet leise an sein Grab / ihr Männer von edlem Herzen / denn er war euch nahe verwandt.“

Doch das Gedenken an Rösel verflüchtigte sich nach seinem Tod. Da half auch nicht Goethes Eloge an den Künstler „Rösels Pinsel, Rösels Kiel / sollte man mit Lorbeer kränzen: / Denn er that von je so viel / Zeit und Raum uns zu ergänzen“. Ob des Dichters Verse so ganz von Herzen kamen, ist fraglich. Schließlich verschenkte er Rösels Blätter an verschiedene Freunde, beispielsweise an den Dichter Friedrich Maximilian Klinger, einem Jugendfreund aus Frankfurter Tagen. In Goethes privater Kunstsammlung ist kein einziges Bild von Rösel zu finden. Erst das Goethe-Nationalmuseum erwarb ein Aquarell. Es zeigt das Wohnhaus des Dichters am Weimarer Frauenplan. Auch im Städel Museum in Frankfurt am Main oder in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten werden Kunstwerke von Rösel aufbewahrt.

Theodor Fontane entdeckte Rösel neu

Theodor Fontane hat dem Künstler mit einer Frage wieder die gebührende Aufmerksamkeit verschafft. Als er 1869 oder 1870 den Bornstedter Kirchhof besuchte, entdeckte er auch das Grab Rösels am ursprünglichen Bestattungsort. 1917 wurde es bei der vom Kirchhof zum Friedhof verlegt. Der Name war Fontane unbekannt. In seinem Havelland-Band der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ fragte er die Leser „Wer war er?“ Zahlreich waren daraufhin die Reaktionen. Und so ließ er in einer neuen Auflage im Jahre 1880 dem Kapitel „Bornstädt“ ein neues Kapitel folgen, das als Überschrift eben jene Frage trägt: Wer war er? In der Einleitung schreibt der Autor: „Diese Frage, so wenig passend sie sein mochte, namentlich um des Tones willen, in dem ich sie stellte, hat wenigstens das eine Gute gehabt, mir eine Fülle von Zuschriften einzutragen, aus denen ich nunmehr imstande bin, ein Lebensbild Rösels zusammenzustellen.“ 

>>Eine Gedenkfeier zum 250. Geburtstag von Samuel Rösel findet am 9. Oktober um 15 Uhr in der Bornstedter Kirche statt

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