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Zum 75. des Grafikers Manfred Butzmann: Anprangern und Einheizen

Manfred Butzmann gehörte in der DDR zu den Aufrüttlern, deren feinsinnige politische und sozialkritische Botschaften man gebannt verfolgte. Jetzt ist er 75 geworden.

Potsdam - Gefühlt ist er ein Berliner, auch wenn er in Potsdam geboren wurde und seit zehn Jahren wieder hier lebt. Aber es sind vor allem seine Ansichten von den engen Berliner Hinterhöfen, den schwarzen Giebelwänden, der vom Abriss bedrohten Gasometer und der betonschweren Grenzmauer, die sich eingeschrieben haben. Manfred Butzmann, der am gestrigen Donnerstag seinen 75. Geburtstag feierte, gehörte in der DDR zu den Aufrüttlern, zu den streitbaren Geistern, deren feinsinnige politische und sozialkritische Botschaften man gebannt verfolgte.

In seinen poetisch-melancholischen Grafiken gab es immer Widerhaken. Diese stießen bei den Kulturoberen oft auf Ablehnung und waren umso beliebter bei den Käufern auf den Grafikmärkten. Butzmann, auch Aktivist in der kirchlichen Friedensbewegung, prangerte die ökologischen Verwerfungen an, kritisierte die vormilitärische Ausbildung an den Schulen und forderte Gedankenfreiheit ein. Viele seiner politischen Plakate wurden verboten. Auch nach dem Mauerfall blieb er der Mahner, der das Übersehene und Verdrängte, das Widersprüchliche, nicht Gewollte auf seinen Plakaten, Aquarellen und Grafiken beleuchtet.

Potsdam und Berlin gehörten für ihn schon immer zusammen

Seine Wohnung in Pankow, in der er mit seiner Frau drei Kinder groß gezogen hat und legendäre Künstlerfeste feierte, musste er 2007 auf Druck des Vermieters verlassen. Nun wohnt er wieder im Bornimer Elternhaus, mit Garten davor. Zur Freude seiner Frau, die Gärtnerin ist, so wie einst sein Vater. Der wurde 1945 im Volkssturm von russischen Soldaten erschossen. Der dreijährige Sohn Manfred kam zu Verwandten auf einen Bauernhof nach Eutzsch. 1955 holte ihn die Mutter nach Potsdam zurück. Während der Lehre und des Studiums in Berlin-Weißensee bei Werner Klemke und Arno Mohr pendelte Manfred Butzmann lange Zeit zwischen Potsdam und Berlin, die für ihn immer irgendwie zusammengehörten.

Klare Meinung zum Hotel Mercure

Da er nun direkt am Wald wohnt, wird auch der Wald für ihn zum Thema. „Das unterschiedliche Licht, die Jahreszeiten – alles ist natürlich noch intensiver, als es in der Stadt sein könnte. Ich gehe auch gerne auf das Feld raus und male dort. Das ist etwas Wunderschönes“, sagte er einmal in einem PNN-Interview. Aber er schaut auch auf die bebaute Landschaft, auf drohende Verluste, die er in seiner Reihe „Heimatkunde“ immer wieder künstlerisch bewegt. Er freut sich, wenn in Potsdam so lautstark über Architektur gestritten wird und natürlich hält er auch mit seiner eigenen Meinung nicht hinterm Berg. So ist das Mercure für ihn unbedingt erhaltenswert und habe nichts mit DDR-Piefigkeit zu tun. „Die Leute, die das Hotel weg haben möchten, haben scheinbar noch nie vom Hotel auf die Stadt geguckt und auch nicht erkannt, dass die Senkrechte zum Schloss auch ein inhaltsreicher Kontrast sein kann.“ Der ehemalige Bundespräsident Wolfgang Thierse sagte 2009 bei einer Vernissage von Manfred Butzmann im Mühlenhaupt-Museum im brandenburgischen Bergsdorf: „Unsere Gesellschaft wäre sehr viel ärmer, sehr viel einfältiger ohne solche Künstler und Bürger, die ihr kräftig einheizen – aus Interesse an ihrem Erhalt und ihrer Vervollkommnung.“

Manfred Butzmann, der mit seinen Arbeiten in zahlreichen Museen, wie im Deutschen Historischen Museum Berlin, den Staatlichen Museen Berlin, im Potsdam-Museum, der Leningrader Eremitage und nicht zuletzt im Victoria and Albert Museum in London vertreten ist, wird sich auch künftig nicht im Bornimer Wald verstecken.

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